Während des Diesel-Skandals spricht VW am liebsten über Benzin: Das Golf Facelift bekommt einen neuen Volumen-Otto-Motor mit 150 PS. Erste Fahrt im Golf 1.5 TSI.
Palma de Mallorca – Ein paar Diesel hat VW zum Golf-Termin mitgebracht. Die Motoren bleiben wichtig: 2016 waren 40 Prozent aller verkauften VW Golf TDIs. Doch in Zeiten des Dieselgate liegt der Schwerpunkt (jetzt) auf Benzinern und (später) auf alternativen Antrieben. Die Diesel laufen unverändert weiter. Komplett neu ordnet VW die Benzin-Palette im Golf. Bisher war der 1,0-Liter-Dreizylinder nur der teure Sparmotor im „Blue Motion“-Modell. Mit der Modellpflege ersetzt er mit 85 und 110 PS die 1,2-Liter-Vierzylinder. Noch wichtiger: Im gelifteten Golf 7 setzt VW neue 1,5-Liter-Turbobenziner mit 130 und 150 PS ein. Sie werden die neuen Volumenmotoren. Die 130-PS-Variante startet später im Spritsparmodell. Bei unserer ersten Fahrt mit einem Prototyp machte der Motor einen guten, komfortablen Eindruck. Den bestätigt die leistungsstärkere Version: Der 150-PSler zieht den Golf kräftiger, aber ähnlich unspektakulär. Die Kraft fließt angenehmer im Vergleich zum Vorgänger mit 1,4 Litern Hubraum (1.4 TSI). VW verspricht eine reale Verbrauchsreduzierung für die Praxis. Besonders dann, wenn man die Leistung nutzt. Neue Schürzen, LED-Lampen optionalAbgesehen von den Benzinmotoren ändert sich wenig am Golf. Er bekommt neue Schürzen vorn und hinten, optional LED-Lampen statt Xenon-Scheinwerfer. Ausstattungslinien und viele Preise bleiben gleich, am Fahrwerk ändert sich nur die Abstimmung. Der Navi-Monitor wächst auf bis zu neun Zoll Diagonale und verliert alle Knöpfe. Eine haptische Rückmeldung am Display gibt es nicht. Bedient wird über Berührungen und Gesten. Eine nette Spielerei, aber selten hilfreich. Vieles lässt sich einfacher an den Tasten des Lenkrads einstellen. Den fehlenden Lautstärke-Drehregler vermissen wir. Dafür nutzt VW das große Display gut aus und stellt mehrere Funktionen gleichzeitig dar – zum Beispiel Navigation, Musik und Telefon. Optional stehen diese Informationen gut sichtbar im digitalen Tacho. Den übernimmt der Golf von Passat und Tiguan. Daher kommen auch neue elektronische Helfer. Ein Anhänger-Assistent rangiert das Gespann aus Golf und Anhänger selbstständig rückwärts. Ein Notfallassistent bremst, wenn der Fahrer nicht auf Warnhinweise reagiert. Abstandstempomat und Spurhaltehelfer steuern den Golf teilautonom bis 60 km/h durch den Stau. Das System muss eine Hand am Lenkrad spüren, denn die Verantwortung bleibt beim Fahrer. Gut: Die Position innerhalb der Spur bestimmt der Golffahrer, nicht der Vorausfahrende. Andere Varianten wehren sich gegen die Bildung einer Rettungsgasse. Sport nur beim GTIDas Fahrverhalten ändert sich zum Facelift nicht. Der Golf fährt weiter leise, komfortabel und sicher. Sport gibt es nur beim GTI, kleinere Modelle federn sanft über Unebenheiten. In flotten Kurven stützt sich die Hinterachse gut nach außen ab und hält das Auto gerade. Gegen Aufpreis schraubt VW wieder verstellbare Dämpfer ins Chassis. Die Unterschiede zwischen den Modi „Comfort“ und „Sport“ sind deutlich spürbar. Sie machen den Golf aber nicht zu Sportler oder Sänfte, nur etwas straffer oder weicher. In der Lenkung fehlt Widerstand, sie arbeitet sehr leichtgängig. Selbst bei den neuen Motoren gibt sich VW Mühe, alle Überraschungen zu vermeiden. Das Update soll vor allem an der Tankstelle auffallen. VW reduziert die Reibung und erhöht den Einspritzdruck. Im Prüfzyklus ergibt das beim 1,5er mit 150 PS einen schmalen Verbrauchsvorteil von 0,2 Litern gegenüber dem Vorgänger. 6,2 Liter Verbrauch auf der TestfahrtDas macht einen NEFZ-Verbrauch von 4,9 Liter pro 100 Kilometer. Auf unserer Testfahrt spritzte der 150-PS-Benziner durchschnittlich 6,2 Liter in die Brennräume. Derzeit steht noch der Vorgänger mit 1,4 Litern Hubraum in der Preisliste. Bei Beschleunigung und Geschwindigkeit unterscheiden sich die beiden fast nicht. Der Neue arbeitet jedoch harmonischer. Er startet im März 2017. Der schwächere 1,5er soll den Verbrauch um weitere 0,3 Liter senken. In ihm arbeitet ein Turbolader mit variabler Turbinengeometrie (VTG). Diese Technik kombiniert sonst nur Porsche mit Benzinmotoren. Zudem läuft der Motor im sogenannten „Miller-Zyklus“. Ein optimierter Verdichtungstakt sorgt für günstige Drücke im Brennraum und kühlere Abgase. Bei Vollgas muss nicht durch zusätzliches Benzin gekühlt werden. Als „Blue Motion“ bekommt er eine bessere Aerodynamik und Leichtlaufreifen. VW führt ihn im Sommer 2017 ein. Schon in der modernisierten Variante zu haben ist der Golf GTI. Er wird zum Facelift 10 PS stärker. Er behält seinen Rabauken-Charakter mit Karo-Sitzen und Golfball-Schaltknauf. Später folgt die neue Performance-Version mit 245 PS, mechanischem Sperrdifferenzial und großen Bremsen. In beiden Fällen arbeitet ein 2,0-Liter-Turbobenziner unter der Haube. Bald startet zudem der überarbeitete E-Golf mit 300 Kilometern NEFZ-Reichweite und etwas mehr Kraft. Nur den Plug-in-Hybrid behandelt VW ähnlich wie die Diesel. Bei ihm ändert sich auch nichts. Technische Daten VW Golf 1.5 TSI
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