London – Nur ein einziger Fahrer wurde jemals mit einem von ihm selbst konstruierten Auto Formel 1-Weltmeister: Jack Brabham, im Brabham BT19 mit V8-Aggregat. Vier Jahre später ging der Rennstall pleite. Knapp fünf Jahrzehnte später gibt es wieder einen Brabham-Sportwagen, passenderweise mit Achtzylinder-Motor zwischen den Achsen.
Freilich, der in London vorgestellte BT62 ist ein Supersportwagen, kein Formelrenner. Entwickelt ohne Beteiligung der Rennwagen - und Konstrukteurs-Legende aus Australien (verstorben 2014). Sohn David Brabham steht der in England registrierten Marke vor. Der fuhr in den 90er-Jahren ebenfalls Formel 1, doch richtig bekannt (und erfolgreich) wurde er erst später im Sportwagen.
710 PS ohne E-Motor und Turbolader
Im Mittelmotor-Sportler Brabham BT62 steckt ein 5,4-Liter V8 mit 710 PS. Ohne Zwangsbeatmung und E-Unterstützung
Wen wundert also, dass der erste Brabham der Neuzeit technisch stark an einen aktuellen GT3-Renner erinnert. Heckangetrieben. Ohne neumodische Spielereien wie ein Hybridsystem. Im BT62 liefert ein freisaugender 5,4-Liter V8 710 PS. Ohne Aufladung liegen Höchstleistung und das maximale Drehmoment von 667 Nm erst jenseits der 6.000 Umdrehungen an. Dass Kunden in irgendeinem Drehzahlbereich mangelnde Längsbeschleunigung lamentieren könnten, schließen wir bei einem Leergewicht von 972 Kilogramm (1,37 Kilogramm pro PS) aus.
Querdynamisch gibt es ohnedies keine Diskussionen: Das Spoilerwerk des Brabham generiert bis zu 1,2 Tonnen Abtrieb – damit könnte der 4,46 Meter lange Sportwagen bei höherem Speed theoretisch kopfüber an der Decke fahren. In den Radhäusern stecken Michelin-Rennslicks auf 18 Zoll-Felgen über einer Carbon-Keramik-Bremsanlage von Brembo.
Diese Herausforderung kostet 1,15 Millionen
Der Brabham BT62 ist für die Rennstrecke gedacht und kommt ohne Straßenzulassung. Und ohne Assistenzsysteme. Die solventen Hobby-Rennfahrer müssen die Flunder im Grenzbereich also alleine bändigen. Das wird laut David Brabham durchaus „herausfordernd“, der Sportwagen verlange vom Fahrer viel „Entschlossenheit“, gebe aber auch viel zurück. Nebst dem Fahrspaß meint der jüngste Sohn von Sir Jack damit wohl die Chance auf Fabel-Rundenzeiten.
Firmenchef David Brabham beschreibt seinen BT16 als "challenging", als Herausforderung für den Fahrer
Maximal 70 Käufer können das selbst herausfinden, mehr Autos entstehen nicht. Die Zahl sei eine Anspielung auf den Karrierestart von Jack Brabham. Vor ebenso vielen Jahren soll er in Down-Under an seinen ersten Rennen teilgenommen haben. Und noch einen Hinweis auf Firmen- und Familiengeschichte gibt es in der Modellpolitik: Die ersten 35 Exemplare kommen in spezieller Lackierung. Jede erinnert an eines der Rennfahrzeuge, mit dem das Team einen Sieg einfuhr. Der Preis ist unabhängig vom Lack. Inklusive eines Fahrer-Entwicklungsprogrammes kostet ein Brabham BT62 ab 1,15 Millionen Euro vor Steuern.
Das auf der Pressekonferenz gezeigte Modell in grün ehrt übrigens den Siegerwagen des Formel 1-Grand Prix von Frankreich 1966 in Reims. Für Jack Brabham war es der erste Erfolg auf dem Weg zu einem bis heute einzigartigen Weltmeistertitel.