Mit viel Verspätung baut VW endlich ein SUV im Kompakt-Segment: Der T-Roc kommt mit Golf-Maßen, aber ohne Golf-Biederkeit. Wir waren bei der Abnahmefahrt dabei.
Von Stefan Grundhoff Kapstadt – Mutige Autos von VW? Das ist lange her. Der erste Golf sah frisch aus. So viele Kanten nach all den Jahren VW Käfer. Danach kam in erster Linie Evolution, bis jetzt. Denn dieses Auto hat keinen Vorgänger. Und es sieht anders aus als die anderen: VW baut ein Golf-SUV, Codename T-Roc. Eigentlich viel zu spät. Aber vermutlich rechtzeitig, um erfolgreich zu sein. Zugegeben: Der T-Roc hätte noch mutiger sein dürfen. Aber sein Design ist etwas Neues. Bereits der getarnte Prototyp zeigt, dass hier frische Gedanken aus Wolfsburg kommen. Eine neue Front, die kurze Dachlinie mit Reling und ein knackiges Heck – kennt man weitgehend von der Genf-Studie aus dem Frühjahr 2014. Kein Gedanke daran, dass der VW T-Roc technisch betrachtet ein Zwilling des Audi Q2 ist. Er sieht innen wie außen komplett anders aus. VW T-Roc: Golf-SUV zum Golf-PreisQuelle: Volkswagen Dennoch verhält er sich zum Golf genauso wie der Q2 zum A3: Er wird ein Konkurrent. Abmessungen und Platzangebot sind ähnlich. Das SUV wird kaum kürzer, dafür etwas breiter und höher als der Golf. Das Design des T-Roc wirkt mutiger. Bei den Motoren fehlen allerdings die ganz schwachen und starken Versionen aus dem Golf-Programm. Erst im Herbst 2017 zeigt VW die Serienversion des T-Roc in Deutschland. MOTOR-TALK war mit dem Entwicklungsteam bereits in Südafrika unterwegs. Die ersten Testfahrten zeigen: Das Paket passt. Besonders, weil das Golf-SUV preislich ungefähr auf Golf-Niveau liegt. Bei 18.000 Euro soll es losgehen. Innen stecken unter Tarnmatten Module aus dem Konzernregal. Anders als bei Polo, Golf und Tiguan gibt es zudem viel bunte Farbe. Am Armaturenbrett, rund um Instrumente und Touchscreen traut sich VW einiges. Der T-Roc wird nicht bieder wie der Golf, sondern überraschend frisch. Benziner und Diesel mit 115 bis 190 PSZunächst bleibt es aber bei blickdichter Tarnung, hier und heute mit dicker Staubschicht. Ab 20 km/h zieht der Prototyp eine Fahne aus Dreck und Sand hinter sich her. Die miesen, zerklüfteten Pisten in Südafrika mag das kleine SUV nicht, ein Geländewagen will er nicht sein. Trotzdem knarzt und klappert wenig im Innenraum des Prototypen. Hier ist der Serienstand fast erreicht. Unter der Haube des Testwagens arbeitet jener Turbobenziner, den VW zum Facelift im Golf installierte: Ein 1,5-Liter-Vierzylinder mit 150 PS und 250 Newtonmeter Drehmoment wird der wichtigste Otto im T-Roc. Quelle: Volkswagen Er hängt leicht auf der Vorderachse und bewegt den 1,2-Tonner mühelos. Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit liegen etwa auf Golf-Niveau. Bedeutet: Gut acht Sekunden auf 100, 210 km/h Spitze. Am Sound muss VW allerdings noch arbeiten. Rund um den Einsfünfer bietet VW Benziner mit 1,0 und 2,0 Litern Hubraum und 115 bzw. 190 PS an. Zudem soll es drei Diesel mit 115, 136 PS und 150 geben. An den Motoren stecken manuelle Getriebe mit sechs oder Doppelkupplungsgetriebe mit sechs oder sieben Gängen. Stärkere Antriebe bekommen optional einen Allradantrieb. Im Herbst 2018 dürfte eine schnelle Version mit etwa 250 PS folgen – vielleicht sogar als T-Roc GTI. Die Plattform erlaubt zudem Hybride und eine Elektro-Version. Marktstart: Ende 2017Zum Jahresende startet im portugiesischen Werk Setubal die Serienproduktion des T-Roc. Dort baute VW bis vor kurzem den erfolglosen Eos. Das kleine SUV wird das Werk wohl stärker auslasten. Das Segment wächst stark, bisher fehlen in Wolfsburg aber die Modelle. Wenn VW noch ein paar Kleinigkeiten am T-Roc ausbessert, könnte er zu einem der wichtigsten Autos werden. VW T-Roc 1.5 TSI: Technische Daten
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