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Volvo 164-Restaurierung - Der große Rare aus dem Norden

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Mit viel Akribie restaurierte Heinz Vollmerhausen aus Herscheid bei Lüdenscheid einen Volvo 164. Das Oberklasse-Modell aus Schweden war schon zu seiner Bauzeit in Deutschland selten zu sehen.

Wie ist Heinz Vollmerhausen auf Volvo gekommen? Ganz einfach. In den 80er Jahren suchte er ein Alltagsgefährt mit individueller Note, und da kam ein Volvo 745 für die Familie mit fünf Kindern gerade recht.

Früher Geldnot, heute Hobby

Mit einem Blick auf seine beiden Volvo-Oldies in der Garage sagt der Familienvater: "Früher hat man geschraubt, um Geld zu sparen. Heute macht man das als Hobby." Vor einigen Jahren hatte es dem Sauerländer wieder in den Fingern gejuckt, und so investierte er einen Teil seiner Lebensversicherung in einen Buckel-Volvo, den er mit Hilfe eines Kfz-Mechanikers komplett restaurierte.

In Bezug auf das Hämmern, Schrauben und Schweißen ist Vollmerhausen ein Autodidakt, "und nach dem Buckel-Volvo fühlte ich mich so fit, dass ich den 164 allein anging." Den Volvo 164 bezeichnet er als seine heimliche Liebe. Aufgestöbert hat er den Wagen übers Internet, Standort Schleswig-Holstein. Geschickterweise wohnt dort seine Tochter, und als er sie besuchte, schaute er bei dem Händler mit dem Volvo vorbei.

Weil er ein sehr penibler Schrauber ist und ein möglichst perfektes Auto haben möchte, kalkulierte er von vornherein eine Totalrestaurierung ein. Dennoch war er vom Zustand der Karosserie begeistert. "Weitestgehend Erstlack, je eine Delle in den rechten Türen, keine sichtbare Durchrostung." Und dann war das Auto auch noch in seiner Lieblingsfarbe lackiert. Nur die geforderten 4.000 Euro störten. Deshalb hoffte er auf einen baldigen Preisnachlass. Sein Wunsch ging in Erfüllung: Der Händler wurde den Wagen für dieses Geld nicht los, und als Vollmerhausen ihm irgendwann 2.000 Euro bot, willigte er widerwillig ein.

Ein günstiger Kauf

"Aber nur, wenn er innerhalb von zwei Tagen abgeholt wird", lautete die Bedingung. Das ließ sich machen. Seiner Gattin, die ihn mit Vergnügen auf Ausfahrten im Buckel-Volvo begleitet, stellte Vollmerhausen seine Neuerwerbung als "Zeitvertreib fürs Rentenalter" vor. Doch dem damals 54-Jährigen ging bald die Geduld aus, auf die Rente zu warten. So begann er, den Volvo 164 zu zerlegen.

Mit der peniblen Zerlegung des Volvo 164 ging es los

Zu den jeweiligen Baugruppen gehörende Schrauben sortierte er in Tütchen ein, von diversen Teilen oder auch Verkabelungen der Elektrik machte er Detailfotos, die ihm später bei der Montage hilfreich sein konnten. Den Sechszylindermotor und das Getriebe baute er aus und brachte die Teile zwecks Überholung zur Firma Buttkereit nach Duisburg.

Er selbst kümmerte sich um die Karosserie. Tatsächlich entdeckte er nach Demontage des Vorderkotflügels nur ein kleines Rostloch in der A-Säule, ansonsten mussten lediglich die seitlichen Reserveradmulden im Heck ersetzt werden. Die bekam er als Nachfertigung, allerdings in mäßiger Passform. Mit Hilfe eines Kippwagenhebers brachte er den Wagen in Seitenlage, sodass er bequem am Unterboden arbeiten konnte. Mit Spachtel und Heißluftfön entfernte er den Unterbodenschutz, setzte zusätzlich eine Topfbürste ein, und am Schluss erfolgte eine Reinigung mit Waschbenzin.

Nachdem keine weiteren Roststellen mehr zu finden waren, entschied sich Vollmerhausen für den in der Szene bekannten Korrosionsschutzanstrich POR 15. Der wird in mehreren Schichten aufgebracht, wenn möglich nass in nass, weil nach dem Trocknen die nächste Schicht nur mehr schwerlich Halt findet. "Deshalb musste ich nachts mal aufstehen", erinnert sich der Volvo-Schrauber.

Vorweihnachtliche Arbeiten: Lackieren in der Garage

Die Achs- und Radaufhängungsteile gab er nach der Demontage zum Sandstrahler, der übereifrig zu Werke ging. An den Querlenkern entfernte er die angebrachten Abklebungen und damit den Schutz für die Aufnahmen der Kugelgelenke. Dadurch waren die Querlenker nach dem Strahlen unbrauchbar - Vollmerhausen musste neue besorgen. Das Auslackieren des Motorraums sollte übrigens in der Garage erfolgen.

Es war Dezember, aber Vollmerhausen wollte die Arbeiten ungern bis zum warmen Frühjahr ruhen lassen. "Denn so bald man ein paar Tage raus ist, muss man sich erst wieder mühsam einarbeiten", so seine Erfahrung. Deshalb klebte er zunächst alles, was in der Nähe des Volvo stand, mit Folie ab, um es vor Spritzstaub zu schützen. Dann heizte er die Garage mit einem Gasheizstrahler vor, damit das Blech des Autos nicht zu kühl war, und ein Lackierer spritzte anschließend den Motorraum aus.

Nach den überholten Achsen konnte nun die mittlerweile revidierte Motor- und Getriebeeinheit montiert werden. Dann wurde der Volvo 164 zum Lackierer gebracht, wobei Teile wie Hauben und Türen separat ihre graue Farbschicht erhielten. Als die Lackiererei endlich ihren Auftrag erledigt hatte, musste Vollmerhausen etliches an Ärger schlucken.

Ärger mit der Lackiererei

Beim Zusammenbau der Tür stellte er zu spät fest, dass es nötig gewesen wäre, vor dem Anbringen der Rahmen die Scheibe in die Tür zu schieben. "So etwas steht natürlich nicht im Werkstatthandbuch", bemängelt er. Beim zweiten Anlauf klappte es zwar besser, aber es sollte wieder alles vergebens sein. Nachdem er stundenlang um optimale Türpassungen gekämpft hatte, bemerkte er beim Anbringen der Zierleisten, dass in den rechten Türen immer noch die Dellen waren. Die Lackiererei hatte vergessen, sie auszubeulen. Gemeinerweise waren die Dellen so gleichmäßig, dass Vollmerhausen das Versäumnis des Lackierers erst beim Ansetzen der Zierleiste sah. Doch es half nichts, die Türen mussten wieder raus.

Ansonsten verlief alles wie am Schnürchen. Die Komplettierung des Wagens klappte dank der guten Dokumentation bei der Demontage ohne Probleme. Benötigte Neuteile waren nur schwierig zu beschaffen: Wo es sich um spezielle 164er-Komponenten handelte, war Geduld gefragt. So trieb der Volvo-Fan mit Hilfe des Internets und diverser Händlerkontakte in Belgien eine Zierleiste für den Vorderkotflügel auf, und in Schweden fand er ein Lenkgetriebe für seinen 164, der noch keine Servolenkung besitzt.

Die Arbeit hat sich gelohnt

Ein Gutachten attestiert dem Wagen die Zustandsnote 1-. Ein Prachtstück also. Ein neues Projekt ist derzeit nicht in Sicht. Obwohl, ein Volvo PV 831, wie er in den Fünfzigern als Taxi in Schweden lief, könnte ihm gefallen. Wer sich auf dem Grundstück umschaut, fragt sich allerdings, wo er den hinstellen will. "Im Moment mache ich gerade die Ausschreibung für eine neue Garage", grinst er.

 

Quelle: Motor Klassik

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