Das erste Cabrio der C-Klasse-Baureihe macht Lust auf mehr. 12 Antriebe stehen hier zur Wahl, wir haben zwei getestet. Beides sind PS-starke Gute-Laune-Maschinen.
Triest – Die Neugier treibt uns um, und das hat das Auto nicht verdient. Aber: Wir wollen beim C-Klasse Cabrio als Erstes wissen, wie etwas nicht funktioniert. Nämlich: der Nackenfön – offiziell Airscarf genannt. Den musste Daimler stilllegen, wegen eines verlorenen Patentstreits. Und jetzt die Enttäuschung: Es pustet doch ein warmes Lüftchen aus den Kopfstützen. Die Erklärung ist simpel, aber nichtssagend. Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber erklärt es so: „Wir haben eine Lösung gefunden, wie wir Airscarf wieder anbieten können.“ Nicht mal, ob es eine finanzielle oder eine technische „Lösung“ ist, verrät Daimler. Und verweist aufs Redeverbot aus der Rechtsabteilung. Puristen sagen: Ein Weichling, wer den Fön braucht. Daimlers Cabrio-Kunden sehen das anders und ordern das Extra. Für unsere erste Fahrt in der offenen C-Klasse ist es egal: Der C 43 hat die optionalen Sportsitze. Da lässt sich gar kein Airscarf einbauen. Dafür bieten die Schalen etwas Anderes: Seitenhalt. Das ist wichtiger als ein warmer Hals. Jedenfalls im AMG. Quelle: Heiko Dilk/ MOTOR-TALK Mercedes-AMG C 43 Cabrio: Der HarteWir starten in der Mitte. Mit gut 68.000 Euro liegt der C 43 fast genauso weit über dem günstigsten C-Cabrio mit Ottomotor (C 180, 42.215 Euro), wie er unter dem teuersten C-Cabrio liegt (C 63 S, 91.619 Euro). Insgesamt bietet Daimler neun Benzinervarianten und drei Diesel an, vier davon haben Allradantrieb. Fürs AMG-Angebot steht der C 43 als Einstiegsversion. Unter der Haube tönt und dreht der 3,0-Liter-V6. 367 PS (520 NM) stehen zwischen 5.500 und 6.000 Umdrehungen zur Verfügung. Er ist ein 4Matic, wie die anderen C-Klassen mit V6 auch. So ist der Antriebsstrang hier angelegt. Immerhin: 69 Prozent der Antriebsmomente gehen an die Hinterachse. Neun Gänge sortieren Kraft und Leistung. Beim Kickdown reagiert das Getriebe nicht so hurtig wie das Sportgetriebe von AMG mit sieben Gängen, aber schnell genug. Bei voller Fahrt im Sport oder Sport-Plus-Modus interessiert das kaum - die programmierte Schaltstrategie wählt schon beim Anbremsen den richtigen Gang für den Kurvenausgang. Das Getriebe trifft das Drehzahlband da, wo das Drehmoment am sattesten ist - Gas, nicht rücksichtslos, aber ohne Zurückhaltung und das Cabrio schiebt auf die nächste Gerade. Nicht brutal, aber mit viel Druck. Der V6 brüllt dabei nicht, versteckt sich aber auch nicht. Im Vergleich zum SLC, wo der 43er der Topmotor ist und ein bisschen nach Rennsport klingt, wirkt er hier gezähmt. Das passt besser zum Charakter des viersitzigen Cabrios. Brüllen soll das Topmodell von AMG. Quelle: Heiko Dilk/ MOTOR-TALK In Kurven fühlt er sich leichtfüßig an. Er verwindet nicht und poltert nie. Die Maßnahmen, das Cabrio zu versteifen, zeigen Wirkung. Allerdings auch auf der Waage: 1.870 Kilo stehen da für das C 43 4Matic Cabrio. Das Coupé wiegt 1.735 Kilo. Macht nichts. Kraft gibt es genug, das serienmäßige Verstellfahrwerk (AMG Ride Control) kommt gut klar mit den Massen. Es federt im Comfort-Modus komfortabel und wird selbst in Sport-Plus nicht zu hart. Der C 43 lenkt zielgenau und gefühlvoll, er fließt mit den Kurven und über Kuppen. Die Balance ist trotz der heckbetonten Auslegung des Allradantriebs eher neutral. Untersteuern kennt der C 43 kaum, aber Übersteuern ist ihm auch fremder als einem BMW. Mercedes halt. Mercedes C 300 Cabrio: Der ZarteRichtig komfortabel wird es im C 300 mit 2,0-Liter-Vierzylinder. Damit wird das C-Klasse Cabrio zum Gleiter. Klar, der 245-PS-Benziner passt weniger gut zum knapp 1,7-Tonnen-Gefährt. Aber das Drehmoment von 370 Newtonmetern liegt über einen weiten Bereich an. Der C 300 fährt sich elastisch, entspannt und mit reichlich Reserven. Nur: Er dröhnt unangenehm, wenn der Fahrmodus-Schalter auf Sport-Plus steht. Nicht, dass die Akustiker einen schlechten Job gemacht hätten. Aber Vierzylinder-Turbo bleibt Vierzylinder-Turbo. Quelle: Daimler Komfortables Reisen, zügige Landstaßen-Etappen – da fühlen sich die „zivilen“ Cabrios der C-Baureihe am wohlsten. Während man im C 43 bei 80 bis 90 Prozent Attacke richtig Spaß hat, genießt man die Fahrt im C 300 eher bei 60 bis 70 Prozent – gerne auch darunter. Verdeck auf (dauert 20 Sekunden) und die Landschaft vorbeifliegen lassen. Windschott und den Aircap genannten Windabweiser im Frontscheibenrahmen kann man getrost eingefahren lassen. Die Verwirbelungen sind im C-Klasse Cabrio meistens ohne die Hilfen geringer. Und falls es mal frostig sein sollte – Airscarf an oder Wollschal um, und weiter geht die Reise. Fürs Wochenende reicht das Gepäckabteil gerade so. 285 Liter bei offenem Dach sind nicht riesig, aber groß genug für zwei flache Taschen mit Platz für alles Nötige und ein bisschen was Extra. Feines Leder, schöne Oberflächen, das bekannte C-Klasse-Design - man fühl sich wohl. Auf Wunsch nun auch wieder mit Airscarf. Wer in den zwei Wochen der Zwangsstilllegung ein Cabrio ohne Nackenföhn geordert hat, und gerne einen hätte: Daimler verspricht, ihn mit wenig Aufwand nachzurüsten. Entsprechend unspektakulär wäre auch der stillgelegte Airscarf gewesen. Das entsprechende Bauteil lässt sich relativ leicht ausbauen. Technische Daten Mercedes C-Klasse Cabrio
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