Barcelona - Worum es bei diesem Auto geht, spürt man schon beim Öffnen der Türen. Oder der Heckklappe. Sie wiegen: fast nichts. Von der Plattform bis zum Aschenbecher ist dieses Auto auf Leichtbau optimiert, und das macht den Baleno zum Spritspar-Champion.
Klar, der Motor hat auch seinen Anteil daran. Ein typischer Downsizing-Dreizylinder, wie er heute überall zum guten Ton gehört. Unrunden Lauf, unkultivierten Sound und schlappe Kraftentfaltung haben die Hersteller im Griff. Nur: Ihren eigentlichen Zweck erfüllen die Micker-Motörchen oft nur auf dem Papier. Gerade in größeren Autos mit entsprechendem Gewicht stoßen sie an ihre Grenzen. Anders Suzukis neuer Drei-Ender.
„Unsere neue Plattforem ist zig Kilo leichter“ – das haben wir schon öfter gehört. Aber nur selten kommt dabei ein vollwertiger Fünfsitzer mit einem Trockengewicht von 865 Kilogramm heraus. Fahrbereit werden daraus beim Basismodell 940 Kilo, die Topversion mit Sechsgang-Automatik erreicht gerade einmal 1.010 Kilogramm.
Das Kofferraumvolumen des Suzuki Baleno beträgt 355 Liter Quelle: Suzuki
Der Baleno geizt nicht bei der Ausstattung
So leicht ist sonst keiner. Die Kehrseite der Baleno-Diät: Auch haptisch ist der knapp vier Meter lange Fünftürer ein Leichtgewicht. Das Armaturenbrett wirkt noch recht hochwertig. Türverkleidungen, Staufachabdeckungen, Schalter und Knöpfe dürften sich aber etwas weniger wie Spielzeug anfühlen. Selbst das Lenkrad liegt seltsam substanzlos in der Hand.
Das können andere besser. Doch der Baleno kann: reichlich Platz bieten. Auf den Rücksitzen reisen die Knie gefühlt eine Klasse höher. Vor Druckstellen muss kaum jemand Angst haben. Die Frisur allerdings kratzt leicht am Dachhimmel. Vorn bietet der Baleno genug Komfort auch für lange Etappen, beim Kofferraum spielt der Baleno fast bei den Kompakten mit. 355 Liter passen hinter die eher kleine Klappe, VW Polo oder Ford Fiesta können nur um die 280 Liter einladen, ein VW Golf schluckt 380 Liter.
Neuer Einliter-Dreizylinder
Eine wichtige Neuerung für den Baleno hat Suzuki zur ersten Probefahrt leider noch nicht dabei: das Mild-Hybrid-System SHVS. Da unterstützt ein Startergenerator den Motor, indem er bei Bedarf Energie aus einem unter dem Fahrersitz montierten Lithium-Ionen-Akku zieht. Der wird beim Rollen und Bremsen geladen. Das System stellt den Motor zudem schon unterhalb von 15 km/h ab und nicht erst im Stand, wie einfachere Start-Stopp-Automatiken. Suzuki setzt SHVS bereits in einigen Kei-Cars in Japan ein, im Baleno soll es beim 1,2-Liter-Benziner 0,2 Liter Sprit sparen.
Das Touchscreen-Navi ist im Suzuki Baleno in der "Comfort"-Ausstattung serienmäßig Quelle: Suzuki
Wir fahren den komplett neu entwickelten Einliter-Dreizylinder. Für den gibt es das ausgefuchste System nicht. Geht aber auch so. Nächste positive Überraschung: Der Turbobenziner knurrt nur sehr dezent. Und klingt dabei fast nach Laufkultur.
Mit dem Baleno hat der Motor dank seiner 111 PS leichtes Spiel. Trotz lang übersetztem Fünfgang-Getriebe befreit er sich schnell aus dem Drehzahlkeller, ab 1.500 Umdrehungen schiebt der Turbo mit. Das maximale Drehmoment liegt ab 2.000 Umdrehungen an und sinkt so schnell nicht wieder ab. Anders ausgedrückt: Der drehfreudige Dreizylinder macht für seine Leistungsklasse Spaß. Die angenehme Federung und die präzise abgestimmte Lenkung helfen.
Obwohl wir den Motor selten mit weniger als 2.000 Touren bewegen, bleibt der Verbrauch überschaubar: Etwas mehr als fünf Liter zeigt der Bordcomputer nach der Runde. Angesichts der Fahrweise auf kurven- und steigungsreicher Strecke ein Topwert. Leistungsgewicht ist eben nicht nur bei Supersportwagen wichtig: Beim Baleno stimmt es.
Der Baleno ist günstig, aber kein Schnäppchen
Die Kofferraumklappe des Suzuki Baleno ist eher klein geraten, die Ladekante relativ hoch Quelle: Suzuki
Suzuki bietet den Motor vorerst nur mit der höchsten Ausstattung „Comfort“ an. Schade, so kostet der Turbo-Baleno laut Preisliste mindestens 17.990 Euro, für eine Automatik werden 1.500 Euro extra fällig. Viel für einen Kleinwagen. Zum Ausgleich gibt es immerhin ein Touchscreen-System mit Navi, alle lieferbaren Assistenten, Xenon- und Nebelscheinwerfer, eine Rückfahrkamera, eine Berganfahrhilfe. Parkpiepser fehlen in der Preisliste, der Metallic-Lack kostet extra.
Im Vergleich zu Corsa, Fiesta und Co bietet Suzuki stets den etwas niedrigeren Listenpreis bei etwas mehr Ausstattung. Die Basisversion „Basic“ gibt es nur mit (serienmäßiger) Radiovorbereitung, das Radio muss der Kunde selbst kaufen. Das ist altmodisch, aber günstiger als jede Werkslösung. Die Klimaanlage ist trotzdem an Bord, ebenso wie sechs Airbags.
Wer vom Baleno Schnäppchen-Qualitäten à la Dacia erwartet hat, wird enttäuscht. Wer ein faires Angebot mit viel Platz, prima Fahreigenschaften und niedrigem Verbrauch sucht, nicht. Da tut sich für Suzuki plötzlich ein anderes Problem auf: Wer kauft noch den 13 Zentimeter kürzeren Swift? Der kostet mit vergleichbarer Ausstattung nur einige Hunderter weniger. Trotzdem soll der kleinere Kleinwagen im Programm bleiben. Suzuki sieht sich schließlich als Kleinwagenspezialist. Das Geld verdienen die Japaner ohnehin woanders (nämlich in Japan und Indien): In Deutschland will Suzuki vom Baleno im ersten Jahr nur 3.700 Exemplare verkaufen.
Suzuki Baleno: Technische Daten
Der Einfachste
- Modell: Suzuki Baleno 1.2 Dualjet
- Motor: 1,2-l-Vierzylinder-Benziner
- Leistung: 90 PS (66 kW)
- Drehmoment: 120 Nm. max. b. 4.400 U/min
- Getriebe: Fünfgang-Handschaltgetriebe
- 0-100 km/h: 12,3 s
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Verbrauch: 4,2 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 98 g/km
- Länge: 3,995 m
- Breite: 1,745 m
- Höhe: 1,470 m
- Radstand: 2,520 m
- Leergewicht: 940 kg
- Kofferraum: 355-1.085 l
- Tank: 37 l
- Basispreis: 13.790 Euro
- Marktstart: 4. Juni 2016
Gefahrene Variante
- Modell: Suzuki Baleno 1.0 Boosterjet
- Motor: 1,0-l-Dreizylinder-Turbobenziner
- Leistung: 111 PS (82 kW)
- Drehmoment: 170 Nm. max. bei 2.000-3.500 U/min
- Getriebe: Fünfgang-Handschaltgetriebe
- 0-100 km/h: 11,4 s
- Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h
- Verbrauch: 4,5 l/100 km (NEFZ)
- CO2: 105 g/km
- Leergewicht: 980 kg
- Basispreis: 17.990 Euro
- Marktstart: 4. Juni 2016