• Online: 2.931

Honda Jazz (2018) im Test: Technische Daten, Platzangebot - Der Honda hat Platz für ein Jazz-Quartett

verfasst am

Honda hat den Jazz nicht erfunden, aber die "Magic Seats" des gleichnamigen Kleinwagens. Der wurde geliftet und stellt sich jetzt im Alltagstest. Unterwegs im 1.3 i-VTEC.

Alltagstest im Honda Jazz: Der japanische Kleinwagen fällt außen nicht unangenehm auf, innen dafür positiv. Allerdings nicht in jeder Hinsicht Alltagstest im Honda Jazz: Der japanische Kleinwagen fällt außen nicht unangenehm auf, innen dafür positiv. Allerdings nicht in jeder Hinsicht Quelle: mobile.de

  • Kleinwagen mit Saugbenziner
  • Viel Platz auf wenig Fläche
  • Straffe Federung
  • Im Stadtverkehr sparsamer Motor

Berlin – Irgendwo zwischen Van und Kleinwagen parkt seit 2015 die mittlerweile dritte Generation des Honda Jazz. Anfang dieses Jahres gab es ein kleines Facelift mit leicht veränderter Front und ein paar neuen Ausstattungen. Der Rest blieb wie gehabt: Auf gut vier Metern Länge verteilen sich Platz wie in einem Kompaktwagen und ein Sitzsystem, das es so in keinem anderen Kleinwagen gibt. Vielseitigkeit pur. Was der große Kleine sonst noch kann - und was nicht - haben wir in unserem zweiwöchigen Alltagstest erfahren. Unterwegs im Jazz 1.3 i-VTEC.

Karosserie | Platzangebot | Abmessungen

Bei den Magic Seats lassen sich die Sitzflächen hochklappen. Die Metallbügel dienen zugleich als Feststellmechanismus Bei den Magic Seats lassen sich die Sitzflächen hochklappen. Die Metallbügel dienen zugleich als Feststellmechanismus Quelle: mobile.de

  • Cleveres Sitzkonzept
  • Großer Kofferraum
  • Angenehm kurz

Kurze Haube, viel dahinter. Honda setzt beim Jazz auf optimale Raumausnutzung. Gut vier Meter liegen zwischen den Stoßstangen, bei kurzen Überhängen. Das schafft trotz moderatem Radstand (2,53 m) reichlich Platz für Passagiere auf der Rückbank. Die sitzen nicht fürstlich, aber vernünftig, den Kopf stößt man sich auch nicht. Das Raumgefühl vorne ist richtig großzügig.

Das Beste am Jazz ist der Laderaum. Honda zieht die Heckklappe für eine niedrige Ladekante weit nach unten und für einen breiten Ausschnitt weit nach außen. Ein Staufach unter dem Boden gibt es ebenfalls. 354 Liter passen laut Norm in den Kofferraum, doch Honda hat konservativ gemessen. Der Jazz wirkt größer als viele Kompaktautos. Vor allem bei umgelegten Rücksitzen. Dann lassen sich komplette Mountainbikes einladen, oder die Instrumente für ein komplettes Jazz-Quartett (Norm: 1.314 Liter).

Möglich machen das die sogenannten „Magic Seats“. Klappt man die Lehnen um, die im Verhältnis 60 zu 40 teilbar sind, tauchen die Sitzflächen ab. Dadurch ergibt sich eine große, topfebene Fläche. Wer die Vordersitzlehne zurückklappt, bekommt richtig lange Gegenstände in das kurze Auto. Außerdem lassen sich die hinteren Sitzflächen hochklappen. Das schafft Platz für sperrige Gegenstände dort, wo sonst die Passagiere sitzen. Besser geht es kaum. Einziger Nachteil der Konstruktion: die Sitzbank lässt sich nicht verschieben und der Ladeboden liegt eher tief. Kleine Preise für große Vorteile.

Innenraum | Verarbeitung | Materialien

Viele Knöpfe am Lenkrad erleichtern nach einer gewissen Eingewöhnung die Arbeit des Fahrers Viele Knöpfe am Lenkrad erleichtern nach einer gewissen Eingewöhnung die Arbeit des Fahrers Quelle: mobile.de

  • Unangenehmer Geruch
  • Zerklüftetes Design
  • Akzeptable Verarbeitung

Es riecht etwas streng im Honda Jazz, nach Plastik und nach Weichmacher. Man gewöhnt sich daran, doch nach jedem Einsteigen war die Nase erneut irritiert. Dem Auge geht es nicht viel besser. Das Armaturenbrett wirkt zerklüftet, die Grafiken des Infotainments sehen etwas krude aus. Das viele Hartplastik ist klassenüblich, der weich unterschäumte und mit Ziernähten versehene Bereich rechts der Mittelkonsole nicht unbedingt. Insgesamt wirkt der Jazz zwar nicht schön gestaltet, aber solide verarbeitet.

Wie viele andere Hersteller verzichtet Honda weitgehend auf Hardware-Knöpfe. Infotainment und Klimaanlage regelt man im Jazz mit berührungsempfindlichen Flächen. Schade. Als Fahrer konzentriert man sich bei der Bedienung besser aufs Lenkrad. Das geht aber nicht für alle Funktionen. Entsprechend werden die hochglänzenden Flächen schnell unansehnlich.

Infotainment | Radio | Bedienung

Honda verzichtet weitgehend auf Hardware-Knöpfe, die Grafiken des Infotainment-Systems wirken weniger modern Honda verzichtet weitgehend auf Hardware-Knöpfe, die Grafiken des Infotainment-Systems wirken weniger modern Quelle: mobile.de

  • Schlechte Menüführung
  • Krude Grafiken

Es dauert etwas, bis man sich im Infotainment des Honda Jazz zurecht findet. Das Lenkrad trägt viele Knöpfe und zwei Bediensatelliten (links fürs Telefon, rechts für den Bordcomputer Instrumententräger). Damit kommt man nach etwas Eingewöhnungszeit klar.

Mit der Menüstruktur des Infotainments hatten wir länger Probleme. Schon die Speicherung von Radiosendern gestaltet sich unnötig kompliziert und wenig intuitiv. Die Navikarte auf nordweisend umzustellen, gelang uns nicht. Die Smartphone-Standards Apple Carplay oder Android Auto bietet Honda im Jazz nicht an. Ein bisschen Konnektivität gibt es via aha-App und Internetbrowser.

Weniger geizig gibt Honda sich bei den elektrischen Anschlüssen. In der Mittelkonsole befindest sich eine 12-Volt-Steckdose, ein USB-Anschluss und sogar eine HDMI-Buchse. Je einen weiteren 12V- und USB-Anschluss verbauen die Japaner im Mittelfach unter der Armlehne.

Assistenzsysteme | Sicherheit

  • Gutes Angebot an Helfern
  • Viel an Bord, außer in der Basis

Honda packt diverse, in der Klasse nicht überall gängige Assistenzsysteme in den Jazz. Nicht alle serienmäßig, aber ziemlich viele schon ab der zweiten Ausstattungslinie Comfort. Unsere Topausstattung im 1,3er namens Elegance hat alles, was Honda anbietet: City-Notbremse, Front-Kollisionswarner, Einparkhilfe vorne und hinten, Fernlichtassistent, Spurhalteassistent und Tempomat sind an Bord. Sogar eine Rückfahrkamera bietet Elegance ab Werk. Die Verkehrszeichenerkennung funktionierte allerdings nicht immer zuverlässig.

Motor | Getriebe | Fahrleistungen

Der 1,3-Liter-Saugbenziner im Honda Jazz macht wenig los, verbraucht aber nicht viel, wenn man schön behutsam fährt Der 1,3-Liter-Saugbenziner im Honda Jazz macht wenig los, verbraucht aber nicht viel, wenn man schön behutsam fährt Quelle: mobile.de

  • Schwacher Saugbenziner
  • Geringer Verbrauch in der Stadt
  • Hakeliges Getriebe

Im Honda Jazz 1.3 i-VTEC sitzt ein Vierzylinder-Saugmotor unter der kurzen Haube. 102 PS und 123 Newtonmeter Drehmoment holt Honda aus dem Aggregat. Die Höchstleistung liegt bei 6.000 Umdrehungen an, das maximale Drehmoment bei 5.000 U/min. Logisch, dass der Jazz vor allem untenrum schwächelt. Wer zügig vorwärts kommen will, kann es mit viel schalten versuchen. Schnell fahren ist dennoch nicht die Stärke des 1,3-Liter-Benziners. Egal in welchem Drehzahlbereich.

Viel schalten muss man ohnehin mit dem kurz abgestuften Getriebe. Was manchmal nervt, weil die Schaltung etwas hakelig ist (der Rückwärtsgang will zuweilen gar nicht einrasten). Honda legt das Getriebe für den Stadtverkehr aus. Entsprechend früh fordert die Schaltanzeige hohe Gänge. Den sechsten will der Jazz schon bei um 50 km/h haben. Ruckfrei und ohne Mucken lässt sich es sich so im hohen Gang durch den Verkehr schwimmen. Überholspurts erfordern allerdings einen niedrigeren Gang.

Wer streng nach Schaltanzeige fährt, lernt die starke Seite des Motors kennen: Den Verbrauch. Auf einer typischen Pendelstrecke mit wenig Verkehr sahen wir 4,6 Liter. Wobei vor allem der Autobahnanteil dem Jazz nicht hilft. Bei 130 km/h liegen schon rund 3.500 Umdrehungen an. Auf einer gemütlichen Tour ins Berliner Umland zeigte der Bordcomputer nur 3,8 Liter an. Im reinen Stadtverkehr waren es durchweg weniger als 6 Liter.

Fahrwerk | Lenkung | Fahrverhalten

  • Straffe Federung
  • Neutrale Balance

Der Motor mag sich dem Sport verweigern, das Fahrwerk erweckt zunächst einen anderen Eindruck. Der Jazz federt recht straff über Buckel und durch Schlaglöcher. Um die Kurven will er trotzdem nicht schnell. Macht nichts. Für die Dynamik gibt es andere Kleinwagen, der Jazz soll in der Stadt funktionieren und vor allem einladen können. Dazu passen die leichtgängige Lenkung und die sichere, tendenziell untersteuernde Balance. Außerdem muss man dank der direkten Lenkung wenig kurbeln.

Ausstattung | Preis | Kosten | Fazit

Die Heckklappe des Jazz zieht sich bis in den Stoßfänger, die Ladekante liegt angenehm knapp über dem Asphalt Die Heckklappe des Jazz zieht sich bis in den Stoßfänger, die Ladekante liegt angenehm knapp über dem Asphalt Quelle: mobile.de

  • Teuer für einen Kleinwagen
  • Sehr gute Ausstattung

Honda verlangt mindestens 16.640 Euro für den Jazz, die Elegance-Ausstattung kostet sogar 19.990 Euro. Viel Geld für einen Kleinwagen. Immerhin: Dann ist die Ausstattung quasi komplett. Nur die Navigationsfunktion fürs 7-Zoll-Infotainment fehlt noch und DAB+-Radio. Ansonsten ist alles vom LED-Licht über die Klimaautomatik bis zum kompletten Assistenzpaket an Bord. Die „Magic Seats“ gibt es ab der Basisausstattung.

Doch selbst wenn man die umfangreiche Ausstattung berücksichtigt, wird aus dem Jazz kein Schnäppchen. Immerhin gibt es fürs gleiche Geld schon einen schlecht ausgestatteten VW Golf mit 110 PS oder einen Kia Venga mit 90 PS und ordentlicher Ausstattung. Letzterer bietet sogar noch mehr Platz als der Jazz. Magic Seats allerdings kann keiner der Konkurrenten vorweisen.

Technische Daten Honda Jazz 1.3 i-VTEC

  • Motor: 1,3-Liter-Benziner, Saugmotor
  • Leistung: 102 PS (75 kW) b. 6.000 U/min
  • Drehmoment: 123 Nm b. 5.000 U/min
  • Antrieb: Sechsgang-Handschaltung, Vorderräder
  • 0-100 km/h: 11,4 s
  • Geschwindigkeit: 190 km/h
  • Verbrauch: 5,2 l/100 km
  • CO2-Ausstoß: 120 g/km
  • Testverbrauch: 5,6 l
  • Länge: 4,028 m
  • Breite: 1,694 m
  • Höhe: 1,525 m
  • Radstand: 2,530 m
  • Leergewicht: 1.073 kg
  • Kofferraum: 354 bis 1.314 l
  • Listenpreis: ab 16.640 Euro
  • Jazz Elegance: ab 19.990 Euro
  • Preis des Testwagens: 21.590 Euro
Avatar von HeikoMT
95
Hat Dir der Artikel gefallen? 11 von 11 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
95 Kommentare: