Wer statt Motorrädern von der Stange Custombikes liebt, kennt Roland Sands. Der coole Ex-Rennfahrer ist berühmt für spektakuläre Umbauten und tolle Shows. Wir haben ihn getroffen.
Von MOTOR-TALK-Reporter Ralf Schütze Los Alamitos/USA – Wer Roland Sands googelt, dem spuckt die Suchmaschine in 0,47 Sekunden 892.000 Ergebnisse aus. Manche seiner Kunden sind jedoch noch viel berühmter als der Kult-Customizer selbst: Zum Beispiel gehört Talkmaster und Petrolhead Jay Leno zu seinen Bewunderern. Aber auch Hollywood-Größen wie Mickey Rourke oder Hispano-Bösewicht Danny Trejo aus „From Dusk Till Dawn“ posen gerne auf seinen Custombikes. Quelle: Ralf Schütze Bei Rolands Sands Design (RSD) südlich von Los Angeles entstehen jedes Jahr im Schnitt 20 edle Einzelstücke. Lange bollerten seine Umbauten ausschließlich im V2-Takt von Harley-Davidson. Doch inzwischen geht Roland Sands fremd. Individuelle und spektakuläre BikesAls Selfmade-Unternehmer hat es der kalifornische Sunnyboy weit gebracht. In den USA kennt den ehemaligen Rennfahrer praktisch jedes Kind – seine Custombikes, seine Umbauteile, seine Kleidungskollektion. Sein Motto lautet: „It's hard to slow down when you're used to go fast“ (dt. etwa: Es fällt schwer, langsamer zu treten, wenn Du es gewohnt bist, schnell zu sein). Aus diesem Grund baut Sands individuelle, spektakuläre Bikes, mit denen man schnell fahren kann. In Deutschland hat sich Roland Sands 2013 als Haus-Tuner für BMW-Bikes einen Namen gemacht: Das orangefarbene Showbike „Concept Ninety“ ist ein luftgekühltes Retro-Bike, das Sands anlässlich des 90. Geburtstags der Marke entworfen hat. Sands Auftritte – ob auf Messen, bei Partys oder im Fernsehen – sind spektakulär. Wenn er mit einem seiner Custombikes anrollt, liegen schon mal die Füße auf dem Lenker. Die Inspiration kommt von überallDer kleingewachsene Großmeister der Customizing-Szene trägt die Haare lässig und den Bart modisch. Er hat eine athletische Figur, jede Menge Tattoos und er ist besessen von Bikes. Sein hellwacher Blick signalisiert, dass er ständig etwas Neues ausbrütet. „Die Inspiration kommt von überall, du musst nur mit offenen Augen durchs Leben rennen,“ sagt Sands. Zu seinen bekanntesten Projekten gehören „No Regrets“, „Hard Way“, „Del Mar“ oder „Bolted Madness“. Und die „Tony Hawk Café Sportster“, die Sands der Skateboard-Legende widmete und mit der er viel Geld für einen wohltätigen Zweck einsammelte. Heute steht sie im Hauptquartier von Eaglerider, einem großen Motorrad-Verleih in Los Angeles. Drei Dutzend KnochenbrücheWährend ich mich mit Sands unterhalte, schweift sein Blick ständig ab - zu Videos seiner eigenen Motorradrennen aus den 90er-Jahren. Er kann sich kaum von den wilden Szenen losreißen. An seiner Rennbegeisterung konnten drei Dutzend Knochenbrüche nichts ändern – den ersten davon hatte er mit fünf Jahren, als er auf der Jungfernfahrt mit einer Suzuki RM 50 stürzte. Quelle: Ralf Schütze Bis heute hält er die Streckenrekorde für 250er-Maschinen auf weltberühmten Tracks wie Daytona oder Laguna Seca. Einen ähnlichen Ehrgeiz wie damals bei den Rennen legt er heute bei seinen Custombikes an den Tag. „In beiden Fällen hilft mir die absolute Entschlossenheit und der Wille, etwas Bestimmtes zu tun und zu erreichen. Ich mache Fehler, ich erleide Rückschläge, aber niemals gebe ich auf oder nach.“ Trendsetter of the YearDer 40-jährige Sands vereint die Unbekümmertheit eines Twens mit dem Selbstbewusstsein eines alten Hasen. Seine Customizing-Karriere begann 2004, als er mit dem grün-orangenen Umbau „Hard Way“ zeigte, was man aus einer Harley alles herausholen kann. Ein Jahr später schlug er die Custom-Ikone Arlen Ness – vor einem landesweiten TV-Publikum, im Biker Build-off des Discovery Channel. Zu diesem Zeitpunkt schwamm sich Sands gerade frei vom elterlichen Unternehmen „Performance Machines“, wo er seit dem 16. Lebensjahr Teile entwickelt und designt hatte. Damals gründete er seine eigene Firma. Noch im selben Jahr heimste er in Daytona den V-Twin Award als „Trendsetter of the Year“ ein. Die wassergekühlten Boxermotoren sind unglaublichQuelle: BMW Durch die Zusammenarbeit mit BMW hat Sands die bayerischen Motorräder schätzen gelernt. „Bis vor ein paar Jahren hatte ich noch nie eine BMW bewegt oder gar besessen. Ich hatte lediglich immer ein Auge auf die Marke, weil sie in der Motorradindustrie so viel bewegt hat.“ Das änderte sich mit den ersten Probefahrten im Rahmen der gemeinsamen Arbeit. „Vor allem den neuen, wassergekühlten Boxermotor finde ich unglaublich. Und natürlich die R nineT mit ihrer klassischen Optik und hohen Agilität.“ Custombikes auf SerienbasisMittlerweile geht der Trend laut Sands von sogenannten „ground up customs“ hin zu „stock based customs“. Man baue also kein komplett neues Bike auf, sondern nutze lieber die funktionierende Serien-Basis. Das sei mit der BMW R nineT besonders einfach, da sie mit dieser Zielrichtung entwickelt worden sei. Aber auch Bikes wie Triumph Scrambler, Kawasaki W 800 oder Yamaha XV 950 stehen laut Roland Sands hoch im Custom-Kurs. Quelle: Ralf Schütze Sein persönliches Lieblingsprojekt knattert im heißgeliebten Zweitakt seiner alten Rennmaschinen: Er möchte den Motor einer Yamaha RD 400 in den Rahmen einer hyperagilen Yamaha TZ 250 verpflanzen. Dann noch ein Custom-Bodywork dazu und fertig ist das Projekt. Zum Abschied frage ich Sands noch nach seinem aktuellen Lieblings-Motorrad? „Das ist eine große und schwierige Frage. Aber wenn ich ein Bike kaufen müsste, wäre das eine wassergekühlte GS.“ Den Allrounder und Bestseller von BMW findet der bikebesessene Kalifornier „awesome“ – großartig. Ob das sogar ein Custom-Projekt für ihn sein könnte? Sands setzt sein lausbübisches Grinsen auf und sagt: „Das weiß man nie, denn es sind schon die verrücktesten Dinge passiert.“ |