In Japan heißt er Fit und ist schon zwei Jahre alt. Jetzt kommt Hondas Kleinwagen als Jazz nach Europa. Erste Fahrt im großen Winzling, der an den Motoren spart.
Erlensee – Es klingt ironisch: Ausgerechnet der größte Motorenbauer der Welt geizt beim Angebot unter der Haube. Zum Marktstart in Europa gibt es im Honda Jazz nur ein einziges Aggregat: Einen 1,3-Liter-Saugbenziner. Das wirkt mickrig und veraltet – schließlich fährt er gegen Konkurrenten mit acht (VW Polo), neun (Opel Corsa) oder zehn verfügbaren Antrieben (Ford Fiesta). Kein Diesel, kein Gas, kein Turbo, kein Hybrid. Nur vier Zylinder und 102 PS Leistung. Was unter der Haube an Vielfalt fehlt, soll der neue Jazz mit Variabilität ausgleichen. Honda verspricht den größten Innenraum der Klasse, variable Sitze und im Fond so viel Platz wie, Achtung, in der Mercedes S-Klasse. Ja, der Vier-Meter-Zwerg soll sich hinten ähnlich anfühlen wie der Stuttgarter Luxusliner (mit kurzem Radstand). Honda Jazz: Großer Innenraum mit viel VariabilitätQuelle: Honda Für dieses Kunststück wächst der Jazz im Vergleich zum Vorgänger um 9,5 Zentimeter in der Länge. Vier Zentimeter gehen an die Crash-Sicherheit, die vordere Stoßstange wird dicker. Der Rest vergrößert den Radstand (+ 3 cm), Innen- und Kofferraum. Wie beim Civic liegt der Tank unter den Vordersitzen. Das schafft viel Platz rund um die Hinterachse. Nach einem Luxusauto fühlt sich der Jazz natürlich nicht an. Trotzdem bleibt hinter dem großen Redakteur (1,90 Meter) genug Platz für einen weiteren Riesen, zumindest an Kopf, Knien und Schienbeinen. Knapp 1,70 Meter Fahrzeugbreite lassen jedoch höchstens zwei erwachsene Männer auf der Rückbank zu. Dazwischen hätte kaum noch ein Kind Platz. Trotzdem fühlt sich der Jazz länger und höher an als viele Kompakte und einige Mittelklässler. Aus Rückbank und Beifahrersitz lässt sich zudem ein Liegesitz basteln. Unter den hinteren Sitzflächen bleibt viel Platz für kleines Gepäck. Sie klappen wie altmodische Kinositze nach oben. Darunter fehlen leider Halter oder Ösen für die Ladungssicherung. Der Kofferraum sticht mit 354 bis 1.314 Litern einige Kompakte aus. Großes Kino in der kleinen Klasse. 1,3-Liter-Benziner mit Atkinson-ModusIm Vergleich wirkt der Motorraum vernachlässigt. Jazz-Kunden bleibt in Europa nur die Wahl zwischen manuellem Sechsganggetriebe und einer stufenlosen CVT-Variante (1.300 Euro Aufpreis). Honda ignoriert das Thema Sportlichkeit vollständig und konzentriert sich auf den Verbrauch: Der 1,3-Liter-Vierzylinder des Jazz soll 4,6 (CVT) bis 5,0 Liter pro 100 Kilometer (Schalter) verbrauchen. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 106 bzw. 116 Gramm pro Kilometer. Die verhältnismäßig hohe Verdichtung von 13,5:1 quetscht 102 PS und 123 Newtonmeter Drehmoment aus dem kleinen Block. Nicht rasant, aber ausreichend. Er zieht die 1.066 Kilogramm des Jazz in 11,2 (Schalter) bzw. 12,0 Sekunden (CVT) auf Tempo 100 und läuft 190 (Schalter) bzw. 182 (CVT) km/h schnell. Etwas träge auf der Autobahn, aber spritzig genug für Stadt und Land. Quelle: Honda Sprit spart der Motor vor allem im Teillastbereich. Dann simuliert die variable Ventilsteuerung des Motors („Vtec“) den Atkinson-Zyklus: In der Verdichtungsphase bleiben die Einlassventile kurz geöffnet. Das kostet Drehmoment, verbessert aber die Verbrennung und reduziert dadurch den Verbrauch. Auf unserer Testfahrt rund um Frankfurt am Main trank die CVT-Variante etwa 5,5 Liter pro 100 Kilometer. Ob es in Europa weitere Motoren geben wird, hat Honda noch nicht entschieden. In Japan gibt es den Fit (so heißt der Jazz dort) als Hybrid mit 110 PS Motor- und 137 PS Systemleistung. Der 1,6-Liter-Diesel des Honda HR-V mit 120 PS ist ebenfalls im Gespräch. In Deutschland will der Hersteller aber erst den Marktstart abwarten und später eventuell nachlegen. Hoher Preis und Fehler im DetailTrotz der Motor-Diät bietet der Jazz viel für seine Größe. Im Vergleich zum Vorgänger wird seine Karosserie etwas steifer, die Lenkung direkter und der Innenraum ruhiger. Weiche Polster an den Rückenlehnen kaschieren die kleinen Sitze, über die flatternden Außenspiegel bei Höchstgeschwindigkeit können wir hinwegsehen. Über den Preis jedoch nicht. In seiner Basisvariante kostet der Honda Jazz 15.900 Euro. Fast 5.000 Euro mehr als ein nackter Fiesta, etwa 3.000 Euro mehr als der Vorgänger und rund 1.000 Euro weniger als ein Honda Civic. Immerhin: Fünf-Zoll-Touchscreen, Klimaanlage, CD-Player und City-Notbremsassistent gibt es serienmäßig. Die höchste Ausstattungsvariante („Elegance“) steht mit 18.450 Euro (inklusive CVT-Getriebe 19.750 Euro) in der Preisliste. Honda steckt dann viele Assistenzsysteme und ein Sieben-Zoll-Infotainmentsystem in den Jazz. Die kommunizieren aber wenig miteinander. Navi und Verkehrszeichenerkennung zeigen häufig unterschiedliche Geschwindigkeitsbegrenzungen an. Zudem hapert es im Detail: In unserem Testwagen klapperte die Schaltmanschette lose am Schaltknauf. Honda Jazz 3 2015: Technische Daten
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