Der erste DS ohne Citroën-Historie zeigt, was PSA mit der Marke vorhat: Audi, BMW und Mercedes angreifen. Alle Details und ein Blick hinter die Kulissen des DS 7.
Sochaux – 2014 trennte der PSA-Konzern die DS-Linie von der Marke Citroën ab und führt sie seitdem als eigenständige Marke. DS soll bei PSA das werden, was Audi bei Volkswagen ist: die höchst lukrative Premium-Tochter. Quelle: DS Automobiles Bisher scheiterte das an den klar als umgelabelten Citroën erkennbaren Produkten. Das soll sich 2017 ändern. PSA zeigt den ersten DS, der vorher kein Citroën war – und demonstriert damit, was genau man sich in Paris unter einer „französischen Premium-Marke“ vorstellt. Entsprechend hoch ist der Aufwand, den PSA beim DS 7 Crossback betreibt. Betreiben muss, denn vieles, das DS ausmachen soll – Technologie, Materialien, Verfahren – spielte in Peugeot- und Citroën-Modellen bisher keine Rolle. Wo Audi, BMW und Mercedes Lösungen aus dem Regal ziehen können, müssen die Franzosen etliche Extra-Meilen gehen. Davon konnten wir uns vorab einen Eindruck verschaffen. In einer Halle des Peugeot-Stammwerkes Sochaux stehen die ersten "vorzeigbaren" Prototypen des DS 7 Crossback. Lackierung und Innenräume sind bereits „messefertig“, aber bei den Spaltmaßen sollen wir (noch) nicht zu genau hinschauen, sagt Projektleiter Xavier Savignac. Bis zum Produktionsstart dauert es noch rund 10 Monate, und diese Zeit werden er und sein Team brauchen. Innenraum: Mehr Leder als irgendwo sonstQuelle: DS Automobiles Der DS 7 habe den größten Innenraum unter den C-SUV, sagt Savignac. Das neue Modell zielt zum Beispiel auf BMW X1 und Audi Q3. In den Innenraum bauen die Franzosen auf Wunsch Echtholz, genarbtes Leder, Nappaleder oder Alcantara ein – und zwar in rauen Mengen. DS beholzt oder beledert große Teile der Türverkleidungen, der Mittelkonsole des Armaturenbretts, sogar die Lenkradnabe. Insgesamt 0,85 Quadratmeter Dekorbezug kommen ins Auto, gegenüber 0,15-0,5 qm bei der Konkurrenz, sagt Savignac. Mit dem Qualitätseindruck bisheriger PSA-Modelle hat dieses Auto nichts mehr zu tun. Man ist entschlossen, genauso gut zu sein wie Deutsche und Engländer. Zum Edel-Innenraum gehören neue, beheiz- und belüftbare Sitze mit fünf Massagemodi, mit Teppich ausgekleidete Staufächer, dicke Fußmatten und nur im Notfall unterschäumter Kunststoff. Mit zwei HD-Bildschirmen gerät das Cockpit mindestens so digital wie in neuen Audi – das zeigt deutlich, was PSA-Chef Yves Bonnefont meint, wenn er sagt: DS ist nicht retro. Aufwändige Stickereien an den Sitzen, viele Schalter sind graviert. Die Uhr, ein klassisches Daimler-Thema, stammt vom Edel-Hersteller BRM. An der Gewichtung einzelner Schalter wird bis zum Serienstart noch gearbeitet werden müssen, ebenso wie am Feintuning der 14-Lautsprecher-Anlage der Edelmarke Focal. Denn im DS 7 soll es später vorne wie hinten gleichermaßen gewaltig klingen – damit die Insassen trotz der aufwändigen Schallisolierung des Fahrzeugs nicht allzu viel Ruhe haben. Licht mit Blingbling-EffektQuelle: DS Automobiles Stolz sind die Franzosen auch auf ihre Scheinwerfer: Mehr Swarovski-Blingbling, Diskokugel und Hightech bietet niemand. Statt auf LED-Matrix setzt PSA beim DS 7 auf um 180 Grad drehbare LED-Segmente, die eine purpur strahlende Begrüßungssequenz beherrschen – nebst fünf weiteren Modi, die adaptiv abgerufen werden. Das wirkt reichlich übertrieben, zitiert aber Citroëns DS der späten 1960er. Auch die verfügte über mechanisches Kurvenlicht. Allerdings nicht mit bis zu 90 Grad Verstellwinkel wie der DS 7. Branchenüblich sind 15 Prozent. Nicht ganz so aufwändig, aber genauso „blingbling“ sind die LED-Rücklichter in Schuppen-Optik. Nach Aussage des Zulieferers Magneti Marelli werden diese Preziosen später als Ersatzteil dennoch weniger kosten als die Rücklichter des kleinen DS 3. Zur S-Klasse fehlt nur die LuftfederungEin richtiges Premium-SUV sollte auch wie eines fahren. Spätestens auf der „German Autobahn“ trennt sich oft die Spreu vom Weizen – das weiß auch PSA, und greift tiefer in die EMP2-Basis ein als bei jedem anderen Modell. Eine Klebetechnik ergänzt das herkömmliche Verschweißen von Karosserieteilen und sorgt für eine um 25 Prozent steifere Rohkarosse. Das hilft der Fahrstabilität und beugt Klappergeräuschen und Vibrationen vor. Quelle: DS Automobiles Beim Fahrwerk geht PSA für DS ebenfalls die Extra-Meile. Nein, nicht mit der Hydropneumatik. Den Standard bildet ein herkömmliches Stahlfahrwerk. Darüber rangiert ein adaptives Stahl-Fahrwerk - und eines, dem zu Daimlers „Magic Body Control“ nur die Luftfederung fehlt. Hier errechnet eine Software anhand von Sensordaten und Frontkamera-Aufnahmen für jedes Rad in Echtzeit die optimale Federhärte. Hinzu kommt eine Mehrlenker-Hinterachse. Die Teststrecken-Prototypen tragen noch Erlkönig-Trimm. Die Motor-Getriebe-Abstimmung ist nicht final, außerdem sucht PSA noch nach letzten Windgeräuschen. Die (bei PSA neue) Achtgang-Automatik stammt von Aisin – wie auch BMWs Quermotor-Automaten. Kein Zufall, denn der DS 7 soll fahrerisch so nah wie möglich an das Niveau der Deutschen herankommen. Unsere Prognose nach ein paar Runden auf dem Beifahrersitz: Das könnte klappen. Trotz unfertiger Abstimmung beeindruckt der DS 7 bei Abrollkomfort, Geräuschpegel und Kurvenverhalten. Verglichen mit anderen EMP2-Modellen ist das spürbar ein neues Niveau. Das mag zum Teil daran liegen, dass die Vorstandsabnahme bei PSA mittlerweile ein Stresstest ist. Der Hobby-Rennfahrer Carlos Tavares ist schwer zu überzeugen. DS 7 Crossback: Motoren und Getriebe
Sechs- und Achtzylinder fehlen DS insgesamt zur Premium-Konkurrenz – aber die baut solche Motoren ja auch nicht in ihre Kompakt-SUV ein. Fürs Frühjahr 2019 kündigen die Franzosen schon konkret ihren Spitzenmotor an. Dann debütiert der Plug-in-Hybridantrieb "E-Tense", mit 300 PS Systemleistung und Allrad. Je ein E-Motor mit 80 kW ( 109 PS) Leistung sitzt auf jeder Achse, kumuliert können die Motoren bis 90 kW (122 PS) abgeben. Hinzu kommen ein Benzinmotor mit 1,6 l Hubraum und 220 PS und ein Akku mit 12-13 kWh, der bis zu 60 Kilometer elektrische Reichweite ermöglichen soll. Einen mechanischen Durchtrieb zur Hinterachse gibt es beim Allradmodell nicht. Das schafft vor allem im Fond viel Platz, denn der Mitteltunnel entfällt. Auch die Batterie soll beim DS 7 Hybrid keinen Passagierraum kosten. Assistenten: Was gut und teuer istQuelle: DS Automobiles Ohne elektronische Fahrassistenz geht im Hochpreissegment heute nichts mehr. Audi, BMW und Mercedes liefern sich geradezu ein Wettrüsten. Will DS hier mitspielen, muss PSA gleichziehen. Im DS 7 Crossback debütieren daher einige Technologien, die PSA bisher nicht anbietet. Der adaptive Tempomat (ACC) wird mit aktiver Spurhaltetechnik zum vollwertigen „Connected Pilot“, beherrscht das teilautonome Fahren im Stau und funktioniert bis 180 km/h. Der DS 7 kann (als Automatikmodell) selbständig einparken, ohne dass der Fahrer Gas geben oder bremsen muss. Die Müdigkeitserkennung funktioniert per Infrarotkamera. Außerdem wird DS das Nachtsichtsystem „Night Vision“ anbieten, das wir aus größeren Audi und Mercedes kennen. Es hebt bei Nachtfahrt Tiere und Menschen an der Strecke farbig im Display hervor. Unterm Strich: PSA tut viel dafür, DS als französische Edel-Alternative zu etablieren. Nach und nach soll das Werk Mühlhausen (Elsass) zum „Premium-Werk“ aufgerüstet werden, das auf die höhere Komplexität der edlen Ausstattungen eingestellt ist. Citroën-Modelle sollen dann dort nicht mehr gebaut werden. Mühlhausen wird sich auf DS und höherwertige Peugeot-Ausstattungen spezialisieren. Spannend wird es im April. Dann können deutsche Kunden den DS 7 bestellen, zunächst als luxuriös ausgestattete „La Premiere“-Version. Zum Konzept des „Premium à la francaise“ gehört: Auch den kleinsten Motor bekommt man bei DS mit der teuersten Ausstattung. Am Ende soll die Preisspanne des DS 7 Crossback 35.000 bis 65.000 Euro umfassen. Das liegt klar außerhalb des Volumensegments. Wir sind gespannt, ob die verwöhnte Kundschaft dieses Angebot annimmt. DS 7 Crossback: Maße
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