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Detroit meldet Insolvenz an - Der Niedergang von Motown

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Die amerikanische Autometropole Detroit ist pleite. Die hoch verschuldete Stadt im US-Staat Michigan meldete offiziell Konkurs an. Zuletzt war kaum genug Geld für die Straßenbeleuchtung vorhanden.

Von dem einstigen Glanz ist nichts mehr zu sehen Von dem einstigen Glanz ist nichts mehr zu sehen Quelle: spx/Michael Görmann

Detroit - Wer vom Flughafen aus in die Innenstadt von Detroit fährt, reist rückwärts durch die Zeit. Vorbei an verfallenen Schulen, fensterlosen Wohnblocks und staubigen Industrieruinen. Man passiert verblichene Highway-Schilder, ausgebrannte Laternen und stillgelegten Bahnstrecken.

Plötzlich ragen diese drei gläserne Stahlbetontürme vor einem auf, 221 Meter hoch, glänzend und funkelnd: das Renaissance-Center, Sitz von General Motors, dem einst größten Automobilkonzern der Welt. Und der letzte Rest einer großen Vergangenheit.

Detroit, die Geburtszelle der Massenproduktion, Wiege der Automobilindustrie und Zentrum des modernen Kapitalismus. Der Ort, an dem das 20. Jahrhundert geboren wurde, wie der Historiker Bob Casey schrieb, ist pleite. Wie schon GM im Jahr 2009 sucht die Stadt nun Gläubigerschutz unter dem Konkursrecht.

Von zwei Millionen auf 700.000 Einwohner

Wer vom Flughafen aus die Jahresringe des Verfalls abgefahren hat, wundert sich darüber nicht. In den 50er- Die Stadt ist an vielen Stellen wie ausgestorben Die Stadt ist an vielen Stellen wie ausgestorben Quelle: spx/Michael Görmann Jahren wohnten noch rund zwei Millionen Menschen rund um den Highland Park im damals geschäftigen Stadtzentrum. Dort, wo Henry Ford das erste Fließband im Automobilbau einsetzte, steht nun ein Einkaufszentrum.

Die Kunden fehlen längst. Die einstige Millionenstadt ist in Sachen Einwohner auf das Format von Frankfurt geschrumpft – bei fast anderthalbfacher Fläche. Das macht Detroit besonders deprimierend: die pure Größe, die breiten Straßen, die ausufernden Parkplätze an allen Ecken – und die gleichzeitige Unsichtbarkeit von Leben.

In den 50er-Jahren muss es ganz anders gewesen sein. Die Metropole zog mit sicheren Arbeitsplätzen und guter Bezahlung Menschen aus allen Teilen des Landes an. „Motor City“ blühte, „Motown“-Sound bestimmte die Hitparaden und die US-Autoindustrie war so groß wie ihre Straßenkreuzer.

Angst vor der Atombombe

Doch der Keim des Niedergangs war schon gesät. Die Konzentration der Fahrzeugindustrie wurde der US-Regierung im Kalten Krieg unheimlich. Aus Angst vor einem lähmenden Atomschlag wurde dezentralisiert – die Autoindustrie zog vom Stadtzentrum in die benachbarten Orte, die City starb langsam aus.

Rassenunruhen in den 60er-Jahren beschleunigten den Wegzug der weißen Bevölkerung. Als dann in den 70er-Jahren die Automobilhersteller aus Deutschland und Japan auf den US-Markt drängten, gab es einen weiteren Negativ-Schub für Detroit.

Bis zur Jahrtausendwende verlor Detroit fast eine Million Einwohner. Die Häuser, in denen sie lebten sind längst verfallen. Die Geschäfte, in denen sie einkauften, stehen leer. Rund 35 Prozent des Stadtgebiets gelten mittlerweile als unbewohnbar. Versuche einer Renaissance gab es viele. Hightech-Industrie wollte man ansiedeln oder die urbanen Brachflächen zu Äckern machen.

Kein Geld mehr für Straßenbeleuchtung

Die Pläne sind vorerst gescheitert. Die Stadt kann weder die Infrastruktur erhalten, noch kann sie ihren Bürgern motown motown Schutz gewähren oder ihre Schulden nicht zurückzahlen. Es ist das erste Mal in der Geschichte der USA, dass eine Stadt dieser Größe Insolvenz anmeldet.

Detroit war zuletzt kaum fähig, die Kosten für die Straßenbeleuchtung zu zahlen. Einsätze von Polizei und Feuerwehr wurden auf die wichtigsten Notrufe reduziert. Der Gouverneur von Michigan, Rick Snyder, sprach in einem an den Insolvenzantrag angehängten Brief von einer "verfehlten Pflicht gegenüber den Bürgern". Die Stadt hat Medienberichten zufolge Schulden von rund 19 Milliarden Dollar (15,5 Milliarden Euro). Snyder bezeichnete den Verfall der Stadt als "60 Jahre andauernden Niedergang".

Nun soll ein Restrukturierungsplan entwickelt werden. Bei General Motors hat das geklappt – wenn auch mit staatlicher Hilfe – der Autobauer hat die Insolvenz überwunden und steht nun besser da als zuvor. Bleibt zu hoffen, dass das auch im Schatten der Glastürme gelingt.

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