Vans sind out, SUV sind in. Dieses hier bietet dennoch, was auch Vans bieten: Viel Platz und Komfort. Noch besser: Sogar der kleinste Motor reicht im neuen Peugeot 5008.
Von Michael Specht Verschiebbare Einzelsitze in der mittleren Reihe, zwei Sitze, die sich kinderleicht aus dem Kofferraum klappen oder ganz herausnehmen lassen, knapp 2.000 Liter Ladevolumen, umlegbare Beifahrersitzlehne zum Transport langer Güter, und überhaupt: Platz ohne Ende. Normalerweise erfüllen siebensitzige Vans diese Vielseitigkeit, und Väter lieben sie dafür. Doch damit fahren? Wie uncool! Kein Wunder, dass das Segment der MPVs schwindet und zunehmend von SUVs und Crossover-Modellen verdrängt wird. Diesem Trend kann sich auch Peugeot nicht entziehen. Früh haben die Franzosen das erkannt und bereits im vorigen Jahr ihren 3008 auf SUV getrimmt. Mit großem Erfolg: Seit dem kleinen 206 hat es bei Peugeot nicht mehr so viele Bestellungen beim Anlauf eines neuen Modells gegeben, nämlich mehr als 60.000. Das sagt zumindest der Chef von PSA, Carlos Tavares. Groß und trotzdem schlankQuelle: PeugeotWie zu hören ist, hat PSA wegen dieses Erfolges den Marktstart des 5008 verschoben. Alle verfübgaren Kapazitäten werden aktuell gebraucht. Der 5008 basiert auf der 3008-Idee (Crossover), fährt aber ein Segment höher als der 3008. Auch hier gilt: Der Van ist tot, es lebe das SUV. Ein großes Lob muss man dem Designchef Gilles Vidal und seinem Team machen: Der 5008, obwohl immerhin 4,64 Meter lang, wirkt längst nicht so wuchtig und massig wie viele andere SUV im Segment. Die Proportionen sind flacher und breiter. Und dies trotz ambitionierter Vorgaben aus der Cheftetage: Der Peugeot 5008 soll Klassenbester bei Kofferraum, Package, Platzangebot und Effizienz sein. Herausgekommen ist ein überaus vielseitiges Fahrzeug mit hohem Nutzwert und sparsamen Motoren. Auch der Einstiegspreis mit 24.650 Euro inklusive einer guten Grundausstattung wie Radio, Klimaanlage, Spurhalteassistent, Verkehrsschilderkennung und Multifunktionslenkrad: Familienfreundlicher geht es kaum. Selbst ein kleiner Dreizylinder reichtWie der 3008, baut der 5008 auf der Konzern-Plattform EMP2 auf und hat entsprechend die gleichen Antriebe. Anfangs haben wir Bedenken: Könnte ein kleiner Dreizylinder-Benziner mit so viel Auto überfordert sein? Diese Bedenken zerstreuten sich schon nach wenigen Kilometern. Das 1,2-Liter-Turbo-Aggregat (130 PS) benimmt sich sogar überraschend geschmeidig, fährt laufruhig und reicht für den normalen Fahralltag völlig. Wer allerdings überwiegend auf der Autobahn unterwegs ist und Überholvorgänge halbwegs souverän hinter sich bringen will, sollte entweder den 1,6-Liter-Vierzylinder mit 165 PS nehmen oder gleich zum Diesel greifen. Dieselseitig konnten wir das Zweiliter-Topmodell mit 180 PS und 400 Newtonmeter Drehmoment fahren. Klar, dass der 5008 mit diesem Motor einen gänzlich anderen Charakter bekommt und seinen Fahrer mit bester Elastizität verwöhnt. Doch muss diese Leistung recht teuer bezahlt werden. 41.550 Euro verlangt Peugeot, und koppelt den Motor an die höchste Ausstattung (GT-Linie). Auf einen Plug-in-Hybrid müssen 5008-Kunden verzichten. Peugeot arbeitet derzeit an der Technik, doch wird solch eine teilelektrische Version frühestens 2019 in Serie gehen, und dann zunächst nur im 3008. Im 5008 müssten aufgrund der Batterie die beiden Sitze im Heck geopfert werden. USP bei Peugeot: das i-CockpitQuelle: PeugeotAllen Versionen und Motorisierungen gemeinsam ist das sogenannte i-Cockpit, in dem der Fahrer über den Lenkradkranz auf hoch gelegte Armaturen blickt. Peugeot verspricht sich davon eine bessere Ablesbarkeit. Anfangs wirkt das Layout befremdlich und man denkt: musste sich hier ein Designer verwirklichen? Doch man hat man sich schnell gewöhnt. Es bleibt aber das Gefühl, in Relation zur Wagengröße ein recht kleines Lenkrad in den Händen zu halten. Viel Aufwand hat Peugeot beim Fahrkomfort betrieben. Auch bei höheren Geschwindigkeiten bleiben die Geräusche dort, wo sie hingehören: draußen. Der 5008 rollt weich und leise ab, federt komfortabel, lässt sich präzise schalten und handlich lenken. Ein Freund des Parkhauses wird er jedoch nicht. Die Breite von mehr als zwei Metern inklusive Außenspiegel erfordert einiges an Geschick. Siebensitzer in dieser Klasse sind rarUmso einfacher gestaltet sich das Hantieren mit der Sitzanlage. Die Entwickler haben das Optimum aus dem Innenraum herausgeholt. So sind die drei Einzelsitze in der zweiten Reihe 15 Zentimeter längs verschiebbar und bieten in hinterster Stellung üppige Beinfreiheit. Darauf müssen Passagiere allerdings verzichten, wenn die beiden Sitze in der dritten Reihe zum Einsatz kommen. Sie lassen sich in wenigen Sekunden aufstellen und bieten selbst Erwachsenen akzeptable Platzverhältnisse – zumindest auf kurzen Strecken. Die hinteren Sitze können sogar – zusammengeklappt wie ein Schweizer Taschenmesser – in einem Stück aus dem Kofferraum entnommen werden. Selbst für Mütter dürfte dies kein Kräfteproblem darstellen, die Sitze wiegen lediglich elf Kilogramm. Mehr Ladevolumen als das T-Modell der Mercedes E-KlasseLiegt der Fokus auf maximalen Transport, bietet der 5008 mehr Volumen als beispielsweise das T-Modell der Mercedes E-Klasse. Aus ursprünglich 780 Liter Kofferraum werden im Maximum 1.940 Liter. Und sollten einmal die Regalbretter vom Baumarkt trocken nach Hause gefahren werden, lässt sich sogar noch die Beifahrerlehne umlegen und erhöht so die Ladelänge auf 3,20 Meter. Mit dieser Vielseitigkeit fährt Peugeot bei den siebensitzigen SUV im Volumensegment an der Spitze. Viel Konkurrenz gibt es nicht. Als dichteste Mitbewerber kommen derzeit nur der Skoda Kodiaq und der Nissan X-Trail infrage. VW steht mit dem Tiguan All-Space in den Startlöchern. Peugeot 5008 – Technische Daten:Der Einfachste
Der Stärkste
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