Der neue Kia Picanto wächst um keinen Zentimeter. Trotzdem bietet der Kleinstwagen mehr Platz - und zwar genau dort, wo es drauf ankommt. Erster Test.
Barcelona - Das gibt es beim Generationswechsel selten: Die dritte Generation des Kia Picanto ist genauso lang wie die zweite. Trotzdem kann der kleine Stadtflitzer mehr einladen als sein Vorgänger. Denn Kia hat Radstand und hinteren Überhang gestreckt und mehr Platz für Fahrer und Einkäufe geschaffen. Gut für die Parkplatzsuche und den Wochenendeinkauf. Gut fürs Image: Der neue Picanto sieht mit der "Tigernasenfront" fast ein wenig bissig aus. Fährt er in der Ausstattungsvariante GT-Line (ab 14.990 Euro) vor, reißt er sein Maul so weit auf, wie es das Kleinstwagenformat erlaubt. Große Luftöffnungen in der Front, LED-Tagfahr- und Rückleuchten, 16-Zoll-Leichtmetallfelgen, Seitenschweller sowie ein Heckdiffusor mit Doppelrohrauspuff - das macht einiges her. So viel passt in den neuen PicantoQuelle: Kia Sitzt man im Fahrzeug, vergisst man schnell, dass man in einem Kleinstwagen unterwegs ist. Das liegt zum einem an den neuen Platzverhältnissen. Zum anderen an den bequemen Sitzen. Leider lässt sich das Lenkrad nur in der Höhe und nicht in der Tiefe verstellen. Im Fond möchte man weiterhin nicht länger sitzen als notwendig. Das Kofferraumvolumen ist im Vergleich zum Vorgänger deutlich gewachsen. Es fasst nun je nach Stellung der im Verhältnis 60:40 geteilten Rücksitzlehne zwischen 255 und 1.010 Liter - mehr geht in der Kleinstwagen-Liga im Moment nicht. Der etwas größere Kia Rio fasst 325 bis 980 Liter. Beim Umlegen der Rücksitzlehnen entsteht keine Stufe, die Ladefläche ist eben. Gefallen hat uns auch der Fahrkomfort des automobilen Winzlings. Der Picanto überzeugt mit einem ausgewogenen Fahrwerk. Bodenunebenheiten werden vergleichsweise gut weggebügelt, der „Hoppeleffekt“ fällt sehr gering aus. Die Motoren: Der Turbo kommt erst im HerbstGroßer Lufteinlass und scharfe Kanten hin oder her - das Motorenangebot für den Picanto bleibt klassentypisch eher Hausmannskost. Zum Marktstart stehen die zwei bereits aus dem Vorgänger bekannten Sauger-Aggregate, ein Dreizylinder mit 67 PS und ein 1,2-Liter-Vierzylinder mit 84 PS, zur Wahl. Muskeln lassen sich mit den überarbeiteten Triebwerken nicht zeigen, man trainiert höchstens die eigenen im Schaltarm, um die Triebwerke in Drehmomentlaune zu halten. Quelle: Kia Der Dreizylinder kann seine Bauart nicht verleugnen und schnattert vernehmlich vor sich hin. Die 67 PS eignen sich nur für Fahrer, die keinen gesteigerten Wert auf Spritzigkeit legen. In 14,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, eine Höchstgeschwindigkeit von 161 km/h und ein Durchschnittsverbrauch von 4,2 Liter (mit Start-Stopp) lauten die Eckdaten. Das Drehmoment von 96 Nm muss durch eifriges Schalten wachgekitzelt werden. Für Fahrten im städtischen Umfeld dürfte der Dreizylinder genügen. Wer sich hin und wieder auch auf die Landstraße oder die Autobahn trauen will, ist mit dem 1,2-Liter-Vierzylinder 84 PS besser bedient. Dieser vermittelt eine gewisse Beschleunigungsfreude, die Höchstgeschwindigkeit ist bei Tempo 173 erreicht. Der Standardspurt gelingt in 12 Sekunden. Den Normverbrauchswert gibt Kia mit 4,5 Liter an. Ab Herbst erweitert Kia das Motorenangebot um einen Turbo-Dreizylinder mit 100 PS. Der Turbo (172 Nm, Vmax: 180 km/h) dürfte GT-Line und fahrerischen Anspruch besser in Einklang bringen. Viel Ausstattung und sieben Jahre GarantieMit einem Basispreis von knapp 10.000 Euro liegt der Picanto preislich auf dem Niveau seiner Wettbewerber wie Suzuki Celerio, Opel Karl, Fiat Panda oder VW Up. Allerdings darf man in der untersten Ausstattungsvariante klassenüblich keine großen Komfortansprüche stellen. Quelle: Kia Die meisten Kunden werden wohl die Basisversion und die teure GT-Line links liegen lassen und sich für die Dream-Team-Edition (ab 12.690 Euro) entscheiden. Hier ist alles drin, was man zum Wohlfühlen braucht: Klimaanlage, elektrische Helfer für Fensterheber und Außenspiegel, höhenverstellbarer Fahrersitz, Sitzheizung und ein beheizbares Lederlenkrad. Picanto-Käufer können abseits der gewählten Ausstattungsvariante weiteres Geld in Komfort und Aussehen investieren. Fahrer-Knieairbag, Klimaautomatik, Navi-Infotainmentsystem mit 7-Zoll-Touchscreen, eine verschiebbare Mittelarmlehne vorne, Apple Carplay, Android Auto oder eine auffällige Farbe machen aus dem billigen ein erstaunlich teures Fahrzeug. Der preisliche Abstand zu einem Kleinwagen ist dann schnell aufgebraucht. Unbedingt dazu bestellen, auch wenn das Budget knapp ist: Für 590 Euro kann der Picanto mit einem automatischen Bremsassistenten, der bis Tempo 165 aktiv ist, aufgerüstet werden. Die 7-Jahres-Garantie gehört dagegen ab Werk zur Grundausstattung. Technische Daten: Kia Picanto
Quelle: SP-X |