Wie der Ritmo vor 40 Jahren rettete der Punto vor rund 30 Jahren Fiat vor der Existenzkrise. Doch nun heißt es Abschied nehmen. Der Punto geht in den Ruhestand.
Köln - Es gibt keine große Geburtstagsparty für ein Vierteljahrhundert Fiat Punto. Im Gegenteil. Fiat schickt den Kleinwagen zum 25. in Rente. Keine bella futura für das Auto, mit dem Fiat ab 1993 den Glanz alter Zeiten erneuern konnte. Der Cityflitzer verabschiedet sich in diesem Sommer still und leise, um Platz zu machen für einen Jüngeren: Die Fiat-500-Familie bekommt noch mehr Raum. Und wie der Uno verdankte der erste Punto seine Formen dem Stardesigner Giorgetto Giugiaro, der seiner Kreativität mehr als zuvor freien Lauf lassen durfte. So gab es für fast jeden Kunden eine passende Punto-Karosserie und für die Tifosi überdies eine beispiellos breite Kollektion fantasievoller Concept Cars. Dagegen überraschte der im Fiat Centro Stile entstandene „Nuova Punto“ 1999 durch unterschiedliche Formensprachen für Drei- und Fünftürer. Das "Auto des Jahres 1995"Die „Grande Punto“ genannte dritte Generation des erfolgreichen Kleinwagens wiederum entwarf 2005 einmal mehr Altmeister Giugiaro, der damit den Weltgeschmack traf. Denn dieser Italiener schrieb sogar in Südamerika, Nordafrika und Indien Geschichte als lokal gebautes Volksauto. Anders als der kantige Vorgänger Fiat Uno bekam der Punto modisch-rundliche Formen. Vom neuen Qualitätsanspruch bei Fiat kündeten kleine Karosseriespaltmaße und eine gegenüber dem Uno um 60 Prozent verwindungssteifere Karosserie. Die Fachpresse jubelte ob der „klapper- und knisterfreien absoluten Ruhe“ im Interieur des preiswerten Fiat selbst auf Rüttelpisten. Das machte ihn zum „Auto des Jahres 1995“. Hohe Qualität und viele VariantenFiat hatte nicht nur viel Geld investiert, damit der Punto in puncto Qualität eine Führungsrolle übernahm. Die Italiener boten den Kleinwagen auch in verblüffender Variantenvielfalt an. Italo-Fans, die Luxus im Miniaturformat favorisierten, konnten sich bald auch für den neuen Lancia Y entscheiden, in dem ebenfalls viel Punto-Technik steckte. Und dann gab es noch die Spielwiese der schönen Träume: Fast ein Dutzend Concept Cars bauten auf dem Punto auf, darunter Coupés, Barchetta, Pick-ups, Shooting-Brakes und Crossover mit drei Achsen. Fast alle namhaften italienischen Designstudios versuchten sich am Punto. Eine Carrozzeria wurde sogar Produktionsstandort für den Punto in seiner offenen Form. Das kleinste viersitzige Vollcabrio der Welt mit elektrischem Verdeck lief bei Bertone vom Band. Von Anfang an ein BestsellerGleich nach dem Marktstart setzte der in drei Generationen gebaute Punto sich an die Spitze der italienischen Verkaufscharts. Kurz darauf deklassierte er die europäische Kleinwagenkonkurrenz. Schon 2005 lief der sechsmillionste Punto vom Band. Der Punto setzte in seinem Segment neue MaßstäbeMit dem Generationswechsel 2005 wurde der Punto zum Grande Punto und zum Technikspender für Alfa Mito und Opel Corsa D. Gegenüber dem Typ 188, der noch bis 2009 weiter gebaut wurde, legte der Typ 199 um 23 Zentimeter auf nun 4,03 Meter zu. Daraus wurde mit dem ersten Facelift 2009 der Punto Evo, mit der zweiten Modellpflege von 2012 hieß er wieder schlicht Punto. Antriebsseitig ließ sich der Alterungsprozess des Punto besser aufhalten. Mit effizienten Erdgasmotoren, drehmomentstarken Dieselmotoren, nachgeschärften Abarth-Leistungsträgern und Downsizing-Zweizylindern verfügte der Fiat auf dem Höhepunkt seiner Karriere über eines der breitesten Aggregat-Angebote der kleinen Klasse. Mit dem stylisch gezeichneten Punto war es gesellschaftlich wieder schick geworden, einen kleinen Fiat zu fahren: Die entscheidende Vorarbeit für die Fiat-500-Familie, das italienische Kultauto des 21. Jahrhunderts.
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Quelle: Spx |
