Update: Das schnellste Auto auf der Nordschleife fährt elektrisch: 6:45,9 Minuten gibt Nio für den EP9 an - Jetzt haben die Chinesen ein Onboard-Video veröffentlicht.
München - Die Nordschleife des Nürburgrings ist Benzin-Revier. Petrolheads lieben die 20,8 Kilometer Berg-und-Tal-Fahrt. Wer als Rennfahrer hier schnell ist, genießt den Respekt der Kollegen und der Fans. Wer als Hersteller schnell ist, muss nicht mehr viel erklären: das Gesamtpaket passt. Jetzt hat es offenbar bei einem Elektroauto gepasst. Der Nio EP9 fuhr schneller als jedes andere Auto durch die Grüne Hölle. Elektroautos fuhren bereits schnell, aber hinterher. Toyota kam mit einem umgebauten Radical SR3 auf etwas mehr als 7:47 Minuten. Offiziell schnellstes Auto mit Elektro-Hilfe war bisher der Porsche 918. Ein Hybrid, bei dem der größte Anteil an 887 PS Systemleistung vom 608 PS starken 4,6-Liter-V8-Sauger kam. Mit 6:57 Minuten wurde er im Jahr 2013 gestoppt. Seitdem war nur der Lamborghini Huracan Performante schneller. Zwei Radical SR8 stehen außerdem ganz oben auf der Bestenliste, doch das sind kaum verkleidete Rennwagen ohne Alltagsnutzen. Der Nio EP9 geht ebenfalls nur mit viel gutem Willen als Serienauto durch. Sechs Stück wurden gebaut, weitere zehn Exemplare sind angekündigt. 1,48 Millionen Dollar kostet der Spaß. Rekord: Nio EP9 umrundet Nordschleife in 6:45,9Der Nio EP9 trat schon im vergangenen Oktober auf der Nordschleife an. Bei 7:05 hielt die Zeit an - trotz miesen Wetters. Da konnte man hellhörig werden. Jetzt stehen für dasselbe Auto 6:45,9 Minuten auf der Uhr. Rund sechs Sekunden weniger als beim Lamborghini. Die Lambo-Zeit hatte im Frühjahr für Diskussionen gesorgt. Manch einer, der sich das Video genau angesehen hat, zweifelt sie an. Lamborghini steht zur Zeit. Niemand sonst war bis dahin schneller. Außer vielleicht McLaren. Angeblich soll der P1 die Nordschleife in 6:47 umrundet haben. Die Zeit wurde nie offiziell kommuniziert, McLaren spricht nur von weniger als sieben Minuten. Wie weit geht es noch runter?Nio hat sich klar festgelegt. Gerry Hughes, Chef der Performance-Sparte von Nio, spricht von einer "fabelhaften Leistung". Details bleibt das Unternehmen mit Sitz in China und Niederlassungen in San Jose, München, London und Shanghai bislang schuldig. Nichts über die Reifen, nichts über den Fahrer, keine Angaben dazu, ob Modifikationen am Fahrzeug vorgenommen wurde. Update: Ein Video der schnellen Runde hat Nio jetzt veröffentlicht. Die Onboard-Aufnahmen zeigen die schnelle Runde aus der Beifahrerperspektive und den Blick auf den Fahrer. Er wirkt kontrolliert, muss nur selten Gegenlenken. Die Zeit läuft mit. Für "Rundenzeiten-Analysten" fehlen allerdings wichtige Infos. Es gibt keinen Blick auf den Tacho.
Ein offizielles Regelwerk gibt es für die Zeitenjagd ohnehin nicht. Die Hersteller stoppen selbst, niemand überwacht für gewöhnlich den Zustand der Fahrzeuge. Reinrassige Rennslicks sind für Autos mit Straßenzulassung verpönt, doch die Spezialentwicklungen, mit denen die Hersteller auf die Piste gehen, sind nicht weit davon entfernt. Skepsis ist also immer angebracht. Und außerdem die Frage: Wo soll das enden? Die Stimmen, dass schnellere Zeiten zunehmend eine Frage des Risikos sind, mehren sich. Tote oder Verletzte will allerdings niemand bei der Rekordjagd sehen. Zuletzt die Hersteller. Es wäre der Marketing-GAU. Technische Daten Nio EP9
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