Schnick-Schnack, Schwachsinn oder Segen. Der SQ5, das neueste, sparsamste S-Modell von Audi hat einen Diesel im Herzen. Was der kann, und was er nicht kann, sagt Euch MT in diesem Fahrbericht.
Es klingt so schön, wenn man es liest: Das 313 PS starke Sportmodell Audi SQ5 schluckt nur 7,2 Liter pro 100 Kilometer. Aber wie klingt er, wenn man ihn startet? Denn der vermeintliche Vollblutsportler hat das Herz eines (sogenannten) Heizöltraktors.
Das „S-Line“-Symbol schmückt gefühlt jeden zweiten Diesel. Nur wie wir schon alle aus dem Sportunterricht wissen: Kurze Hosen machen keine schnellen Beine. Und ein sportliches Outfit keinen Sportwagen. Der estorilblaue Sportblechkloß vor mir liegt drei Zentimeter tiefer auf dem Asphalt und weckt mit seinen 20-Zoll-Alus und den Spiegelkappen in Alu-Optik Lust auf mehr. Ich will ans Steuer. Die Leistung erfahren. Und wissen, wie viel S in diesem Diesel steckt.
Drinnen fühle ich mich spontan wohl. Das kleine Lenkrad liegt gut in der Hand, der bis Tempo 300 skalierte Tacho macht neugierig. Ich starte den Sportdiesel des SQ5 und bin verblüfft: Im Leerlauf nagelt der doppelt turbogeladene Sechsender nur minimal, auf Drängen meines rechten Fußes verwandelt sich das Geräusch in kerniges Knurren. Die Sounddesigner durften hier offenbar einen Kindheitstraum ausleben: Klangaktuatoren in der Auspuffanlage erzeugen eine vollkommen synthetische, aber angenehme Geräuschkulisse. Sound? Check!
Schwerer Dieselfuß
Vorsichtig gewöhnen der SQ5 und ich uns aneinander. Meine Pedalstöße quittiert das Sport-SUV prompt, der Audi hängt phantastisch am Gas. Das straffe Fahrwerk erlaubt hohe Kurvengeschwindigkeiten, auf der Gerade nagel ich das Pedal am Bodenblech fest. Mein Puls steigt, der Drehzahlmesser spielt EKG – das Drehmoment drückt mich fest in den Sportsitz. Die Achtgang-Automatik prügelt die Gänge rein, die Kraft reißt nie ab. Bei 250 km/h endet der Temporausch. Nicht mangels Leistung des SQ5, sondern per elektronischem Riegel. Dafür erreicht er nach 5,1 Sekunden Tempo 100. Power? Check!
Die Zweikolben-Bremssättel mit 380er Scheiben an der Vorderachse bringen uns sicher zum Stehen. Kurze Pause, den Adrenalinspiegel senken. Und den Verbrauch checken. Die Werksangabe zu erreichen zählt bei diesem Auto zu den Zielen, die man besser auf später verschiebt. Zwölf Liter waren es bei der Testfahrt im Spaß-Modus. Viel im Vergleich zum NEFZ, wenig für einen S. Mit einer Anhängelast von 2.400 kg kann der SQ5 richtig nützlich sein.
Q5 überarbeitet
Ganz nebenbei hat der Serien-Q5 ein feines Facelift bekommen. Optisch hat sich wenig getan, die Verbesserungen stecken im Detail: Q5-Käufer können sich über optimierte Assistenzsysteme, neue Innenraum-Designs, eine elektro-mechanische Lenkung, ausgeklügeltes Thermomanagement und einen bis zu 15 Prozent gesenkten Verbrauch freuen. Neu im Programm ist ein überarbeiteter 2,0-Liter-TFSI mit 225 PS.
Für das grüne Gewissen gibt es weiterhin einen Hybrid. Laut Werksangabe begnügt der sich mit 7,1 Liter auf 100 km, im MOTOR-TALK-Test pendelte sich der Verbrauch bei rund acht Litern ein. Dabei habe ich das Gaspedal sanfter gestreichelt als meine Liebste vorm Einschlafen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Audi SQ5 steht ab dem ersten Quartal 2013 für mindestens 58.500 Euro beim Händler. Für den Hybrid muss man 53.900 Euro einplanen.
Der Einfachste: Modell: Audi Q5 2,0 TDI Motor: 2 Liter Vierzylinder-Diesel Getriebe: Sechsgang manuell Leistung: 143 PS Verbrauch: 5,3 Liter/100 km CO2: 139 g/km 0 – 100 km/h: 10,9 Sekunden Höchstgeschwindigkeit: 192 km/h Länge x Breite x Höhe: 4,64 m x 1,91 m x 1,62 m Kofferraum: 540 Liter Preis: ab 35.200 Euro
Der Tollste:
Modell: Audi SQ5 Motor: 3 Liter-V6, Diesel Getriebe: Achtgang-Automatik Leistung: 313 PS Verbrauch: 7,2 Liter/100 km CO2: 191 g/km 0 – 100 km/h: 5,1 Sekunden Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h Länge x Breite x Höhe: 4,64 m x 1,91 m x 1,62 m Kofferraum: 540 Liter Preis: ab 58.500 Euro
Quelle: MOTOR-TALK |
verfasst am 11.07.2012
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