Coburg - Wem gehören die Daten, die in Autos gesammelt werden? Und wer darf darauf zugreifen? Diese Fragen muss aus Sicht des größten Kfz-Versicherers in Deutschland, der HUK Coburg, der Bund klären. "Es darf kein Monopol der Autohersteller geben, Monopole sind immer schlecht und teuer", sagte der neue Vorstandschef Klaus-Jürgen Heitmann der Deutschen Presse-Agentur. Er fordert den Bund deshalb auf, den Wettbewerb sicherzustellen und Standards für die Datenschnittstellen zu setzen.
"Die Verbraucher müssen die Wahlmöglichkeit haben", sagte Heitmann. Der Gesetzgeber solle darauf achten, dass "idealerweise so viel Wettbewerb wie möglich" bestehen bleibe. Die HUK Coburg ist mit rund 11 Millionen versicherten Autos Marktführer vor der Allianz.
Einheitliche Schnittstelle
"Wenn Sie künftig in einem vernetzten Auto eine Panne haben, dann müssen nicht mehr Sie den Abschleppdienst anrufen, Sie werden angerufen, ob Sie Hilfe brauchen", sagte Heitmann. "Und der Anrufer weiß dann, wo Sie stehen, was an Ihrem Auto kaputt ist und ob sofort geholfen werden kann." Das ist vor allem dann besonders sinnvoll, wenn das Unfallopfer nicht mehr selbst um Hilfe rufen kann. Der Gesetzgeber müsse allerdings sicherstellen, dass es einheitliche Standards für die Datenschnittstellen gebe und nicht alle Hersteller das unterschiedlich handhabten.
In modernen Autos werden unzählige Daten gesammelt - und die sind sehr wertvoll Quelle: dpa/picture-alliance
Dennoch darf nicht jeder auf die Daten zugreifen können. Es wäre eine beängstigende Vorstellung, wenn zukünftig Cyber-Kriminelle Autos fernsteuern könnten. "Das heißt, man muss daran arbeiten, Datenzugriffe sicher zu ermöglichen." Das sei schwierig, aber technisch sicher lösbar. "Ich glaube nur, dass die Autoindustrie gut beraten wäre, hier sehr offen mit dem Wunsch der Verbraucher nach Dispositionsfreiheit über ihre Daten umzugehen."
Der Verbraucher soll wählen können
Idealerweise werde eine offene Schnittstelle im Auto etabliert. "Und der Zugang muss diskriminierungsfrei sein - das heißt, es darf nicht zu viel kosten, wenn überhaupt", sagte Heitmann. "Im Moment wird ein Konzept favorisiert, bei dem die Autohersteller die Daten auf ihre Server schaufeln und der Inhalt dieser Server wird gedoppelt, damit andere zugreifen können."
Doch dabei gibt es aus Versicherersicht viele Fragen. Dazu zählt, ob die Daten vollständig und unmittelbar übermittelt werden. Wie viel der Serverzugriff kostet und wie die Zugriffsrechte verwaltet werden. "Auf Basis dieser Datenverfügbarkeit muss der Verbraucher zwischen mehreren Angeboten wählen können, und dann möge das bessere gewinnen", sagte Heitmann.
Als Beispiel dafür, was die Versicherung mit den Daten macht, nennt der Vorstand den Telematik-Tarif, bei dem junge Fahrer weniger für ihre Kfz-Versicherung zahlen, wenn sie digital überwacht fahren. "Wir überlegen, ob wir den Telematik-Tarif über junge Leute hinaus erweitern", sagte Heitmann.
Quelle: dpa