Weniger CO2 durch Lkws: Moderne Elektrolaster bekommen ihren Strom aus der Oberleitung. Die ersten beiden Teststrecken stehen jetzt fest.
Berlin - Auf zwei Autobahn-Abschnitten in Deutschland werden ab Anfang 2019 Elektro-Lastwagen mit Strom aus einer Oberleitung fahren. Für den Test wurden zwei je sechs Kilometer lange Strecken auf der A1 bei Lübeck und auf der A5 zwischen Darmstadt und dem Frankfurter Flughafen ausgewählt. Das gab das Bundesumweltministerium am Donnerstag bekannt. Es fördert das Vorhaben als Teil des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 mit rund 35 Millionen Euro. Die Projektvorschläge aus Hessen und Schleswig-Holstein erhielten den Zuschlag. "Ziel des Feldversuchs ist es, den mehr werdenden Güterverkehr klimaverträglich zu gestalten", sagte Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth in Berlin. Selbst unter günstigen Bedingungen werde sich der Anteil der Schiene am gesamten Güterverkehr bis 2050 nur auf 30 Prozent erhöhen lassen, derzeit sind es rund 18 Prozent. "An der Elektrifizierung des Lkw-Verkehrs führt deshalb gar kein Weg vorbei", folgerte Flasbarth. "Bisher hat es dem Verkehrssektor an Innovationsschwung gefehlt." Der Verkehrssektor in Deutschland habe deshalb 2016 noch genauso viel Treibhausgase produziert wie 1990. Oberleitung zum Frankfurter FlughafenIn Hessen führt die geplante Lkw-Pendelstrecke von Gewerbegebiet Darmstadt-Nord/Weiterstadt bis zum Frankfurter Flughafen. Von den insgesamt 15 Kilometern sollen auf der A5 rund sechs Kilometer in beide Fahrtrichtungen mit Strommasten am Fahrbahnrand ausgerüstet werden. Beteiligt sind bislang die Speditionen Schanz, Ludwig Meyer und die Raiffeisen Waren-Zentrale. In Schleswig-Holstein ist die Teststrecke von einem Logistikzentrum in Reinfeld (Holstein) bis zum Lübecker Hafen etwa 25 Kilometer lang. Davon soll ebenfalls ein sechs Kilometer langes Teilstück der A1 elektrifiziert werden. Bislang will hier die Spedition Bode mitmachen. Auf beiden Versuchsstrecken werden je fünf Prototypen der VW-Tochter Scania zum Einsatz kommen, sagte Verkehrsreferent Matthias Scheffer. Die Lkw fahren ausschließlich elektrisch. Sie sollen so viel Strom aus der Oberleitung ziehen, dass die Batterie für den restlichen Teil der Fahrt ausreichend geladen ist. Die Ausrüstung von einem Kilometer Autobahn mit einer Stromversorgung kostet nach Angaben des Umweltministeriums je Fahrtrichtung etwa eine Million Euro. Auf längere Sicht fielen diese Infrastrukturkosten aber kaum noch ins Gewicht, wenn man davon ausgehe, dass die Lkw mit günstigem Strom aus erneuerbaren Energien unterwegs sind. Nach Einschätzung des Ministeriums eignen sich rund 5.000 der insgesamt 13.000 Autobahnkilometer in Deutschland für Verkehr mit Elektro-Lkw. Dort gebe es ausreichend Güterverkehr. Scheffer hält 1.000 Autobahnkilometer mit Oberleitung für eine realistische Größenordnung, sofern sich das System in den Tests bewähre. Das bedeutete eine Gesamtinvestition von zwei Milliarden Euro. Quelle: dpa |