Volvo präsentiert in China einen langen S90 und dessen Luxusvariante. Zudem kündigen die Schweden an, mehr Autos in China zu bauen - der S90 kommt bald komplett von dort.
Köln - China will Langversionen, China bekommt Langversionen. Platz auf der Rückbank zählt hier mehr, als PS unter der Haube. Weil China der wichtigste Automarkt der Welt ist, passen die Hersteller ihr Modellangebot entsprechend bis hinunter zu den Kompakt-SUV an. Langversionen von Modellen wie der Mercedes E-Klasse, Audi A6, BMW 5er oder Jaguar XF sind sowieso ein Muss. Jetzt hat auch Volvo die gestreckte Version des S90 vorgestellt. Naheliegend: Die Schweden gehören schließlich dem chinesischen Geely-Konzern. Und apropos naheliegend: Volvo kündigt an, die Produktion des S90 komplett nach Daqing im Nordosten Chinas zu verlagern. Außerdem sollen aktuelle und künftige S60 im Werk Chengdu gefertigt werden. In Luqiao, rund 350 Kilometer südlich von Schanghai, entsteht ein drittes Volvo-Werk, in dem dann die kommenden "40er" gebaut werden. Göteborg soll weiter V90 und V60 bauen, im belgischen Gent werden die Kompaktmodelle auf der CMA-Plattform gefertigt. Volvo rückt also mit der Produktion näher an den wichtigsten Absatzmarkt - und baut dort Autos für die Welt. Auch die neue Langversion des S90 und deren Luxus-Ausführung Excellence soll von dort exportiert werden. Allerdings vorerst nur in die USA. Für Europa ist der S90 mit Übermaß erstmal nicht geplant, wie uns ein Sprecher sagt. Volvo S90 Excellence: Langversion mit FußhockerDabei könnte der S90 L als veritabler Ersatz für ein eigenständiges Oberklasse-Modell herhalten. Mit seiner um 12 Zentimeter auf gut 5,08 Meter gestreckten Länge bleibt er nur knapp unter einer "kurzen" Mercedes S-Klasse (5,12 m). Beim Radstand schlägt der S90 den Daimler sogar - um immerhin 2,6 Zentimeter (3,061 m vs. 3,035 m). Entsprechend üppig ist der Platz auf der Rückbank. Oder besser: auf den Lounge-Sesseln. In der Excellence-Version schmeißt Volvo zudem den Beifahrersitz raus und schraubt stattdessen eine Fußbank mit integriertem Schuhfach vor den vermutlich hochgestellten Passagier. Der kann sich außerdem über ein Panorama-Dach, ausklappbare Arbeitstische, Becherhalter mit Wärme- und Kühlfunktion oder ein Entertainment-System mit großem Bildschirm freuen. Die hinteren Sessel werden per Touchscreen bedient. Dazwischen baut Volvo einen Kühlschrank mit Platz für handgemachte Kristallgläser. Die kommen allerdings nicht aus China, sondern von der schwedischen Glasmanufaktur Orrefors. Zurückhaltung gibt es beim Motorenangebot des langen S90. Es startet anders als hierzulande bereits mit dem 2,0-Liter-Benziner T4 (190 PS, 300 Nm), außerdem bietet Volvo den T5 (254 PS, 350 Nm) und den Plug-in-Hybrid T8 an (320 PS, 400 Nm). Die Excellence-Variante wird nur mit der Topmotorisierung angeboten. Alle Motoren sind stets an die Achtgang-Automatik gekoppelt. Offiziell vor Publikum debütiert der lange S90 auf der Guangzhou Motor Show (19.-27. November), die Produktion nimmt Volvo ebenfalls im November auf. Das Topmodell Excellence wird ab 2017 in Daqing gebaut. Wie gesagt: Gemeinsam mit den normal langen S90-Modellen, die dann eben auch nach Europa verschifft werden. Volvo will 2020 800.000 Autos verkaufenProbleme mit der Fertigungs-Qualität befürchtet Volvo nicht. Die Fertigungsstandards seien weltweit einheitlich, und unerhört ist die Produktion in China für die Weltmärkte ohnehin nicht. Volvo hatte schon 2015 den Volvo V60 Inscription in China gebaut und in die USA exportiert. Die Verlagerung des S90 nach China hat vor allem zwei Gründe: Erstens bleibt Volvo unabhängig von Währungskursschwankungen auf dem wichtigsten Absatzmarkt. Und zweitens: Wachstum. Volvo will im Jahr 2020 mindestens 800.000 Autos verkaufen. Dafür reichen die derzeitigen Produktionskapazitäten nicht. Deshalb entsteht neben dem dritten Werk in China auch noch eins in South Carolina in den USA. Das dritte Werk in China wird nicht allein Volvo-Modellen vorbehalten bleiben. Dort sollen auch Fahrzeuge der neuen Geely-Marke Lynk&Co gebaut werden, die vor zwei Wochen in Berlin vorgestellt wurde. Mit ihrer neuen Marke wollen die Chinesen auch auf dem Automarkt im Ausland punkten. Ende 2017 soll ein kompakter Geländewagen (SUV) von Lynk&Co zunächst auf dem Heimatmarkt starten. 2018 ist dann der Markteintritt in Europa und den USA geplant. Geely hat viel vor. Nicht nur, aber auch mit Volvo. |