Im Herbst kommenden Jahres kommt der erste Serien-Mercedes mit Brennstoffzellen-Antrieb. Nicht die B-Klasse, sondern der GLC macht den Anfang. Als Plug-in-Hybrid.
Stuttgart – Dieses Auto wird kein Erfolg. Jedenfalls nicht, wenn man Erfolg an absoluten Stückzahlen misst. Der Mercedes GLC F-Cell fährt mit Wasserstoff. Und Wasserstoffautos sind ein Nischenprodukt. Honda Clarity, Hyundai ix35 FuelCell oder Toyota Mirai – Brennstoffzellen-Fahrzeuge werden nur in minimalen Stückzahlen verkauft oder, meistens, verleast. Beim Mercedes GLC wird das nicht anders sein, wenn er im Herbst 2017 ausgeliefert wird. An der Technik soll es nicht liegen, ist Thomas Weber überzeugt. „Die Marktreife des Brennstoffzellenantriebs steht heute außer Frage“, sagt der Daimler-Entwicklungsvorstand. Das Unternehmen baut seit Anfang des Jahrtausends Wasserstoffautos. Eigentlich sollte die B-Klasse F-Cell das erste Serienfahrzeug werden. Zwar mache auch die Batterietechnologie Fortschritte, sagte Weber. Heißt: Größere Reichweiten bei immer niedrigeren Kosten für batterieelektrische Autos. Trotzdem sieht er auch künftig einen klaren Vorteil bei Wasserstoff: „Hohe Reichweiten bei gleichzeitig kurzen Betankungszeiten von nur drei Minuten.“ Wenn man eine Tankstelle findet. Aktuell gibt es gut 30 davon in Deutschland. Mercedes GLC F-Cell: Brennstoffzelle unter der MotorhaubeInsofern ist der GLC F-Cell eher ein Statement als ein Business Case. Und eine Investition in die Zukunft. Seinen Antrieb sieht man ihm, anders als dem Toyota Mirai oder dem Honda Clarity, nicht an. Optisch unterscheidet er sich kaum von den konventionellen Modellen. Unter der Motorhaube allerdings sitzt ein Brennstoffzellen-Stack, der Wasserstoff in elektrische Energie umwandelt. Tatsächlich sitzt das komplette Brennstoffzellen-System im Motorraum. Laut Daimler wurde das möglich, weil es um 30 Prozent kompakter ist als bisher. Gleichzeitig sei die Systemleistung um 40 Prozent gestiegen. Auch die Kosten seien massiv reduziert worden, etwa weil der Platinanteil im System stark verringert werden konnte. 20 Gramm soll das System nur noch enthalten. Das Besondere an Daimlers Lösung ist, dass der GLC F-Cell ein Plug-in-Hybrid ist. Daimler kombiniert die Brennstoffzelle mit einer Lithium-Ionen-Batterie, die auch eigenständig den Elektromotor speisen kann. Sie sitzt im Heck des SUV und soll mit rund 9 kWh Kapazität für rund 50 Kilometer rein elektrische Reichweite gut sein (nach NEFZ). Wie bei Plug-in-Hybriden üblich, kann er über eine Haushaltssteckdose in zwei bis drei Stunden geladen werden. F-Cell-Fahrer kommen also zur Not auch ohne Wasserstoff voran. Mit Plug-in und Wasserstoff 500 Kilometer ReichweiteDie Tanks dafür wurden mit Carbon ummantelt und im Fahrzeugboden vor der Hinterachse sowie im Kardantunnel zwischen den Sitzen eingebaut. Sie fassen etwa 4 Kilo Wasserstoff und lassen sich mit 700 bar Druck in drei Minuten befüllen. Die Gesamtreichweite gibt Daimler mit 500 Kilometern laut Norm an. Konkrete Daten zum Antrieb nennt Daimler noch nicht. Von mindestens 200 PS und 400 Nm Drehmoment darf man beim GLC F-Cell ausgehen. Allradantrieb bekommt der GLC F-Cell nicht, aus Platzgründen wird die Motorleistung allein über die Hinterachse übertragen. Daimler startet erwartungsgemäß langsam mit der Produktion. Die ersten Modelle kommen im Herbst 2017 auf den Markt. Ab 2018 sollen bis zu 1.000 GLC F-Cell pro Jahr produziert werden. Preise nennt Daimler noch nicht, weniger als 60.000 Euro dürften es auf keinen Fall werden. Der Toyota Mirai kostet rund 80.000 Euro. Wie viele Kunden sich für ein Brennstoffzellen-Auto entscheiden, dürfte mittelfristig davon abhängen, ob die Infrastruktur besser wird. Die Zahl der deutschen Tankstellen soll bis 2023 Schritt für Schritt auf 400 ausgebaut werden. Zum Vergleich: Benzin und Diesel verkaufen in Deutschland derzeit rund 14.500 Tankstellen. Quelle: mit Material von press-inform |