Kaum schwerer als ein Q5, aber besser als ein A8. Der neue Q7 zeigt im Test viel Gutes. Was fehlt? Der letzte Kick, ein Hauch Finesse.
Berlin – Klüger, leichter, besser. So schwer es Audi-Gegnern fallen mag. Aber beim neuen Q7 hat die Marke fast alles richtig gemacht. Der große SUV hält Abstand und Spur, erkennt Verkehrszeichen und rechnet einige Kilometer voraus. Zur Sicherheit will er eine Hand am Lenkrad spüren. Das verlangt das Gesetz. 1. Gang: Die Basis Audi macht den neuen Q7 komfortabler. Er fährt sanft an, die Achtgang-Automatik schaltet unmerklich, der Diesel ist gut gedämmt. Im Alltag fühlt er sich träge an. Spontan und leicht wird er beim Kickdown. Mit optionaler Hinterachslenkung (1.150 Euro) gleitet er engagiert durch enge Kurven. Doch das Beste an der Diät ist nicht die Agilität. Sondern das verminderte Saufverhalten. 2. Gang: Das BesteLaut Norm sinkt der Verbrauch des 3,0-Liter-V6TDIs um eineinhalb Liter. 5,5 Liter sollen es theoretisch sein. Doch dieser Wert bleibt im Test völlig praxisfern. Denn rund 2.070 Kilogramm EU-Gewicht schleppt der Q7-Diesel-SUV immer noch mit sich rum. 7,0 Liter sind bei zeitgemäßer Gangart machbar. Auf langen Strecken mit flotter Fahrt schluckte der 218 PS starke V6 durchschnittlich 8,6 pro 100 Kilometer. 3. Gang: Das SchwächsteZugegeben: Navi und Einparkhilfe wandern vermutlich in nahezu jeden Q7. Trotzdem hakt es im großen Audi bei den Assistenzsystemen. Audi feiert stolz die Masse, wir wünschen uns mehr Klasse und Genauigkeit. Der Spurassistent erkennt bisweilen die Hand des Fahrers nicht und verlangt immer eine Reaktion. Die Verkehrszeichenerkennung liest manchmal falsche Geschwindigkeitsbegrenzungen. Und beschleunigt per adaptivem Tempomat von Tempo 80 auf 130 km/h (bei erlaubten 80 km/h). Im Stau orientiert sich der Q7 am Vordermann. Entsprechend beschleunigt und bremst das Auto genauso langsam oder ruppig und ordnet sich ein. Das nervt und kann gefährlich werden. Denn trotz aller Intelligenz bildet der Q7 im Stau auf der Autobahn keine Rettungsgasse. Schlimmer noch: Er lenkt zurück in die Mitte der Spur, wenn der Vorausfahrende dort bleibt. Das muss besser gehen, Audi! Die Software kennt alle Parameter – warum macht der Q7 also nicht den Weg frei für Rettungskräfte? 4. Gang: Das ÜberflüssigsteIm Q7 merkt man: Bis Autos selbstständig fahren, wird es noch Jahre dauern. Die Sensoren beobachten das erweiterte Umfeld, blicken nicht weit genug voraus. Bei schlechtem Wetter können sie ausfallen. Vorausschauend fährt der Q7 nur dank einprogrammierter Daten. Den Stau am Horizont erkennt er nicht, die Bremslichter fünf Autos weiter vorn ebensowenig. Hier fehlt generell die technische Lösung. Wahrscheinlich löst sich das erst über die Car-to-Car-Kommunikation. Im Stau sind autonome Funktionen angenehm. Insgesamt hatten wir den Eindruck, das Audi und andere Hersteller nur die autonomen Muskeln spielen lassen. 5. Gang: Das WissenswerteWettbewerb gibt dafür auf anderen Ebenen. Der neue Q7 ist leichter und sparsamer als ein Mercedes GLS 350d 4Matic (2.455 Kilogramm, 7,1 bis 7,6 Liter pro 100 Kilometer). Trotz der höheren Leistung (258 PS, 620 Newtonmeter) liegt der Mercedes nur bei der Höchstgeschwindigkeit (222 km/h zu 216 km/h) vorn. Er kostet mindestens 74.791,50 Euro. 6. Gang: Das BesondereIm Q7 genügt in den meisten Situationen der Basisdiesel. 218 PS und 500 Newtonmeter Drehmoment ergeben angemessene Sprints (7,1 Sekunden auf Tempo 100) und 216 km/h Spitze. Jenseits der Richtgeschwindigkeit fehlt irgendwann die Souveränität. Die stärkere Version mit 272 PS und 600 Newtonmeter Drehmoment kostet 2.900 Euro mehr. Erstmals bietet Audi das dickste SUV als Diesel-Hybrid („E-Tron“, 1,8 Liter pro 100 Kilometer laut NEFZ, 80.500 Euro) und in einer sportlicheren Version an: Im SQ7 installiert der Hersteller ein 48-Volt-Bordnetz, einen V8-Turbodiesel mit Registeraufladung und einen elektrischen Verdichter. Audi verspricht 435 PS, 900 Newtonmeter, spontanes Ansprechen und bessere Fahrwerte als bei einem Audi S3. Sein Preis: 89.900 Euro. Ausrollen: FazitDer dicke Audi fühlt sich erstaunlich schlank an. In der Stadt wird es eng am Blech, außerhalb fühlt er sich dafür umso wohler. Er ist ein Gentleman, denn er rollt leise und komfortabel. Und ein Besserwisser, denn er sagt dem Fahrer oft, was er für ihn übernehmen kann. Unser Fazit: Audi zeigt hier in vielen Ansätzen wieder innovative Technik. Die kostet: Der Einstiegspreis des Q7 stieg beim Modellwechsel um 5.000 Euro von 53.950 (204 PS Diesel) auf 58.800 Euro (218 PS Diesel). Audi Q7 3,0 TDI Ultra: Technische Daten
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