Der Yeti-Nachfolger wird ein ganz neues Auto: Ende 2017 startet der Skoda Karoq, ein technischer Zwilling des Seat Ateca. Wir waren auf der Abnahmefahrt dabei.
Quelle: Skoda & sb-Medien/ Stefan Baldauf Tallinn – Der Name ist noch ungewohnt. Selbst der wichtigste Mann bei Skoda verspricht sich beim ersten Pressetermin. Ein „Kodiaq“ mischt sich in das „Karoq“ und verdreht den Namen zu „Koraq“. Skodachef Bernhard Maier lacht den Versprecher weg. „Ka-ROQ“, korrigiert er sich, mit der Betonung auf die zweite Silbe. Ein neuer Name für ein neues Auto, das bald den Skoda Yeti ersetzt. Eigentlich hat das neue SUV wenig mit seinem Vorgänger gemeinsam. Das knuffige Gesicht, der hohe Aufbau, alles weg. Der Karoq wird länger, breiter, flacher. Optisch rückt er an den Kodiaq. Im Herzen ist er ein Seat Ateca. Technisch sind Seat- und Skoda-SUV fast identisch. In drei Wochen zeigt Skoda offiziell erste Bilder des Karoq, unser Erlkönigfotograf hat ihn allerdings schon fast ungetarnt erwischt. Wir haben die Abnahmefahrt des neuen SUV begleitet und erste Fahreindrücke im Prototyp gesammelt. Skoda Karoq: Der neue Yeti wird ein Ateca-Zwilling mit Kodiaq-GesichtQuelle: sb-Medien | Stefan Baldauf Gemeinsamkeiten zum Seat fallen auf. An vielen Stellen gibt es identische Bauteile: Türen, Säulen, Dach und Verglasung, um nur einige zu nennen. Beide Autos laufen vom gleichen Band. Die Markenschwestern haben sich die Entwicklung der SUV geteilt. Deshalb fährt jeder Ateca mit Fensterhebern von Skoda – und jeder Karoq mit Scheibenwischern von Seat. Dennoch gibt es große Unterschiede. Skoda stimmt den Karoq komfortabler ab. Das Fahrwerk federt Kanten und Schläge sanft weg. Besonders auf den ersten Millimetern Federweg reagiert er flott auf Stöße und fängt sie auf. Gemeinsam mit bequemen Polstern und ausgezeichneten Abrollgeräuschen ergibt sich ein ruhiges, angenehmes Fahrverhalten. Schwammig wird der Skoda dadurch nicht. In Kurven neigt er sich kaum, die Hinterachse stützt ihn kräftig nach außen ab. Seine Lenkung arbeitet präzise und leichtgängig, im „Sport“-Modus mit angenehmem Widerstand. Im Gelände fehlt ihm dann die Gemütlichkeit. Hier wird die Fahrt holprig, hinten mehr als vorn. Sei es drum – per Definition ist der Karoq ein SUV, kein Geländewagen. Trotz optionalem Allrad und Offroad-Modi: Der Böschungswinkel vorn ist mit 19,9 Grad zu gering. Die Richtlinie fordert mindestens 25 Grad. War beim Yeti ähnlich. „Varioflex“-Rückbank, DCC und ein virtuelles CockpitQuelle: Skoda Apropos Yeti: Skoda übernimmt die wichtigste Eigenschaft des kleinen SUV im Karoq. Er bekommt den variablen Innenraum mit verschiebbarer Rückbank, umklapp- und neigbaren Lehnen und umlegbarem Beifahrersitz. Der hintere Mittelplatz lässt sich ausbauen, die beiden äußeren Plätze weiter nach innen setzen. Dann haben die Fondpassagiere mehr Platz an den Ellenbogen. Im Karoq kostet die „Varioflex“-Sitzbank allerdings Aufpreis, im Yeti war sie serienmäßig. Dafür bietet der Karoq insgesamt mehr Platz. 4,38 Meter, 2,63 Meter Radstand und 1,84 Meter Breite sind ein ordentlicher Sprung vom Yeti. Knieraum im Fond und Kofferraum wachsen, letzterer auf 521 bis 1.630 Liter. Vier Erwachsene reisen bequem. Eng wird es höchstens für Rückbankriesen am Panoramadach. Aber nur dann, wenn sie ganz gerade sitzen. Vom Ateca unterscheidet sich der Karoq innen an Verkleidungen, Sitzen und Funktionen. Skoda baut optional das große 9,2-Zoll-Infotainment aus dem VW Golf 7 Facelift ein. Ganz ohne Knöpfe, aber mit (überflüssiger) Gestensteuerung und Onlinefunktionen. Erstmals kommt bei Skoda ein digitaler Tacho zum Einsatz. Toll: Skoda installiert einen Nachtmodus mit stark reduzierter Anzeige. Auf dem Display sind dann nur die wichtigsten Zahlen auf schwarzem Hintergrund zu sehen. Das virtuelle Cockpit startet voraussichtlich Mitte 2018. Ein Fahrwerk mit verstellbaren Dämpfern („DCC“), LED-Scheinwerfer, 13 Assistenten und Helferlein sowie die variable Rückbank gibt es schon früher. Skoda Karoq: Motoren, Getriebe und AntriebAlle Motoren des Skoda Karoq stammen aus dem Kompaktklasse-Programm. In der Basis fährt er mit einem Dreizylinder-Benziner oder einem Vierzylinder-Diesel, jeweils 115 PS stark. Das Mittelfeld leistet 150 PS aus 1,5 (Benzin) oder 2,0 Litern Hubraum (Diesel), der stärkste Diesel 190 PS. Der Topmotor bekommt Allrad und ein Doppelkupplungsgetriebe (DSG) serienmäßig. Ab 150 PS gibt es Allradantrieb gegen Aufpreis, DSG ist für alle Motoren verfügbar. Besonders stimmig fuhr der Karoq auf der ersten Testrunde mit dem 150 PS starken 2.0 TDI, Allrad und Doppelkupplungsgetriebe. So richtig schnell geht es nicht voran, aber kräftig und leise. Sein Moment kommt früh, das DSG sortiert die Gänge flott und sanft. Gute Dämmung sperrt das Dieselnageln aus. Optional soll es mit Akustikglas bis zu B-Säule innen ganz still werden. Der gleich starke Benziner fährt ähnlich gut, fühlt sich aber nervöser an. Das liegt vor allem am kleinen Getriebe: Skoda kombiniert alle frontgetriebenen Karoq mit bis zu 1,6 Litern Hubraum mit dem „DQ 200“, einem Siebengang-DSG mit zwei Trockenkupplungen. Diese Technik spart Sprit, fährt aber nicht ganz so komfortabel. Das neue „DQ 381“ (Siebengang, Kupplungen im Ölbad) an den größeren Motoren wirkt souveräner. Hier alle Motoren und Getriebe des Skoda Karoq (mit vorläufigen Daten) im Überblick:
Anmerkung: Zum Marktstart liefert Skoda die 2,0-Liter-Turbodiesel mit einem SCR-Kat aus. Der 1,6-Liter-Selbstzünder bekommt ungefähr ein halbes Jahr später einen Ad-Blue-Tank. Bis dahin reinigt er die Abgase mit einem NOx-Speicherkat. Marktstart: November 2017Quelle: Skoda Das neue Design mag einige Yeti-Fans enttäuschen. Aber der Schritt war absehbar: Zum Facelift im Jahr 2013 entschärfte Skoda bereits die Front des SUV. Der Karoq hält sich noch mehr zurück. Er wird nicht so individuell wie der Yeti. Dadurch allerdings insgesamt gefälliger. Seine neue Größe macht zudem Platz für ein kleineres SUV. Mit mehr Platz und Möglichkeiten wird der Preis gegenüber dem Yeti steigen. Den verkauft Skoda derzeit noch ab 19.990 Euro laut Liste. Wir erwarten für den Karoq einen Einstiegspreis von 21.000 Euro – damit läge er allerdings 1.000 Euro über dem Seat Ateca. Der Bestellbeginn ist für den Sommer 2017 geplant. Den ersten Publikumskontakt gibt es auf der diesjährigen IAA in Frankfurt am Main, die Auslieferungen starten im November 2017. Offizielle Bilder veröffentlichen wir am 21. Mai. Technische Daten Skoda Karoq
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