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Die Logistik der Land Rover Experience Tour 2015 - Die Abenteuer-Formel

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19 Autos, viele Ersatzreifen und ein riesiger Truck. Was ist nötig, um sicher durchs australische Outback zu kommen? Wir erfuhren es auf der Land Rover Experience Tour.

Land Rover Experience Tour 2015 durchs australische Outback: Oft geht es gefühlte Stunden geradeaus Land Rover Experience Tour 2015 durchs australische Outback: Oft geht es gefühlte Stunden geradeaus Quelle: Land Rover

Ayers Rock/Australien – Am Mittag kommt die Hitze. Sie flimmert über der Motorhaube des Discovery Sport. Der Bordcomputer zeigt eine Außentemperatur von 48 Grad Celsius. Nur ein Höhepunkt auf der Land Rover Experience Tour 2015.

Hinter den Lenkrädern von 12 Discovery Sport (mit neuem 2,0-Liter-Turbodiesel „TD4“, 180 PS, Neungang-Automatik) schwitzen dabei drei Wochen lang 17 Tour-Teilnehmer. Sie haben sich für eine Teilnahme an der 3.615 Kilometer langen Abenteuer-Tour durch Australien qualifiziert. Vom Gove Airport im Norden führt sie die Tour bis zum Ayers Rock - Offroad-Anteil: mehr als 75 Prozent. Wir fragten die Organisatoren: Wie kann das eigentlich gut gehen?

Sitzt der Landy erstmal fest, helfen nur noch die orangen Unterlegbretter und Muskelkraft - und im Notfall die Seilwinde eines Discovery 4 Sitzt der Landy erstmal fest, helfen nur noch die orangen Unterlegbretter und Muskelkraft - und im Notfall die Seilwinde eines Discovery 4 Quelle: Land Rover

Allrad allein reicht nicht

„Die Fahrtechnik steht bei so einer Tour für mich an allererster Stelle“, sagt Dag Rogge, Organisator, Offroader, Herz und Hirn der Land Rover Experience. „Wir fahren hier durch viele sandige Gebiete. Wenn mir da die Technik fehlt, dann grabe ich auch den besten Geländewagen ein.“ Der 53-Jährige besitzt drei Reisepässe und organisiert seit mehr als 30 Jahren Abenteuer- und Offroad-Events für Land Rover. Die sechs deutschen Kandidaten der Tour mussten bei ihm durch ein hartes Auswahlverfahren gehen.

Denn die Landschaft im Outback ist zwar flach, fordert aber Offroad-Erfahrung. Sandige Stücke müssen mit Schwung überwunden werden. Wird das Auto zu langsam und der Fahrer gibt abrupt Gas, graben sich die Land Rover ein. Da nützt es nichts, dass sie mit geländefähigen All-Terrain-Reifen (Continental CrossContact) ausgestattet sind. Ein eingegrabenes Fahrzeug bedeutet mitunter lange Pausen für den Tross aus insgesamt 19 Autos und einem Truck. In jedem Fall bedeutet es schweißtreibende Buddelarbeit. Nur mit Schaufeln, speziellen Unterlegbrettern, die neue Traktion stiften, und der Seilwinde eines anderen Autos lassen sich die Fahrzeuge dann befreien.

Zwei Ersatzreifen nehmen zwar viel Platz auf dem Dachgepäckträger in Anspruch - doch sie dürfen nicht fehlen Zwei Ersatzreifen nehmen zwar viel Platz auf dem Dachgepäckträger in Anspruch - doch sie dürfen nicht fehlen Quelle: Land Rover

Da gibt der härteste Gummi nach

Zwei Jahre Planung steckten Dag und sein Team in die Tour. Zweimal reiste Dag im Vorfeld nach Down Under, um die Wege, auf denen sich die Tour bewegt, mit dem Flugzeug zu erkunden. Denn die sind teilweise nicht auf Karten zu finden.

Durch den australischen Busch fährt Dag in einem von sieben Discovery 4, die als Begleitfahrzeuge eingesetzt werden. Auf seinem Schoß liegen zwei Funkgeräte. Abwechselnd spricht er in eines davon und stimmt sich über vier Frequenzen mit Teilnehmern und Mitarbeitern ab.

Seltener geht es dann um Fahrzeuge, die sich festgefahren haben. Sorgenkinder der Tour sind bei den heißen Bedingungen die Reifen. Zur Ausrüstung der ansonsten serienmäßigen Discovery Sport gehört neben einem extra angefertigten Unterfahrschutz, einem Dachgepäckträger (mit Zelten und zwei Reservekanistern bestückt), Zusatzscheinwerfern, GPS-Navigationssystem, Kühltruhe und einem Funkgerät auch ein Tool zur Überwachung von Reifendruck und -temperatur.

Nicht selten zeigt es eine Innentemperatur von mehr als 60 Grad Celsius an – im Grunde zu viel. Vertrocknete Äste und Steine bohren sich leichter in die Flanken: Dags zehnköpfige Crew muss so viele Reifen flicken und tauschen, dass die Reserven verdächtig klein werden.

Buschexperte John Stafford mit Satellitentelefon: Ohne sollte man hier draußen nicht unterwegs sein, rät er Buschexperte John Stafford mit Satellitentelefon: Ohne sollte man hier draußen nicht unterwegs sein, rät er Quelle: Land Rover

Überlebenswichtig: Wasser und Sprit

Dabei sind zwei bis drei Ersatzreifen Pflicht bei einer Reise durch dieses Gebiet, sagt John Stafford. Besser als der aus Alice Springs stammende Australier kennen diesen Teil des Outbacks sonst nur die Aborigines. Der Buschexperte schätzt, dass nur rund 350 „Touristen“ pro Jahr sich auf die Wege der dritten Etappe der Tour verirren.

Ersatzreifen, ein Satellitentelefon (der Anbieter muss auf dem entsprechenden Kontinent aktiv sein!), mindestens ein weiteres Auto und mehr Wasser und Treibstoff als man eigentlich benötigt: Das sind laut John Stafford die wichtigsten Dinge, sollte man eine private Reise durch dieses Gebiet planen. Doch wie viel Wasser und Treibstoff benötigt man überhaupt? Dag Rogge rechnet bei mehr als 40 Grad mit vier Litern reinem Trinkwasser pro Person – und gibt zu bedenken, dass dann noch nichts gekocht, oder gewaschen wurde.

Für die Treibstoffversorgung trägt jeder Discovery Sport zwei 20 Liter Kanister auf dem Dach. Die Motoren und Klimaanlagen laufen fast den ganzen Tag, den Normverbrauch erreicht im harten Gelände garantiert kein Auto. Nach zwei Tagen ohne Tankstelle müssen die Autos auf den 800-Liter-Versorgungstank des dreiachsigen Mercedes-Trucks zugreifen. Wer sich auf Tankstellen verlässt, darf außerdem sein Geld nicht zu Hause lassen. Im Outback kann der Liter Diesel mehr als drei australische Dollar kosten – das sind mehr als zwei Euro.

Die Teile des Outbacks, die heute wieder den austalischen Ureinwohnern gehören, sollte man nur mit sogenannten Permits durchfahren Die Teile des Outbacks, die heute wieder den austalischen Ureinwohnern gehören, sollte man nur mit sogenannten Permits durchfahren Quelle: Land Rover

Sie fahren jetzt in Aborigine-Land

An anderen Stellen nützt Geld nichts: Um das Land der australische Ureinwohner durchfahren zu dürfen, braucht es sogenannte „Permits“. Drei dieser Zugangsberechtigungen wurden allein für die dritte Etappe der Experience Tour eingeholt, sechs waren es für die gesamte Reise.

Eine zeitintensive Angelegenheit. Denn die australischen Ureinwohner stehen vor allem „kommerziellen“ Touren kritisch gegenüber und wollen genau wissen, wer auf ihrem Land unterwegs ist. Obwohl es im Busch keine Verbotsschilder gibt, sollten auch Privatleute nicht ohne derartige Genehmigungen fahren, rät John Stafford. Die Höflichkeit gebiete es einfach. Außerdem erübrigt es lästige Fragen bei einer Kontrolle – und die kann es selbst hier im Outback geben.

Wer eine Fahrt in ein entlegenes Gebiet wie das australische Outback plant, sollte das nicht ohne viel Erfahrung und Beratung durch einen Experten tun! Die Fahrtechniken kann man bei Auto-Herstellern wie Land Rover oder freien Anbietern erlernen.

Avatar von granada2.6
Mercedes
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