Gene Winfields Leben sind seine Autos. Einige schafften sogar den Sprung ins Kino. Mit 87 Jahren steht er noch täglich in seiner Werkstatt. Besuch beim Custom-King.
Von Wolfgang Gomoll Mojave/USA – Es gibt da draußen viele geleckte Typen in schicken Anzügen, die sich Auto-Designer nennen. Und es gibt Robert Eugene Winfield; genannt „Windy“ oder Gene. Seit über 60 Jahren entwirft und baut er sogenannte Custom-Cars. In staubiger blauer Arbeitshose und T-Shirt steht Gene noch heute in seiner Garage mitten in der Mojave-Wüste. In der Hand ein Stück Blech, auf dem Buckel 87 Jahre. König des CustomizingCustomizing nennen die Amerikaner den Umbau von Serienfahrzeugen zu abgefahrenen Einzelstücken. Der König des Customizing ist Gene. Sein Markenzeichen sind ineinander übergehende Farbtöne bei der Lackierung, die sogenannten „Winfield-Fades“, vorzugsweise in Lila. Manche nennen ihn deshalb auch den "Lila-König". Die Karren aus Robocop und Star TrekDie Mutation des Oldsmobile zu einem futuristischen Verbrecherjäger gelang Gene durch umfangreiche Änderungen und Anbauten an die Karosserie. Die Schnauze mit dem rüsselartigen Ansaugstutzen war besonders auffällig. Drei Stück baute Gene für den Kino-Kassenschlager, zwei davon wurden während der Dreharbeiten in die Luft gejagt. Für der Kultserie „Star Trek“ legte Gene 1967 Hand an das Shuttle „Galileo“. Und auch Captain Kirk fuhr mit Genes Hilfe. Der „Reactor“, entstand aus einem Citroën DS Baujahr 1956 und hatte einen Chevrolet-Motor. In der Serie hieß das golden-giftgrün schimmernde dreirädrige Vehikel „Jupiter 8“. Das gleiche Auto legte auch in der Kult-Trash-Serie „Batman“ als „Kitty Car“ einen beeindruckenden Auftritt hin. Gefahren wurde das Fahrzeug von keiner Geringeren als „Catwoman“ Eartha Kitt. Es begann mit Open-Air-LackierungenDas war eine ziemlich steile Karriere für einen Mann, der zunächst im kalifornischen Provinznest Modesto gemeinsam mit seinen Brüdern an Autos schraubte. Die Anfänge während des Zweiten Weltkriegs waren alles andere als glamourös. Genes erste eigene Werkstatt war 1946 der Hühnerstall seiner Mutter in Modesto Kalifornien. Dann werkelte in einer umgebauten Tankstelle. „Mein erstes Auto habe ich im Freien lackiert“, erzählt er. Erst später baute er sich seinen legendären „Rod-and-Custom“-Shop mitten in der Mojave-Wüste zwischen Los Angeles und Las Vegas auf. Von außen sieht das Mekka des klassischen Hot-Rodding ziemlich unspektakulär aus: Wie ein Schrottplatz, der von einem Stacheldrahtzaun umgeben ist. Kreatives Custom-ChaosDie Szenerie hat etwas von kreativem Chaos. Auf dem Hof stehen Klassiker aus den 50er- und 60er-Jahren: Buick, Chevy und Cadillac bleichen in der heißen Wüstensonne vor sich hin. Bei manchen fehlt die Frontschutzscheibe, andere sind nur noch ein Gerippe. Eigentlich ein Anblick, der jedem Oldtimer-Fan das Herz bluten lässt. Doch für Gene Winfield ist die Ansammlung automobiler Tradition seine „Schatztruhe“. Im Alter von 87 Jahren sprüht, spachelt und schraubt der Tuning-Autodidakt zusammen mit zwei Mitarbeitern immer noch fast jeden Tag an den Fahrzeugen. Momentan peppt er vor allem Ford Mercurys wieder auf. Das rundliche Automobil mit dem breiten Mund eignet sich perfekt zum Tunen a la Gene Winfield. Verchromte Kotflügel, breitere Schweller und frisierte Motoren – Gene kann davon nicht genug bekommen. Fixstern der Hot-Rod-SzeneUnd auch alle anderen nicht. Das amerikanische Tuning-Universum dreht sich um Eugene Winfield. Der Custom-Papst ist nach wie vor der Fixstern der amerikanischen Hotrod-Szene. Schwerreiche Amerikaner kommen von weit her in die Mojave-Wüste und lassen sich ihre Preziosen aufmotzen. Ein echter Klassiker, der dank der Kunst Gene Winfields zu einem einzigartigen Kunstwerk mutiert ist. Das Dach ist verchromt und das Auto erstrahlt in einem kirschroten Lack, der an den verbreiterten Radläufen ins Lilafarbene verläuft. Klar, wir reden hier schließlich von einem echten Gene Winfield. |
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