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Harley-Davidson Street Rod: Fahrbericht - Die bessere Indien-Harley

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Die 2015 präsentierte Harley-Davidson "Street" aus Indien fand in Europa bisher wenig Fans. Als Street Rod ist die Günstig-Harley interessanter geworden. Erste Fahrt.

Gründliches Update für Harley-Davidsons "Street"-Reihe: Der neuen Street Rod fehlt weiterhin ein bisschen etwas zu einer "echten" US-Harley - trotzdem ist sie deutlich interessanter als der Vorgänger Gründliches Update für Harley-Davidsons "Street"-Reihe: Der neuen Street Rod fehlt weiterhin ein bisschen etwas zu einer "echten" US-Harley - trotzdem ist sie deutlich interessanter als der Vorgänger Quelle: Harley Davidson

Marbella - 71 PS aus 749 Kubikzentimetern Hubraum waren schon vor 20 Jahren nichts besonderes. Anders ist das auch heute fast nur, wenn es sich um einen Harley-Motor handelt. Die demnächst 115 Jahre alte Marke aus dem amerikanischen Mittelwesten holt meist weniger aus ihrem Hubraum als in der neuen „Street Rod“. Sie ist der zweite Ableger der 2014 gestarteten „Street“-Reihe.

Viele Fans hat die in Europa noch nicht gefunden. So richtig überzeugte an der in Indien gebauten "Street", der billigsten je angebotenen Harley-Davidson, eigentlich nur der neu entwickelte Zweizylinder-V-Motor. Ein feines, drehfreudiges und für seine Größe durchzugsstarkes Triebwerk mit zukunftssicherer Flüssigkeitskühlung. Jetzt haben die amerikanischen Entwickler das Aggregat erneut überarbeitet: Mehr Leistung, mehr Drehmoment, höherwertige Fahrwerkselemente, wesentlich verstärkte Bremsen und eine deutlich aktivere Sitzposition heben die Street Rod auf ein erfreulich hohes Niveau.

Der extrem niedrige Sitz wurde erhöht, die Fußrasten wanderten ein gutes Stück in Richtung Fahrzeugmitte zurück, zudem wurden sie höher montiert. Das vergrößert die mögliche Schräglage deutlich. Zudem wird eine breite, fast vollkommen gerade Lenkstange montiert, an deren Enden je ein runder Spiegel fixiert ist.

Sitzposition: gewöhnungsbedürftig

In punkto Schräglage wurde die Sitzposition spürbar optimiert. Die Beinhaltung dagegen wirkt zunächst gewöhnungsbedürftig In punkto Schräglage wurde die Sitzposition spürbar optimiert. Die Beinhaltung dagegen wirkt zunächst gewöhnungsbedürftig Quelle: Harley Davidson

Ergebnis der Umpositionierung des Fahrers ist eine dynamischere, zugleich gewöhnungsbedürftige Sitzposition: Der Oberkörper ist leicht nach vorne orientiert, die Arme sind gespreizt. Aus der Kombination des noch immer recht niedrigen Sitzes mit den hohen Rasten resultiert eine sehr sportliche Position der Beine. Sie sind stark abgewinkelt, das ist nicht wirklich bequem. Aber man kann sich daran gewöhnen.

Für lange Distanzen ist die Street Rod ohnehin nicht konzipiert. Sie soll junge Leute ansprechen, die sie in der Stadt und für gelegentliche Ausflüge nutzen. Dafür braucht man ein gutes, kurvenfestes Fahrwerk. Das hat die Street Rod. Eine neue, kräftigere Upside-down-Gabel führt das Vorderrad mit nun 17 Zoll Durchmesser, hinten kontrollieren recht gut abgestimmte neue Federbeine das ebenfalls 17 Zoll große Rad.

Erfreulich agil bewältigt die Street Rod kurvenreiche Strecken, erfordert beim Einlenken nur wenig Kraft und bleibt auf welligem Untergrund stabil auf Kurs. Auch die Bremsanlage überzeugt: Zwei große Scheiben im Vorderrad und eine ebenso großzügig bemessene 30-Zentimeter-Scheibe im Hinterrad verzögern wirksam, auch wenn die Dosierbarkeit noch feiner sein könnte. Sehr gut: Mit dem Update hat ein ABS den Weg ins Chassis gefunden.

Motor: Man muss nicht hoch drehen

Das Sahnestück der 8.495 Euro teuren Street Rod bleibt der um 18 Prozent erstarkte, wassergekühlte V2. Er dreht bis 9.000 Touren, liefert sein höchstes Drehmoment aber schon bei 4.000 Touren. Das bedeutet: Wer will, kann ihn hoch drehen, muss es aber nicht. Die sechs Gänge schalten ausreichend präzise, leider klappt die Leerlaufsuche im Stand nicht immer sofort.

Vibrationen leistet sich der V2 erst jenseits der 7.000 Touren, nervig werden sie aber niemals. Über den Verbrauch des Triebwerks gibt die Bordelektronik keine Auskunft. Harley nennt 4,3 Liter auf 100 Kilometern, was realistisch sein dürfte. Gut 250 Kilometer Reichweite sind also drin im 13-Liter-Tank.

Über den Verbrauch gibt der Bordcomputer keine Auskunft. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt rund 180 km/h Über den Verbrauch gibt der Bordcomputer keine Auskunft. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt rund 180 km/h Quelle: Harley Davidson Im Vergleich zur Ur-Street überzeugen die deutlich bessere Verarbeitung und Ausstattung. Man fragt sich: Warum nicht gleich so? Dennoch hinkt auch die Street Rod hinter der Qualitätsanmutung einer „echten“ Harley her. Kleine Unzulänglichkeiten an der Elektronik (Gedenksekunde vor dem Arbeitsbeginn des Startermotors, keine Ganganzeige bei Fahrzeugstillstand) oder feiste Schweißnähte am Rand des Tanks, unschöne Schraubverbindungen und andere Nachlässigkeiten sind nicht wirklich markengerecht. Schade auch, dass die Handhebel nicht einstellbar sind, abgewinkelte Reifenventile fehlen und der Bremshebel etwas zu hoch montiert ist, um ihn mit dem rechten Fuß bequem erreichen zu können.

Für 8.495 Euro erscheint die Street Rod dennoch als ordentliches Angebot, mit einer guten Portion Fahrdynamik inklusive Harley-Feeling. In Kauf nehmen muss der Fahrer, dass die Beine im Stand gegrillt werden: Links wärmt der hintere Zylinder den Oberschenkel, rechts findet der Unterschenkel leicht Kontakt zum Auspuff. Dessen Sound, angenehm sonor, ist einer Dreiviertelliter-Harley durchaus würdig. Auch deshalb könnte diese Street Rod hierzulande eine erfolgreichere Zukunft haben als die Street.

Harley-Davison Street Rod: Technische Daten

  • Motor: Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-V-Motor (60°)
  • Hubraum: 749 ccm
  • Leistung: 52 kW/71 PS bei 9.000 U/min
  • Drehmoment: 65 Nm bei 4.000 U/min
  • Schaltung: 6 Gänge
  • Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrahmen; vorne 4,3 cm-USD-Telegabel, 13,2 cm Federweg; hinten Stahl-Zweiarmschwinge, zwei Federbeine, Vorspannung einstellbar, 11,7 cm Federweg
  • Radstand: 1,51 m
  • Sitzhöhe: 76,5 cm
  • Gewicht fahrfertig: 238 kg
  • Tankinhalt: 13,2 l
  • Höchstgeschwindigkeit: ca. 180 km/h
  • Normverbrauch: 4,3 l/100 km
  • Wartungsintervall: alle 8.000 km
  • Preis: ab 8.495 Euro

Quelle: SP-X (Ulf Böhringer)

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