Ein Rennstrecken-Tool muss nicht teuer sein: Wir zeigen, welche Gebrauchtwagen bis 3.500 Euro für schnelle Runden gut sind. Und sagen, warum die Performance stimmt.
Quelle: Hersteller & Mark van Seeters via flickr.com (CC 3.0) Berlin – Ob Touristenfahrt auf der Nordschleife oder Trainingstag auf einem Handling-Kurs: Jedes Wochenende dürfen irgendwo Straßenautos auf die Rennstrecke. Mitfahren kann jeder. Viele bleiben trotzdem zu Hause – weil ein passendes Auto zu teuer wird. Oder nicht klar ist, welches Fahrzeug überhaupt was taugt. Das Ego fährt schließlich mit und keiner lässt sich gerne überholen. Wir haben uns für Euch umgeschaut. Holt schon mal den Helm aus dem Schrank und sagt Mutti ab. Hier sind zehn Rennstrecken-Tools für 3.500 Euro oder weniger, die uns allesamt auf der Rennstrecke überzeugen konnten. 1. Wer braucht schon sechs Zylinder: VW Golf 3 GTIQuelle: VolkswagenDen Golf 3 GTI gibt es als Achtventiler mit 115 PS und in der 150 PS starken 16V-Variante. Die beiden 2.0-Liter-Vierzylinder fuhren auf dem Papier stets hinter dem bis zu 190 PS starken VR6 her. Doch nicht immer macht das Datenblatt das Rennen: Mit dem schwereren Sechszylinder im Motorraum wird der Dreier-Golf kopflastig und lässt sich nicht so schön in die Kurve wuchten wie der GTI. Außerdem finden die Vierzylinder schneller aus dem Drehzahlkeller, beim Herausbeschleunigen aus engen Kurven ein Vorteil. Der schwächeren Variante geht oben die Luft aus, der 16V überzeugt quer über alle Drehzahlbereiche. Schnell zuschlagen lohnt sich, die Preise sind aktuell im Keller. Das bleibt beim Golf GTI eher nicht allzu lange so: Die Vorgängermodelle gelten mittlerweile als begehrte Sammlerstücke.
2. Briefkästen sind schnell: Suzuki Ignis SportAls würde die Karosserieform nicht ohnehin schon an einen Briefkasten erinnern: 2003 stellte Suzuki den Ignis ausgerechnet in Gelb vor. Viele Käufer folgten auch noch diesem Beispiel. Trotzdem: Der kleine Ignis Sport ist schneller, als er aussieht. 109 PS aus 1,5 Litern kommen mit dem geringen Fahrzeuggewicht von rund 950 Kilogramm bestens zurecht. Die Bremse ebenso. Serienmäßige Recaro-Stühle bieten auf schnellen Runden ausreichend Seitenhalt. Vor allem auf engen Handling-Kursen und beim Autoslalom lassen sich im kleinen Ignis die größeren Sportler ärgern.
3. Wenn es ein Turbo sein soll: Seat Ibiza 1,8T CupraIm Budget-Motorsport sind Turbo-Flitzer selten - in den 1990ern und frühen 2000ern bauten die Hersteller lieber Sauger. Ein Aufgeladener schafft es dennoch in unsere Liste: Der Seat Ibiza 1,8 T 20 V Cupra. Mit dem Facelift im Jahre 1999 ersetzte ein 1,8-Liter-Turbomotor den Sechzehnventiler des Vormodells. Über den Turbo freuen sich Chiptuner – vor allem, wenn das gleiche Aggregat in anderen Autos mehr Power hat. Über den Ladedruck lässt sich die Leistung leicht steigern. Dabei verringert sich aber der nutzbare Leistungsbereich. Wenn der Turbo zu teuer ist: Der 2,0-Liter-Sauger vor dem Facelift ist der gleiche Motor wie im Golf 3 GTI 16V. Funktioniert auch im Ibiza gut auf der Piste.
4. Kann quer, muss aber nicht: BMW E36Quelle: BMWDriften auf bewässerter Strecke ist fast schon eine Trendsportart. Und der Grund für die Beliebtheit alter BMW 3er: Die jungen Fahrer stehen auf die Baureihe E36. Vor allem bei 320i mit sechs Zylindern und 150 PS sowie dem 318is mit 140 PS stimmen Preis und Leistung. Daneben schätzen Drifter das Frontmotor-Heckantrieb-Konzept wegen seiner Berechenbarkeit beim Querfahren. Und was, wenn man gar nicht driften will? Der alte Bayer kann auch Ideallinie. Wenn nicht vom Fahrer gezielt per Gasstoß provoziert, verhält sich das Heck am Limit neutraler als bei so manchem Fronttriebler. Sogar im Regen. Versteht der Fahrer am Bremspunkt wirklich keinen Spaß, sorgt das hohe Gewicht (in jedem Fall mehr als 1.230 Kilogramm) für viel Verschleiß an der Bremse.
5. Für Zen-Meister an der Lenkung: Honda CRX 1,6 ESiFür die einen ist er eine Heckschleuder, für die anderen der agilste Fronttriebler der Welt. Der Honda CRX 1,6 ESi fordert mit 125 PS und wenig Gewicht stärkere Sportler auf kurvigen Pisten. Fans der Baureihe ED9 schwärmen vom Einlenkverhalten, Kritiker schimpfen über das unruhige Heck. Zu welcher Gruppe man nach der ersten Fahrt zählt, hängt stark vom Untergrund ab. Besonders auf regennasser Fahrbahn braucht es den Gleichmut eines Zen-Meisters, um die Hinterachse nicht mit schnellen Lenkbewegungen aus der Ruhe zu bringen. Der gleich starke Nachfolger CRX Del Sol 1,6 ab 1992 verzeiht mehr Fehler, fährt sich aber weitaus schwammiger.
6. Der Reifen-Flüsterer: Mazda MX 5Quelle: MazdaSeit seinem Start im Jahr 1989 heimst der Mazda MX5 Lob ein. Eins blieb bislang ungesagt: Der Roadster ist auf der Rennstrecke herzensgut zu seinen Reifen – die Kombination aus geringem Gewicht (rund 1.000 Kilogramm) und Hinterradantrieb schont die Gummis. Die Sorgen der Frontantrieb-Fahrer, die mit malträtierten Vorderreifen und beinah neuwertigen hinteren Gummis in die Box kommen, kennen MX5-Piloten nicht. Im Preisrahmen von maximal 3.500 Euro finden sich vor allem Modelle der ersten und zweiten Generation. Mit dem weit verbreiteten 90-PS-Motor könnten die Geraden allzu lang werden, der Spaß beginnt beim 1,6-Liter mit 110 bis 115 PS.. Vereinzelt werden 1,8-Liter-Modelle der zweiten Generation mit 140 PS für weniger als 3.500 Euro angeboten.
7. Heizen im Exoten: Mazda MX-3 1,8 V6Wer im stärksten Mazda MX-3 auf die Rennstrecke kommt, hat wahrscheinlich den kleinsten Sechszylinder: Ein V-Motor mit 1,85 Litern Hubraum. Das Aggregat gilt als kleinster je in Serie gebauter V6. Heute zeigen Sammler und Markenfans wenig Interesse am exotischen Mazda – die Preise liegen meist unterhalb der 2.000-Euro-Marke. Dabei macht der MX3 mit seiner tiefen Sitzposition und dem serienmäßig strammen Fahrwerk Laune. Viele Servolenkungen der 90er-Jahre wirken schwammig, geben wenig Rückmeldung. Die des Mazda gehört nicht dazu. Frühe MX3-Ausführungen leisten 133 PS, Modelle ab 1994 kommen mit Katalysator auf 129 PS. In beiden Fällen will der Motor Drehzahl, unterhalb von 5.500 Umdrehungen tut sich wenig. Bei rund 7.000 setzt der Begrenzer ein. Das schmale Band lässt sich dank des kurz abgestuften Getriebes einigermaßen treffen.
8. Für Linien-Füchse: Der Opel Astra G OPCQuelle: OpelDieser Opel Astra ist der erste jemals gebaute OPC. Und er ist selten: Die ursprüngliche Stückzahl von 3.000 Fahrzeugen dürfte bereits durch Missgeschicke auf Rennstrecken und Rallye-Sonderprüfungen stark dezimiert worden sein. Dennoch stehen auf mobile.de ausreichend Exemplare zum Verkauf, einige unterhalb der 3.500 Euro. Schnell genug für den nächsten Trackday ist das Auto garantiert. Der 2.0-Liter mit 160 PS diente als Basis für Opels Werkseinsätze Anfang der 2000er-Jahre. Wer auf der Rennstrecke die große Show abziehen will, wird mit dem ersten Astra OPC aber nicht glücklich: Statt Rekorddrehzahl gibts gleichmäßige Leistungsentfaltung, statt wilder Drifts häufig ein Schieben über die Vorderachse. Diszipliniert auf der Ideallinie, das ist das Ding des Astra. Zum Wildsein ist bei der Siegerehrung immer noch Zeit.
9. Wenn der Schnee kommt: Subaru Impreza 2.0 16VTrainingstage auf abgesperrter Strecke gibts auch in der kalten Jahreszeit. Auf Schnee bereiten allradgetriebene Autos richtig viel Spaß. RS-Audis oder Mitsubishis legendäre Evos funktionieren bestimmt, sprengen aber das Budget – und gerade auf Schnee ist so viel Dampf gar nicht notwendig. Für langgezogene Drifts reichen da schon die 125 PS des Subaru Impreza 2.0 16V. Der Vierzylinder Boxer mit permanentem Allradantrieb wird aktuell in großer Zahl auf mobile.de angeboten. Für 3.500 Euro oder weniger sind Modelle der ersten und zweiten Generation erhältlich. Keine Angst vorm Kombi: Das schlechtere Leistungsgewicht im Vergleich zum selteneren Stufenheck stört auf Schnee und Eis kaum. Entscheidender ist da schon die Wahl eines manuellen Getriebes: Die Kupplung kann beim Auslösen des Drifts recht nützlich sein.
10. König der Schikanen: Ford Fiesta ST 150Quelle: FordAls 2003 der erste Ford Fiesta ST auf den Markt kam, rissen 150 PS aus einem 2,0-Liter-Vierzylinder wirklich niemanden mehr vom Hocker. Honda holte schon Jahre zuvor im Civic Type R 220 PS aus dem gleichen Hubraum, auch das 2,0-Liter-Aggregat im Renault Clio Sport knackte die 200er-Marke. Doch der Fiesta wird zu Unrecht unterschätzt. Auf der Rennstrecke punktet der kleine Ford vor allem in schnellen Schikanen – wo andere Hot Hatches unruhig werden, bleibt der ST noch lange neutral. So unkompliziert wie das Handling gibt sich der Motor: In keinem Drehzahlbereich erlaubt er sich Schwächen. Einzig die Servolenkung spielt die Diva. Bei voller Attacke auf engen Kursen beginnt die Servoflüssigkeit mitunter zu köcheln und quilt aus dem Ausgleichbehälter im Motorraum. Vor allem Autoslalom-Piloten kennen das Problem.
Fazit: Das Rennen hat schon begonnenEine vorsichtige Zukunftsprognose: Selbst auf einem Trackday im Jahr 2020 wird man in keinem dieser zehn Modelle zum Hindernis. Auch, weil bei späteren Hot Hatches oft das ESP durch Bremseingriffe den Schwung absticht. Jedoch könnten einige unserer Fahrzeuge in drei Jahren bereits wieder oberhalb der 3.500-Euro-Marke liegen - einige haben das Zeug zum Klassiker. So schnell steigt Allerweltware nicht im Preis? Noch vor Kurzem galten Audi S2 oder BMW E30 als gute gebrauchte Track-Tools, dann gingen die Preise durch die Decke. Schnell zuschlagen lohnt sich also - das Rennen hat schon begonnen. |