Ist das das Ende einer elektrisierten Auto-Liebe? Al Swackhammer aus den USA baute einst einen 1960er Auto Union zum Elektroauto um. Jetzt verkauft er ihn – vielleicht.
Quelle: Audi Deutschland via YouTube Edmonds/USA – „Been there, done that“ sagen die Amerikaner, wenn sie etwas von der To-do-Liste des Lebens gestrichen haben. Als Al Swackhammer (der Mann heißt wirklich so) zum ersten Mal seinen Auto Union 1000 S sah, hätte er wohl nicht gedacht, dass er diese Floskel einmal im Zusammenhang mit diesem Auto benutzen würde. „Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich kaufte ihn, weil ich mich in die Linien verliebte“, erzählt er uns am Telefon. In Edmonds im US-Bundesstaat Washington ist es gerade 5:00 Uhr morgens und Al macht sich bereit für den Weg zu Arbeit. Er wurde 1950 geboren und arbeitet noch heute zehn Stunden am Tag. Quelle: Al Swackhammer Vor wenigen Tagen hat Al sein Auto Union 1000 S Coupé bei Ebay inseriert. Ein Auto, das es so wohl nur einmal auf der Welt gibt. Denn Al hat den Auto Union auf Elektroantrieb umgebaut. Kalifornische Einstellung, deutsches Auto, chinesische BatterienHinter dem Kühlergrill mit den vier Ringen arbeitet kein Dreizylinder-Zweitaktmotor, sondern ein dreiphasiger Elektromotor von Azure Dynamics. Solche Motoren sind den USA bei Elektroumbauten beliebt. Dazu kommen eine Leistungselektronik mit Bremsrekuperation und 60 Lithium-Ionen-Batteriezellen von der chinesischen Firma Calb. Die Batteriekapazität liegt damit bei 21,5 Kilowattstunden. Geladen wird an der Steckdose oder mit einem Adapter an öffentlichen Ladesäulen. Der Umbau reicht für mindestens 80 Meilen pro Stunde (ca. 130 km/h) und eine Reichweite von 100 bis 120 Kilometer – „locker“, wie Al sagt. „Heute kenne ich das Auto wie meine Westentasche“, erzählt Al, „aber als ich den Wagen das erste Mal sah, dachte ich wegen der vier Ringe noch, es sei ein Audi“. Die Geschichte der Marke liegt in den USA noch mehr im Nebel als bei uns – dabei wurden DKW und Auto Union auch dort vertrieben. Ende 2004 kaufte Al den Wagen. 1960 als Auto Union gebaut, baugleich mit dem DKW F94. Quelle: Al Swackhammer Dann folgten dreieinhalb Jahre Restaurierung. „Du wirst mir das vielleicht nicht glauben, aber ich habe vorher noch nie ein Auto restauriert. Ich habe mir alles selbst beigebracht und mich über das Internet informiert“. Eigentlich arbeitet Al in der Verwaltung eines Krankenhauses. Die richtige ZeitWas der Autodidakt aus dem alten Blech gemacht hat, ringt Schrauberkollegen Respekt ab. Der Chrom, der graue Lack und das weiße Dach glänzen, dass man sich darin spiegelt. Die Buchsen der Vorderachse fertigte Al komplett selbst – es gab einfach keine entsprechenden Ersatzteile. Doch als Al die ersten Kilometer in seinem Auto Union fuhr, wusste er: Er muss noch einmal ran. „Wir sind hier im Westen sehr umweltbewusst und auch stolz darauf. Als ich den Qualm des Dreizylinders sah und roch, wusste ich, ich werde das Auto auf Elektroantrieb umbauen“. Das war im Jahr 2008. Tesla fing gerade ganz klein mit einem umgebauten Lotus an, der Nissan Leaf war noch zwei Jahre entfernt. Es gab Elektroautos, aber vom heutigen Hype war man auch im Nordwesten der USA weit entfernt. Man darf Al Swackhammer getrost als einen frühen Elektro-Enthusiasten bezeichnen. „Es gibt für alles eine passende Zeit“, sagt er. Für den Bau - und für den Verkauf. „Es gibt einen Höhepunkt für den Preis, den ich mit diesem Auto erzielen kann. Und ich glaube, der ist erreicht.“ Dann erzählt er, dass er gehört habe, BMW werde ab 2030 80 Prozent seiner Autos mit Elektroantrieb verkaufen. „Wer soll meinen alten Elektro-DKW dann noch kaufen? Ich gehe in ein paar Monaten in den Ruhestand“. Seit 32 Jahren AudiAl Swackhammer hat 50.000 Dollar in seine Auto-Liebe gesteckt, außerdem viel, viel Zeit. Derzeit steht der 1000 S auf Ebay bei ca. 24.000 Dollar, der Mindestpreis wurde noch nicht erreicht. Al erwartet nicht, dass er sein investiertes Geld wiederbekommt. Darum geht es ihm nicht. Aber ein bisschen geht noch. Wenn es genug wird, dann möchte Al das Geld später vielleicht in ein neues Elektroauto stecken. Natürlich von Audi – seit dem Ur-Quattro von 1984 fährt Al nichts anderes. Er besaß bereits 22 Ingolstädter. Ob es ein neues Projekt gibt? Al bemüht die alte amerikanische Floskel. „Been there, done that“. Er spricht sie nicht direkt in Verbindung mit dem Auto aus. Zu groß ist die Verbundenheit zu seinem Elektroauto, als dass er so abfällig darüber urteilen würde. Aber: Der Stress bei der Teile-Suche, die vielen Rückschläge, die jeder Schrauber kennt, das Handbücher wälzen. Als er den Wagen selbst lackierte (!) trug er beim ersten Mal zu wenig Farbe auf, weil er um jeden Preis Läufer im Lack vermeiden wollte. Viel zu wenig – am Ende schimmerte die Grundierung mancherorts durch und die Arbeit fing von vorn an. „Damals wollte ich alles hinschmeißen und ihn verkaufen“, sagt Al. Und heute? Was, wenn er sich verschätzt hat und der Elektro-Umbau sich nicht gut genug verkauft? „Dann fahre ich ihn eben weiter“. Im Jahre 2014 besuchte Audi Al und seinen Auto Union, dieses Video entstand dabei: |