Riesige Oldtimermessen gibt es zum Beispiel in Paris, am Comer See - und im nordfriesischen Bockhorn. Arild Eichbaum besuchte für uns den 36. Bockhorner Oldtimermarkt.
Von Arild Eichbaum Bockhorn - Voll war es. Erst der riesige Parkplatz, dann das Marktgelände. Und das ist auch riesig, 180.000 Quadratmeter im satten Grün einer gewachsenen Parklandschaft. Frisch gestutzter Rasen, viele schattenspendende Bäume. Wer alles sehen will, dürfte hier an einem Tag locker 15 bis 20 Kilometer laufen. Kein Wunder, dass Klappräder auf dem Oldtimermarkt Bockhorn beliebt waren. Die halfen dabei, die weiten Wege einigermaßen ermüdungsfrei zu bewältigen. Rockbands spielen nicht in Bockhorn, und mit Car-Hi-Fi protzt auch niemand. In den friesischen Wiesen geht es traditionell um den Handel von Fahrzeugen und Ersatzteilen, also seriöses Business. Wenn hier etwas durchgesagt wird, dann die Info, dass es gleich Mittagessen gibt. Foodtrucks mit Guacamole-Burgern, Pulled Pork und Co wird man in Bockhorn ebenfalls nicht finden. Zum Frühstück gibt es Bockhörnchen und belegte Brötchen mit Familie Ahlers Himbeermarmelade aus eigener Herstellung. Zum Mittag Bratwurst, Nackensteak, Fritten. Und Bier natürlich, Haake-Beck und Jever. Brot und Butter statt Champagner![]() Habt Ihr jetzt auch Hunger? Reden wir lieber über Autos. Veranstalter Ahlers berichtet von 5.000 anwesenden Oldtimern. Hochpreisige Exoten, besonders Sportwagen, sah man kaum, dafür viel bodenständiges Altblech, zum Beispiel Opel: etliche KAD-A und KAD-B, Rekord verschiedener Baureihen, Commodore, Kadett B und vor allem C in mannigfacher Ausführung, ab und an 50er-Jahre-Modelle, eine Handvoll GT, selbstverständlich Manta sowie zwei Monza. Zwischendrin, halb unter einem Pavillon versteckt, stand eines der lediglich 647 Mal gebauten Diplomat V8 Coupés, anderswo ein Bitter CD. Wie Opel war auch Ford stark vertreten: Granada und Taunus in allen Varianten, ab und an ein Capri oder ein Escort RS 2000. Bei Mercedes dominierten unprätentiöse /8 und 123. S-Klassen und ihre Vorgänger sah man, SL indes kaum. Umso sportlicher traten dafür die Briten auf, in Form von Triumph Spitfire und TR6, MG A- und B-Roadster, mal ein E-Type, mal ein XK120 sowie ein restaurierter und dann allen Ernstes teilfolierter Bentley R-Type. Bei VW standen neben den erwartbaren frühen Käfern und Bussen auch schon einige Jetta, nebst frühen Polo und Derby. Nicht ganz so häufig anzutreffen waren die Franzosen, doch auch hier ließen sich schöne Stücke finden, wie ein Peugeot 504 mit Kastenaufbau, eine tiefergelegte Ente, eine DS, ein Fuego, ein Mehari. Fürs sportliche Feeling sorgten etwa zwei Alpine A110 oder ein Renault R5 Turbo. Alfisti hatten einige Giulias und Spider mitgebracht, die 500er und 124er Spider von Fiat fand man ebenfalls reichlich. Hier und da ein Lancia, ein Autobianchi A112, ein Vespa 400 Pkw. Für amerikanische Oldtimer hatte Bockhorn extra eine Sonderschau eingerichtet. Vans, einige Corvette und Pony Cars, hohe wie tiefe Pick-ups sowie zahlreiche Straßenkreuzer der 60er- bis 80er-Jahre. Vom Transit zum ZirkuswagenNutzfahrzeuge waren ebenfalls stark vertreten, auch vollformatige Sattelschlepper – alles dabei vom Möbelwagen bis zum Autotransporter, von DAF über Mercedes-Benz, Scania und MAN mit Unterflurmotor bis hin zu Ford, Hanomag und Saurer. Markant war der bei Kofferaufbauten oft aufwändige Innenausbau. Alte Wohnwagen und Wohnmobile gab es ebenso zu bestaunen wie einige toprestaurierte Zirkuswagen mit üppigen Holzschnitzereien. Keineswegs ungewöhnlich in diesem landwirtschaftlich geprägten Teil Deutschlands: Traktoren. Manche trugen die Spuren eines harten Arbeitslebens, andere waren aufwändig restauriert. Nebenan auf dem Teilemarkt boten etwa 1.000 Anbieter ihre Ware an: Karosserieteile, Motoren, Stoßstangen, Scheinwerfer, Radios, Schrauben, Polsterstoffe, Schalter, Lichtmaschinen. Und auch Reparaturanleitungen, Fachmagazine, Bücher, historische und neu aufgelegte Blechschilder, Tassen, Wanduhren, Kunst und Krempel. Der Oldtimermarkts Bockhorn ist eben eher eine große Messe als ein Jahrmarkt. Auch der Autor wurde fündig und kaufte einen Scheinwerfer für den eigenen Klassiker. Die gewünschten Rückleuchten waren leider schon vergriffen. Vielleicht klappt es 2018. Bockhorn: Do‘s
Bockhorn: Don‘ts
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