Nach Jahren der Flaute macht Opel wieder vieles richtig. Darunter: der neue Astra. Was er kann, was ihm fehlt und welcher der Beste ist, steht in unserer Kaufberatung.
Berlin – Lange fuhr Opel mit dem Astra hinterher. Generation K macht jetzt gut, was beim Vorgänger hakte: Platz, Motoren, Gewicht und Technik. Das wichtigste Auto aus Rüsselsheim wurde zum Modellwechsel außen kleiner, innen größer, insgesamt leichter und viel moderner. Alles neu, vieles besser. Mindestens 120 Kilo Gewicht verliert jeder Astra im Vergleich zum Vorgänger. Im besten Fall sind es 200 Kilo. Länge und Radstand schrumpfen. Trotzdem bleibt genug Platz für vier große Erwachsene, zur Not auch für fünf. Beim Kombi wächst der Kofferraum. Dazu gibt es schnelles Infotainment, helle LED-Lampen und viele gute Ideen. Neun Motoren stehen in der Astra-Preisliste. Wir haben fünf Autos mit unterschiedlichen Antrieben getestet und sagen Euch, welcher der beste Astra ist. Opel Astra Sports Tourer 1.0 EDIT (105 PS): Der StadtmotorDreizylinder gehören längst zur Kompaktklasse. Oft als Einstieg, im Astra knapp dahinter: Der 1,0-Liter-Turbobenziner mit 105 PS kostet 1.100 Euro Aufpreis und ist für alle Ausstattungen verfügbar. Tatsächlich findet die eigentliche Basis nicht statt. Der 1,4-Liter-Saugbenziner mit 100 PS wird quasi nicht gekauft (Einbaurate < 1%). Gut so, denn der neue Turbozwerg kann fast alles besser. Zugegeben, manchmal müht sich der kleine Motor mit dem großen Auto, besonders bei voller Beladung. Das liegt zum Teil am lang übersetzten Fünfgang-Schaltgetriebe, teils am mäßigen Drehmoment. Trotzdem zieht er anständig, auch jenseits der Richtgeschwindigkeit auf Autobahnen. In den meisten Drehzahlbereichen benimmt er sich, unter Last knurrt er. Die Sauger des Vorgängers hängt er spätestens ab 2.000 Touren ab.
Diese Variante bei mobile.de suchen Opel Astra 1.6 CDTI (110 PS): Der starke SpardieselDie größte Überraschung in unserem Test: Der kleine Diesel mit dem großen Drehmoment. Opel stimmt die 110-PS-Variante des 1,6-Liter-Selbstzünders erstaunlich kräftig ab. Maximal 300 Newtonmeter liegen zwar spät, aber harmonisch an. Das macht ihn nicht zum Sprinter, fühlt sich aber souverän an. Zumal der Motor bis Tempo 180 anständig anschiebt. Dabei verbraucht er lächerlich wenig Kraftstoff. Im Alltag spritzte er fünf Liter Diesel in die Brennräume, auf Landstraßen weniger als vier Liter. Auf langer Strecke stand selbst mit Gewalt selten eine Sieben vor dem Komma. Geräuschentwicklung und Laufkultur sind angemessen. Schade: Ein Automatikgetriebe gibt es nicht für diesen Motor, Start-Stopp-Automatik nur gegen Aufpreis (200 Euro).
Diese Variante bei mobile.de suchen Opel Astra Sports Tourer 1.4 EDIT (125 PS): Der KomfortableDer wohl harmonischste Benziner im Astra. Mit dem Fahrzeuggewicht kommt er besser zurecht als der Dreizylinder. Zudem läuft er ruhig und komfortabel. Opel stimmt die ganze Antriebseinheit besonders sanft ab: Getriebeabstufung, Drehmomentverlauf und die Arbeit an der Kupplung funktionieren in dieser Kombination am besten. Im zähen Berufsverkehr spritzten die Düsen neun Liter in die Brennräume. Im normalen Alltag sinkt der Verbrauch auf rund sieben Liter. Eine Automatik bietet Opel nicht an. Dank der fein dosierbaren Pedalerie stört das nicht weiter.
Diese Variante bei mobile.de suchen Opel Astra 1.4 Edit EDIT (150 PS): Der VolumenmotorKeinen anderen Motor verkauft Opel im Astra so häufig wie die 150-PS-Variante. Ein Viertel bestellt ihn im Kombi, fast ein Drittel im Fünftürer. Der Aufpreis zur 125-PS-Version (1.250 Euro) lohnt sich für viele Käufer: Er zieht spürbar kräftiger und verbraucht kaum mehr Sprit. Zudem bietet Opel ein Automatikgetriebe an. Der „große“ 1,4er eignet sich im Astra als Langstreckenmotor. Quer durch die Republik verbrennt er bei sehr flotter Fahrweise kaum mehr als zehn Liter pro 100 Kilometer. Leistung und Drehmoment reichen völlig aus, um die berechnete Zeit im Navi zu unterbieten. Zum Sportler wird er allerdings nicht – dafür hat Opel einen 200-PS-Benziner im Programm. Auf eine OPC-Version müssen wir noch warten.
Diese Variante bei mobile.de suchen Opel Astra Sports Tourer 1.6 BiTurbo CDTI (160 PS): Der ÜberflüssigeDen stärksten Diesel bräuchte der Astra eigentlich nicht. Auf dem Papier beschleunigt und fährt der Biturbo-Selbstzünder schneller als die Varianten mit einem Lader. Wirklich souveräner oder sportlich wirkt er allerdings nicht, nur etwas zackiger. Die kleineren Motoren fühlen sich kaum schwächer an. Im Alltag zählt eben das Moment, weniger die Leistung. Zudem dröhnt und nagelt der Biturbo vergleichsweise laut. Der Aufpreis zum nächst schwächeren Diesel liegt bei 1.050 Euro. Opel bietet ihn aber nur in den höchsten Ausstattungsvarianten „Dynamic“ oder „Innovation“ an. Damit liegt der Basispreis im Fünftürer bei 27.310 Euro.
Diese Variante auf mobile.de suchen Alternative Antriebe im Opel Astra KDen Astra gibt es nur in Klassisch. Kein Gas oder Strom, nur Benzin oder Diesel. Theoretisch könnte Opel alle Benziner um einen Elektromotor ergänzen, die Antriebe wurden entsprechend entwickelt. Einen Plug-in- oder Elektro-Astra wird es langfristig trotzdem nicht geben. Diese Aufgabe übernimmt ein anderes Auto: Der Opel Ampera-E steht auf einer eigenen Elektro-Plattform. Er baut kompakter als der Astra, bietet innen aber ähnlich viel Platz und einen größeren Kofferraum. Laut NEFZ-Prüfmessung liegt seine Reichweite bei mehr als 500 Kilometern. Alle Details zum Auto lest Ihr hier. Karosserie und PlatzangebotQuelle: MOTOR-TALK Opel bietet den Astra K als seit 2015 als Fünftürer und seit April 2016 als Kombi an. Das große Heck kostet 1.000 Euro Aufpreis und verstaut 540 bis 1.630 Liter Ladung, 40 bzw. 80 Liter mehr als der Vorgänger, 84 bzw. 38 Liter weniger als der kürzere Honda Civic Tourer. In den meisten Fällen genügt bereits der Fünftürer (370 bis 1.210 Liter Kofferraum). Schade: Einen ebenen Kofferraumboden gibt es dort nur in Verbindung mit einem Notrad und 60 Liter weniger Platz. Erwachsene Menschen sitzen in beiden Karosserievarianten auf den vier äußeren Plätzen gut und auch auf langen Strecken bequem. Der aktuelle Astra bietet mehr Raum als der auslaufende Insignia. Vorn dürfte es im Fußraum etwas mehr Platz sein. Einen dreitürigen Astra K GTC gibt es frühestens in drei Jahren. Aktuell verkauft Opel noch das alte Modell. Getriebe im Opel Astra KVon Doppelkupplungsgetrieben will Opel (nicht nur) im Astra nichts wissen. Zu teuer, zu anfällig. Stattdessen gibt es für 1.295 bzw. 1.450 Euro Aufpreis Wandlerautomaten mit sechs Gängen. Aktuell lassen die sich nur mit dem 150-PS-Benziner und dem 136-PS-Diesel kombinieren, der 200-PS-Benziner folgt. In beiden aktuellen Varianten steigt der NEFZ-Verbrauch, die Getriebe schalten behäbig bis träge. Für den Dreizylinder-Benziner bietet Opel ein automatisiertes Fünfgang-Schaltgetriebe an („Easytronic“, 700 Euro). Das kann auf dem Papier den Verbrauch senken. Alle anderen Motoren schalten manuell, je nach Leistung mit fünf oder sechs Gängen. Eine moderne, schnelle Acht- oder Neungangautomatik wie im BMW 2er Active Tourer oder Range Rover Evoque stünde dem Astra besser. Im neuen Insignia führt Opel eine Automatik mit acht Gängen ein. Ob und wann sie im Astra startet, steht noch nicht fest. Wir gehen davon aus, dass sie zum Facelift im Astra folgt. Opel Astra K: Ausstattungslinien und ExtrasQuelle: MOTOR-TALK Opel bietet den Astra in insgesamt fünf Ausstattungsvarianten an: Selection (ab 17.260 Euro, 95 bis 110 PS), Edition (ab 19.010 Euro, 95 bis 150 PS), Dynamic (ab 21.460 Euro, 105 bis 200 PS), Innovation (ab 22.260 Euro, 105 bis 200 PS) und Business (ab 17.300 Euro, 95 bis 160 PS). Das große Kombiheck kostet jeweils 1.100 Euro Aufpreis. In der Basisversion gibt es acht Airbags, eine Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorn, elektrische Außenspiegel und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung serienmäßig. Das einfachste Radio kostet inklusive einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung 450 Euro, ein Satz Fußmatten 30 (Gummi) oder 100 Euro (Velours). Gut: Im Astra Selection gibt es optional alle Infotainment-Systeme und Ergonomiesitze. Einige Pakete und Ausstattungen lassen sich dennoch nicht konfigurieren. Wer eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Alufelgen oder LED-Licht sucht, muss teurere Ausstattungen ordern. Das tun rund 99 Prozent aller Astra-Kunden. Im Astra Edition (Aufpreis: 1.750 Euro) gibt es ein Touchscreen-Radio mit guter Smartphone-Anbindung, Tempomat, Bordcomputer, Parkpiepser und elektrische Fensterheber hinten serienmäßig. Trotzdem fehlen noch einige Möglichkeiten. Fast zwei Drittel aller Astra liefert Opel in den höchsten Ausstattungsvarianten Dynamic oder Innovation aus. Hier gibt es optional Matrix-LED-Licht, Ledersitze und alle Assistenten, serienmäßig den Online-Service „OnStar“ sowie Licht- und Sichtpaket. Die Business-Ausstattung ist für Kunden interessant, die den Astra über die Ein-Prozent-Regelung versteuern wollen. Für die zählt ein möglichst niedriger Listenpreis. Opel sagt, Privatkunden zahlen mit Händlerrabatten insgesamt weniger. Letztlich lohnt ein Blick in beide Preislisten. Interessant für Gebrauchtwagen-Käufer: Rund 80 Prozent der Kunden bestellen den Astra mit einer Zwei-Zonen-Klimaautomatik und dem großen Navigationssystem, zwei Drittel mit dem Online-Dinst "OnStar". Ergonomiesitze und eine Rückfahrkamera stecken in jedem zweiten Astra, das Matrix-LED-Licht in gut 30 Prozent. Diese Extras empfanden wir als besonders angenehm und sinnvoll. Das gefällt uns am Opel AstraQuelle: MOTOR-TALK Im Test überraschte der Astra mit vielen netten Details. Zum Beispiel der Sitzheizung, die sich bei kühlem Wetter selbständig an- und rechtzeitig wieder abschaltet. Oder dem Innenraum-Gebläse, das sich bei Freisprech-Telefonaten automatisch runterregelt und das Gespräch nicht stört. Außerdem gibt es für 40 Euro einen variablen Handyhalter, der Navis prinzipiell überflüssig macht. Concierge-Service und App-Funktionen im Onstar-Paket sind Alleinstellungsmerkmale in dieser Klasse. Ab der Ausstattung „Edition“ gibt es ein großes Infotainment-System serienmäßig, das Smartphones spiegeln und damit navigieren kann. Das größte System (inklusive echtem Navi) kostet einen vergleichsweise geringen Aufpreis (790 bis 1.500 Euro). Toll: Bereits angelernte Bluetooth-Geräte koppeln sich innerhalb von wenigen Sekunden. Ebenfalls schnell: Start-Stopp kann in dieser Klasse keiner besser als der Astra. Andere starten schon beim Kontakt mit dem Kupplungspedal neu – und fühlen sich trotzdem zu träge an. Die Benziner im Astra lassen sich Zeit, bis sich das Bremspedal hebt. Anlasser und Motor reagieren flink genug. Das gefällt uns nicht am Opel AstraDie Start-Stopp-Automatik gibt es allerdings nur bei drei Motoren serienmäßig. Für die Basismotoren (100 PS Benzin, 95 PS Diesel) ist sie gar nicht verfügbar. Den Innenraum gestaltet Opel übersichtlich und funktional, aber nicht konsequent genug. Ein blinder Knopf auf dem Lenkrad nervt und irritiert. Das Infotainment-System ist verständlich aufgebaut, ändert aber abhängig von der Anzeige die Bedienlogik. Und die schönen Materialien enden dort, wo der Fahrer nicht ständig hinschaut. Wo vorn unterschäumtes Plastik den Ellenbogen türseitig abfedert, nervt hinten harter Kunststoff. Der Kofferraumteppich ist billig und lässt sich schlecht aussaugen. In drei Testfahrzeugen klapperte das Kupplungspedal beim Loslassen laut an den Anschlagpuffer. In einem Auto schepperte außerdem die Rückwärtsgang-Sperre des Schalthebels, in einem anderen vibrierte der Innenspiegel hörbar. Nachholbedarf besteht außerdem bei der Abstimmung der Assistenten. Der Kollisionswarner ist übervorsichtig, die Parkpiepser zu nervös und penetrant. Schon bei aktivierter Zündung meckern sie über enge Parkräume. Und eine Erklärung zur Höchstgeschwindigkeit in eben jener Situation, winzig klein im Bordcomputer angezeigt, ist schlicht gefährlich. FazitQuelle: MOTOR-TALK Spätestens mit einem Facelift lassen sich die meisten Kritikpunkte abstellen. Die Basis stimmt, denn Opel konzentriert sich beim neuen Astra auf die richtigen Aspekte. Die Fehler des Vorgängers sind vergessen, Generation K wirkt solide und fährt sparsam. Die unnötig großen Reifen mustert Opel aus, ein Satz Gummis für den Astra wird deutlich günstiger. Im Innenraum wünschen wir uns an einigen Stellen mehr Sorgfalt und Schönheit, beim großen Diesel mehr Komfort. Dafür stimmt der Preis: Er kostet rund 2.000 Euro weniger als ein vergleichbarer VW Golf. Wichtige Sonderausstattungen sind ebenfalls günstiger als bei VW. Uns hat besonders der 1,6-Liter-Diesel mit 110 PS gefallen. Der fuhr extrem sparsam und vergleichsweise kräftig. Auf der Benziner-Seite passte der 125-PS-Vierzylinder am besten zum gutmütigen Charakter des Astra. Langfristig fehlt eine zügige Automatik – und ein Kompromiss aus Ampera-E und Astra. Opel Astra K: Abmessungen
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