20 Prozent mehr Tageszulassungen wegen WLTP - Die günstigsten Neuwagen gibt es jetzt

• 20 Prozent mehr Tageszulassungen auf mobile.de inseriert als im Vorjahr
• Grund ist die Umstellung auf eine neue Abgasnorm
• Kunden können hohe Rabatte und ein breites Angebot erwarten

Berlin/Dreilinden – Diese Gebrauchtwagen sind eigentlich Neuwagen: Tageszulassungen haben nur auf dem Papier einen Vorbesitzer. Tatsächlich sind sie unbenutzt und wenig bis gar nicht bewegt, aber deutlich günstiger als vergleichbare Neuwagen. Von diesen Schnäppchen gibt es jetzt besonders viele.

Auf der Autobörse mobile.de (MOTOR-TALK ist eine Marke von mobile.de) werden derzeit 20 Prozent mehr Tageszulassungen angeboten als vor einem Jahr. Tendenz in diesen Tagen: weiter steigend.

Hohe Rabatte für unbenutzte Tageszulassungen

Wer jetzt ein neues Auto kaufen will, kann von diesen hohen Rabatten profitieren. Auf Tageszulassungen gibt es, abhängig von Modell und Ausstattung, in der Regel einen Nachlass im Bereich von 20 bis 35 Prozent, erklärt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des „Center Automotive Research“. „Zwar sind keine höheren Rabatte durch die gestiegene Menge zu erwarten. Aber dafür gibt es eine größere Auswahl“, sagt der Auto-Professor.

Die Kosten für Rabatte in dieser Höhe würden die Händler nur zum Teil tragen. „Die Hersteller kompensieren die niedrigen Preise mit Boni oder Prämien“, sagt Dudenhöffer. Für die sei das günstiger, als ihre Werke pausieren zu lassen. Diese Taktik beobachte man häufig bei der Umstellung auf eine neue Fahrzeuggeneration. Vor dem Auslaufen des alten Modells und dem damit verbundenen Umbau werden viele Autos gebaut, um eine eventuelle Lücke auszugleichen.

Das Statistikunternehmen Dataforce zeigt sogar einen noch stärkeren Anstieg bei Zulassungen auf den Fahrzeughandel: Dataforce meldet für den Monat August ein Plus 80,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Nicht alle von ihnen enden als Tageszulassungen sein. Ein großer Teil wahrscheinlich schon.

Viele Tageszulassungen wegen neuer Abgasnorm

Stefan Bratzel, Leiter des „Center of Automotive Management“, erklärt auf Nachfrage von MOTOR-TALK: „Der Anstieg hängt mit den neuen Zulassungsbestimmungen rund um WLTP zusammen.“ Seit dem 1. September 2018 dürfen nur noch Pkw erstmals zugelassen werden, die die Normen Euro 6c oder Euro 6d-Temp erfüllen.

Seit dem Monatsbeginn müssen Autos im realitätsnahen WLTP-Zyklus zertifiziert sein. Um strengere Abgasnormen zu schaffen, benötigen viele Fahrzeuge außerdem mechanische Updates. Fast alle Direkteinspritzer-Benziner bekommen Otto-Partikelfilter, viele Diesel einen SCR-Katalysator. Alle Autos müssen neu homologiert werden.

Bratzel sieht die Verantwortung bei den Herstellern: „Sie haben versäumt, alle Modelle rechtzeitig zu zertifizieren. Deshalb verschaffen sie sich jetzt mit einem Ausweg Luft: Man lässt viele Fahrzeuge vor dem 1. September zu und verkauft sie später als Gebrauchtwagen. Das lässt sich auch an den Zulassungszahlen der vergangenen Monate erkennen.“

Nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes wurden im August 2018 24,7 Prozent mehr Neufahrzeuge zugelassen als im Vorjahresmonat. Die Erstzulassung dieser Autos liegt vor dem Stichtag der neuen Abgasnormen, für sie gelten noch die alten Regelungen.

Die Hersteller fertigten auf Vorrat

Die Industrie bestätigt dies. Auf Nachfrage von MOTOR-TALK sagte eine Audi-Sprecherin: „Mit Blick auf die Umstellung auf den WLTP-Prüfzyklus und die Audi-Modelloffensive hat Audi in den letzten Monaten eine Bevorratung durchgeführt.“ Es wurden also mehr Fahrzeuge gebaut, als tatsächlich bestellt waren.

„Auf diese Weise will Audi Einschränkungen im frei konfigurierbaren Angebot kompensieren, die zeitweilig durch die WLTP-Umstellung sowie Modellwechsel entstehen. Die Zulassung dieses bevorrateten Sortiments schlägt sich jetzt nieder“, hieß es weiter im Statement. Einige Modelle waren und sind bei Audi nicht bestellbar, darunter Erdgas-Fahrzeuge und Plug-in-Hybride.

Hohe Rabatte auf Tageszulassungen

Tageszulassungen sind unabhängig von der WLTP-Einführung ein wichtiges Rabatt-Instrument der Vertragshändler. Auf bereits zugelassene Modelle können Händler höhere Nachlässe gewähren als auf Bestellfahrzeuge. Oft bieten die Hersteller Boni oder Provisionen, wenn in einem definierten Zeitraum gewisse Verkaufszahlen erfüllt werden. Auch das ist auf mobile.de sichtbar: Zum Jahresende steigt die Zahl der angebotenen Tageszulassungen regelmäßig stark an.

Autokäufer können von der aktuellen Flut an Tageszulassungen profitieren. Bratzel erklärt: „Man bekommt Autos günstiger, die im Prinzip Neufahrzeuge sind, nur weil sie auf dem Papier einen Vorbesitzer haben. Außerdem muss man nicht mehrere Monate warten, bis ein Bestellfahrzeug gebaut wurde.“

Zudem sind Fahrzeuge mit einer Erstzulassung vor dem September 2018 in der Regel günstiger in der Steuer. Durch die Umstellung des Prüfzyklus‘ steigt der Durchschnittsverbrauch auf dem Papier. Er stellt die Berechnungsgrundlage. Ein höherer angegebener Verbrauch bedeutet eine jährliche Mehrbelastung durch die Kfz-Steuer.

Die Herstellergarantie läuft allerdings ab dem Tag der ersten Zulassung – je nach Standdauer lohnt sich also eine Anschlussgarantie. Mit der nicht mehr aktuellen Abgasnorm dürfte es nach derzeitigem Stand keine Probleme geben: Aktuell plant keine Stadt Fahrverbote für Modelle, die die bisher ausreichende Norm Euro 6b erfüllen.

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