Die kleinen aber nicht minder interessanten News vom Formel 1-Rennen in Melbourne gibt es in unserer traditionellen Rubrik "Radio Fahrerlager." In der Ausgabe vom Saisonauftakt berichten wir über Sauber, Pirelli, Sebastian Vettel, David Coulthard, HRT, McLaren und viele australische Formel 1-Piloten. Darf's ein bisschen mehr sein? Sauber reiste mit zwei Chassis und 28 Tonnen Material nach Australien, Malaysia und China. Zehn Tonnen sind durch Bernie Ecclestones Gratistransport abgedeckt. Für die restlichen 18 Tonnen kostet jedes Kilogramm 55,40 Dollar. Macht in Summe 997.000 Dollar. Pastor und El Presidente Die venezolanische Ölindustrie hat Williams mit einer 32 Millionen-Euro-Finanzspritze gerettet. Zum Dank schickte Williams im Winter ein Auto für ein paar Demonstrationsrunden nach Caracas. Ein Termin mit Tücken. Staatschef Hugo Chavez buchte an zwei Tagen vier Mal um. Sein Auftritt war kinoreif. Drei identische Mercedes mit abgedunkelten Scheiben sollten mögliche Heckenschützen verwirren, drumherum zehn Geländewagen für die Bodyguards. Die 10.000 Zuschauer jubelten erst ihrem Präsidenten zu, dann Pastor Maldonado im Williams. Teammanager Dickie Stanford wunderte sich. "Chavez verschwand nach der Vorführung, die Zuschauer blieben, bis das Auto komplett eingepackt war." Gummi-Chaos bleibt aus Pirelli hat alle Zweifler eines Besseren belehrt. Das große Reifenwechselchaos blieb aus. Insgesamt gab es 46 Boxenstopps. Sergio Perez schaffte sogar ein Einstopprennen. Der Mexikaner war 35 Runden lang mit einem Satz weicher Reifen unterwegs. Dabei hatte der Rookie die vier Gummis zuvor bereits für einen Stint im Qualifying verwendet. Tortenschlacht bei Red Bull David Coulthard feierte am Sonntag seinen 40. Geburtstag im Fahrerlager von Melbourne. Bei Mercedes gab es für den aktuellen BBC-Experten eine Torte in Form der schottischen Flagge. Nach dem Rennen wurde dem DTM-Piloten auch noch bei Red Bull gratuliert. Mitten in der Siegesfeier wurde zusammen mit Sebastian Vettel eine Schokotorte angeschnitten. Doch statt im Mund, landete die süße Creme mitten im Gesicht von Coulthard, der sich prompt revanchierte und auch Vettel einseifte. Treffen der Grand Prix-Veteranen Es war ein Foto für die Ewigkeit. In Melbourne trafen sich neun australische Formel 1-Piloten zum Gruppenfoto. Einige der Herren sind bereits so gebrechlich, dass man Angst haben muss, sie bald nicht mehr zu sehen. Der dreifache Ex-Weltmeister Jack Brabham muss alle drei Tage zur Dialyse ins Krankenhaus. Der 84-Jährige hat Probleme mit seinen Nieren. Der Älteste im Reigen der schnellen Aussies war Tony Gaze. 91 Jahre alt ist der ehemalige Bomberpilot, der bei drei Grand Prix am Start stand. Außer Mark Webber fanden sich auch noch Alan Jones, Tim Schenken, Vern Schuppan, Larry Perkins, Warwick Brown und David Walker ein. Walker fuhr 1971 in Zandvoort die Lotus-Turbine. Nach einem Start von ganz hinten kam er bis auf Platz 9 vor, bevor er das Höllengeschoss im Kiesbett der Tarzan-Kurve versenkt. "Ich hatte 70 Gallonen Kerosin im Tank. Das Ding war höllisch schwer und wollte nicht anhalten", erzählte der 69-Jährige. Er musste zwei Jahre später seine Rennkarriere wegen zwei schweren Unfällen im Straßenverkehr aufgeben. "Bei einem hätte es mir fast den Arm abgerissen", erzählte der ehemalige Lotus-Pilot. Formel 1 flügellahm Der verstellbare Heckflügel hat seinen Zweck nicht erfüllt. Im Rennen gab es mehr Überholmanöver ohne die Hilfe des Flügels als mit. Und im Training stiegen die Top-Speeds im Vergleich zum Vorjahr nur um müde fünf km/h. Button trägt Billig-Shirt McLaren trägt wieder Schwarz. Silber hat ausgedient. Zunächst dachte man, die neue Teamfarbe passe sich den Testergebnissen an, doch dann waren die McLaren die Sensation von Melbourne. "Schwarz finde ich gut", meinte Jenson Button an einem der kühleren Tage, als er noch eine Jacke trug. Als dann am Sonntag die Sonne schien, verzog er das Gesicht: "Unsere T-Shirts sehen ein bisschen billig aus." Siegerehrung ohne Kanguru Sebastian Vettel fehlte der Sieg beim GP Australien noch in seiner Sammlung. "Besonders freue ich mich auf die Trophäe mit dem Kanguru drauf", grinste der Deutsche schon am Donnerstag. "So etwas gibt es nur hier." Am Sonntag sah sich der frischgebackene Sieger seinen Preis auf dem Podium dann erstmals ganz genau an. Doch auch nach genauer Inspektion war kein Känguru zu finden. Stattdessen ist die Sieger-Trophäe in Form eines Lenkrads gegossen, das aus einem ehemaligen F1-Auto von Jack Brabham stammt. Kurztripp nach Melbourne Mercedes-Teamchef Ross Brawn kam schon eine Woche vor dem Grand Prix in Melbourne an. "Ausspannen, Sightseeing, gut essen gehen", umschrieb das Superhirn sein Programm vor dem Saisonbeginn. Kollege Sam Michael von Williams machte es genau umgekehrt. Der gebürtige Australien traf Donnerstag nachts in seiner Heimat ein und saß am Sonntagnacht schon wieder in einer Maschine nach London. 40 Stunden Flug für 72 Stunden Aufenthalt. Sauber auf Asien-Urlaub Die gesamte Sauber-Crew ging zwischen Melbourne und Kuala Lumpur auf Urlaub. Das ist billiger als hin- und herzufliegen. Hispania sichert Antrittsgeld HRT unternahm riesige Kraftanstrengungen, um das neue Auto für das Samstagstraining fahrbereit zu machen. Damit haben sie an der Veranstaltung teilgenommen, obwohl ihnen der Sprung über die 107-Prozent-Hürde misslang. Die Teilnahme ist wichtig aus finanziellen Gründen. Die drei Neuen Teams bekommen von Bernie Ecclestone in den ersten drei Jahren nur dann ihren jährlichen Zehn-Millionen-Dollar Zuschuss, wenn sie an allen GP-Veranstaltungen teilgenommen haben. Hätte sich bei Hispania kein Rad gedreht, wäre auch das Geld weggewesen.
Quelle: Auto Motor und Sport |
verfasst am 31.03.2011
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