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Revolution in Los Angeles: Die Polizei fährt bald elektrisch - Die Polizei von LA fährt demnächst elektrisch

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Die Polizei von Los Angeles steht vor der größten Revolution des Jahrhunderts. Sie rüstet ihre Fahrzeugflotte auf Elektroautos um. Bis 2025 sollen 80 % der Polizeiautos elektrisch fahren.

Der Flottenchef der Polizei von LA vor einem BMW i3 im Polizeilook Der Flottenchef der Polizei von LA vor einem BMW i3 im Polizeilook Quelle: BMW@LAPD Fabian Kirchbauer

Los Angeles - Die Polizei von Los Angeles verfügt über einen beeindruckenden Fuhrpark: 4.000 Autos, 400 Motorräder, viele hundert Transporter, Panzerwagen, eine Handvoll Flugzeuge und zwei Dutzend Hubschrauber. Vartan Yegiyan, der Flottenchef des Police Department von Los Angeles hat reichlich Motorisiertes zur Auswahl.

Jetzt kommt Neuanschaffungen dazu, die ungewöhnlicher als alle anderen Fahrzeuge ist. Die Polizei von LA stellt ihre Fahrzeugflotte stückweise auf Elektro-Fahrzeuge um. Die Idee stammt vom Bürgermeister Eric Garcetti. Der will Los Angeles zum Vorbild für grüne Mobilität machen. In der dauerverstopften Stadt fahren die meisten Tesla, die meisten Prius-Modelle, viele Elektro-BMWs und Nissan Leafs. Dem Trend der Öffentlichkeit zum umweltfreundlichen Fahren will die Stadtführung folgen. Bis zum nächsten Jahr sollen 50 Prozent der neuangeschafften Autos E-Mobile sein. Bis 2025 plant Los Angeles mit einer Quote von 80 Prozent. Schon bis zum Sommer soll das LAPD (Los Angeles Police Department) die ersten 100 elektrischen Polizeifahrzeuge in den Dienst nehmen. „Damit hätten wir in Los Angeles und wahrscheinlich in der ganzen Welt die größte Flotte an Elektrofahrzeugen bei einer städtischen Behörde," sagt Flottenchef Yegiyan.

Bislang nur Show: LED-Blaulicht auf dem Dach des i3 Bislang nur Show: LED-Blaulicht auf dem Dach des i3 Quelle: BMW@LAPD Fabian Kirchbauer

Die Entscheidung macht sich der Mann, der sonst in viel größeren Stückzahlen denkt, nicht leicht. „Die Steuerzahler erwarten von uns, dass wir ihre Dollars mit Bedacht ausgeben“, weiß Yegiyan. Zwar hofft er mittelfristig auf niedrigere Betriebskosten und geringere Ausgaben für Verschleißreparaturen. Doch damit er künftig klarer sieht, hat er vor ein paar Wochen erst einmal Testwagen von allen Elektrofahrzeugen bestellt. Er will wissen, wie sich die Autos im Alltag schlagen, wie groß die Reichweite in einem so ungewöhnlichen Einsatzgebiet mit den steilen Hügeln hinter Hollywood, dem Dauerstau auf den Interstates und der oft drückenden Hitze im Stadtkessel tatsächlich ist und ob die Stromer wirklich die sechs Jahre oder 100.000 Meilen durchhalten, die der Manager von seiner Flotte fordert. Neben einem Nissan Leaf und einem Tesla Modell S trägt deshalb jetzt auch ein BMW i3 das Livree des LAPD, hat eine schwarz-weiße Folierung mit dem großen Dienstwappen „To Protect And To Serve“ auf der Tür und zumindest für Fototermine den Lichterkranz auf dem Dach.

Oft hat Daniel Gomez die gleißend helle Lichtorgel noch nicht angeschaltet. Der Sergeant ist Yegiyans Technikchef und einer seiner wichtigsten Testfahrer. Er schwärmt bei der gemeinsamen Ausfahrt im i3 pflichtschuldig vom ruhigen Ritt durch den Moloch der Großstadt, von der fast schon entschleunigenden Wirkung des Elektroantriebs und davon, wie oft ihm die Passanten plötzlich ein freundliches Lachen zuwerfen. Doch nutzt er den Exoten bislang nur für den internen Verkehr zwischen den über 100 Dienststellen der vielleicht berühmtesten Polizeibehörde im Land, für Promotiontouren oder für zivile Erledigungen. Und natürlich – dann aber ohne die auffällige Folierung – für verdeckte Ermittlungen. Wenn er offiziell auf Streife geht oder es sonstwie brenzlig wird, bleiben die Akku-Autos in der riesigen Polizeigarage in der Main Street, einen Steinwurf vom Rathaus entfernt.

Dann vertraut Gomez lieber seinem Ford Explorer, der für dem Polizeieinsatz zum Interceptor, zum Abfangjäger wird. Schließlich hat der Werkstattmeister in jeden dieser vielen hundert Streifenwagen in Los Angeles noch einmal für rund 50.000 Dollar Technik gesteckt, die den Cops ihren Job leichter macht und schon vielen Kollegen das Leben gerettet hat. Gomez wächst förmlich um ein paar Zentimeter und die Brust mit den vielen Medaillen wird noch ein bisschen breiter, wenn er von dieser Ausstattung erzählt, als müsste er James Bond seinen neuen Dienstwagen schmackhaft machen: Er schwärmt von elektronischen Finessen wie Kennzeichenscannern, Onboard-Kameras, WLAN-Waben, dem Kommunikationscenter und dem Jammer zur Störung der Funkfrequenzen. Er prahlt mit schusssicheren Türen, Waffenhalterungen und einer abwaschbaren Rückbank, in deren Lehne es eigens Vertiefungen für die auf dem Rücken gefesselten Arme der Verdächtigen gibt. Und er strahlt wie ein kleines Kind, wenn er von den Suchscheinwerfern und von der markerschütternden Sirene erzählt, die man selbst in der Rushhour noch vier Straßenzüge weiter hören kann.

All das in einem Elektroauto? Das kann sich Gomez noch nicht so recht vorstellen. Schon mit dem Platz wird das in einem i3 schwierig, vom Gewicht ganz zu schweigen. Und spätestens wenn die Cops die ganzen Zusatzverbraucher anschalten, geht auch der stärkste Akku in die Knie. Selbst mit dem Tesla würde er dann wahrscheinlich nicht mehr weit kommen und für den BMW i3 wäre wahrscheinlich schon kurz hinter der Ausfahrt aus dem riesigen Parkhaus Schluss.

Natürlich hemmt das den schnellen Siegeszug der Stromer im Streifendienst. Doch für Männer wie Yegiyan und Gomez sind die elektrischen Polizeiautos trotzdem mehr als ein grünes Mäntelchen, mit dem sich der Bürgermeister schmücken möchte. Sondern sie glauben beide fest an die Zukunft des Elektroautos und rüsten deshalb kräftig auf. Nicht nur am Stützpunkt in der Main-Street wollen sie ein ganzes Parkdeck mit hundert Ladesäulen ausrüsten. Überall in den 22 Garagen des LAPD sollen die Stromer demnächst tanken können, damit sie im gesamten Operationsgebiet von 480 Quadratmeilen mobil blieben. „Niemand sollte darauf hoffen, dass er uns entkommt, nur weil die Akkus unserer Autos leer sind“, warnt Gomez die Ganoven.

Was das LAPD nicht alleine stemmen kann, dass wird, so ist Yegiyan überzeugt, der Fortschritt richten: „Die Technik entwickelt sich so schnell weiter, dass wir auf die ersten elektrischen Einsatzfahrzeuge ohne Einschränkungen sicher nicht mehr lange warten müssen“, ist der Fuhrparkleiter überzeugt. Etwas anderes bleibt ihm aber auch gar nicht übrig. Denn nicht nur der Bürgermeister macht Druck, sondern auch der Gouverneur von Kalifornien hat eine strenge Marschrichtung vorgegeben: „Ab 2050 sollen in Kalifornien keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden“, sagt Yegiyan: „Wenn wir das ernst meinen, dann müssen wir langsam mit dem Umstieg anfangen. Denn die drei Jahrzehnte sind schneller rum, als wir glauben.“

Weitere MOTOR-TALK-News findet Ihr in unserer übersichtlichen 7-Tage-Ansicht

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