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Bremen Classic Motorshow 2017: Privatmarkt im Parkhaus - Die Schmuddelecke der Oldtimer-Show

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Bei der Bremen Classic Motorshow gibt es mehr als nur poliertes Blech. Für die Youngtimer im schummrigen Parkhaus nebenan gilt oft das Motto: "Fährt und bremst".

Bis 1994 gehörte der UAZ, ein Geländewagen aus sowjetischer Produktion zum Straßenbild in Ostdeutschland Bis 1994 gehörte der UAZ, ein Geländewagen aus sowjetischer Produktion zum Straßenbild in Ostdeutschland Quelle: Carl Christian Jancke

Von Carl Christian Jancke

Bremen – Die Glanzstücke stehen woanders. Nicht in diesem schlichten, schlecht ausgeleuchteten Parkhaus der Bremer Messe. Akribisch restaurierte Karmann Ghia sucht man hier vergeblich. Ein Typ 1 Cabriolet von 1965 oder gar der Pik As aus dem Jahr 1973? Keine Chance. Karmann-Sonderschau ist nebenan auf der Bremen Classic Motorshow. Hier gibt es stattdessen: Helden des Alltags aus den 70er- und 80er-Jahren. Wenn sie denn noch fahren.

Der „Privatmarkt“ ist die Schmuddelecke der Bremen Classic. Limousinen, Kombis, Kleinwagen und ein paar Coupés stehen hier. Überwiegend jüngere Autos, die der Hölle der Fähnchenhändler gerade erst entkommen sind. Im schlimmsten Fall taugen sie als Teilespender. Die Zustandsbeschreibung liest sich dann so: “Fährt und bremst”. Manche fahren auch nur.

Interessenten, die hier über die Parkdecks schleichen, haben gleich ein Bündel 500-Euro-Scheine in der Tasche. Für eine Anzahlung reicht das allemal. Die überall zu lesende Warnung vor Taschendieben dürfte angebracht sein.

Der Porsche 924 bestand aus einem Sammelsurium an Ersatzteilen aus dem Volkswagen-Konzerns. Inzwischen wird er immer beliebter Der Porsche 924 bestand aus einem Sammelsurium an Ersatzteilen aus dem Volkswagen-Konzerns. Inzwischen wird er immer beliebter Quelle: Carl Christian Jancke

Von der Ente bis zum Mercedes 560 SEC

Vier Parkhausetagen bieten Raum für ein paar Hundert Autos. Vom Citroën 2CV bis zum Mercedes 560 SEC der Baureihe W126 reicht das Angebot. Die meist handgeschriebenen Preise unterscheiden sich nicht deutlich von den Vorstellungen der Händler in den Messehallen. Verhandlungsbasis natürlich.

Auffällig sind die vielen Autos aus Skandinavien. Dänische und schwedische Kennzeichen sind nicht selten, auch Finnen bieten ihre Fahrzeuge an. Entsprechend groß ist das Angebot an Volvo und Saab. Auf dem Kennzeichen eines silbernen Saab 90 steht „Rentner“. Der Hinweis auf den Vorbesitzer soll den Kaufpreis erhöhen.

Viele kommerzielle Anbieter nutzen die Garage als Zwischenlager. Das Parkhaus ist deutlich billiger als ein Messestand. Das schummrige Licht hat Vorteile. Die ein oder andere Rostblase übersieht man leichter. Eine sogenannte „Händlerdusche“, also billige Tünche, die Schwächen oder Roststellen überdecken soll, fällt nicht so auf.

Mit Liebe gerollt!

Büffelleder, Schiebedach und Handschaltung machen diese kompakte BMW Limousine zum idealen Gerät für den sportlichen Herrenfahrer Büffelleder, Schiebedach und Handschaltung machen diese kompakte BMW Limousine zum idealen Gerät für den sportlichen Herrenfahrer Quelle: Carl Christian Jancke Carsten Müller will nichts kaufen. Er sitzt im Bundestag und ist Vorsitzender des Parlamentskreises „Kulturgut“ Automobil. Der CDU-Mann begutachtet den Lack einer beigen Ente. „Mit Liebe gerollt“, sagt er. Der Verkäufer hat sich offenbar nicht die Mühe gemacht, den 2CV richtig lackieren zu lassen. Die Farbrolle aus dem Baumarkt musste reichen.

Müller sammelt selbst. Seine Autos hortet er in einer alten Panzerhalle. Für Neuerwerbungen ist kein Platz. Das nötige Fachwissen, um hier ein Schnäppchen zu machen, hätte er. Bei einem schrillen 123iger-Mercedes stellt er fest: Das letzte Baujahr, in dem es „Mimosengelb“ gab. Die Breitband-Scheinwerfer seien beim 200er aber nicht serienmäßig gewesen. Die gab es nur für die Sechszylinder-Modelle.

BMW E28 werden beliebter

Ein paar Parkbuchten weiter stehen zwei Sechszylinder von BMW. Der 5er der Baureihe E28 wird langsam beliebter. Rund 10.000 Euro ruft der Verkäufer eines 528i auf. Die Sitze der Limousine mit dem 184 PS starken Reihensechser sind mit seltenem und edlen Büffelleder bezogen. Der andere 528i soll 1.000 Euro mehr kosten. Ein Spanienimport mit heller Stoffausstattung. Ein Besucher moniert einen Unfallschaden und die vom Steinschlag verursachten Roststellen. Der deutlich schlechtere Deal.

Der Verkäufer dieses skandinavischen Saab 90 weist dezent auf den Vorbesitzer hin Der Verkäufer dieses skandinavischen Saab 90 weist dezent auf den Vorbesitzer hin Quelle: Carl Christian Jancke Es gibt auch gute. Nur nicht unbedingt für Oldtimer. Ganz hinten in der Parkhausecke steht ein mögliches Angebot: Der erste Sechszylinder-VW-Variant aus den frühen Neunzigern. Mit Automatik, Ledersitzen und Vollausstattung. Nicht mal 4.000 Euro will der Verkäufer für den VR6 haben. Für den Daily-Driver mit 174 PS ein ordentlicher Preis.

Bis der zum Klassiker wird, dürfte es noch dauern. Falls es je dazu kommt. Der goldbraune Ford Granada, um den sich ein fachsimpelndes Grüppchen versammelt hat, ist schon so weit. Genau wie der alte Opel Rekord, der VW Passat B1, oder womöglich der Audi 100 der Baureihe C2? Die champagnerfarbene Limousine trägt das "5E"-Emblem am Kühlergrill. Dahinter sitzt also ein Fünfzylinder mit 2,1 Litern Hubraum und Bosch-Einspritzanlage. 136 PS holte Audi aus dem damaligen Topmodell.

Vom 124er stehen hier noch einige mit Kombiheck unter den Neonlampen. Viele sind Benziner in der Basis-Motorisierung. Nicht unbedingt begehrt, aber ihre Zahl schrumpft. Die meisten ihrer Art haben ihr Leben schon lange ausgehaucht. Als Handwerkerauto oder auf der Autobahn.

Mehr zum Thema: Zu Besuch beim Mercedes-W124-Experten

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