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BMW X6 M: Fahrbericht - Die Spitze des Blechbergs

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Ökos sagen, der BMW X6 M ist ein prolliger Spritschlucker. BMW behauptet, das SUV ist eigentlich ein Sportwagen. Wir sind ihn gefahren und finden nach dem Test: Beide haben recht.

BMW X6 M: Auf dem Circuit of the Americas bei Austin testen wir das Über-SUV BMW X6 M: Auf dem Circuit of the Americas bei Austin testen wir das Über-SUV Quelle: BMW Group

Austin/USA – Texas: Der Liter Sprit kostet umgerechnet 40 Cent. SUV, Sportwagen und Pick-ups gibt es an jeder Ecke. Und der amerikanische Verkehr rollt mit ein paar Meilen pro Stunde monoton über die Landstraße. Unter der Haube des neuen BMW X6 M brummt ein 4,4-Liter-V8-Biturbo. Beschleunigungsorgien und Raserei gibt es trotzdem nicht. Man könnte in den Knast kommen oder erschossen werden. Der X6 M treibt brav neben den anderen Blechbergen.

Trotzdem steht nach 90 gemütlich gecruisten Meilen ein Durchschnittsverbrauch von 12,6 Litern pro 100 Kilometer (11,1 laut NEFZ) auf dem Flatscreen über der Mittelkonsole. In Amerika ist das so okay, wie der Revolver im Nachttisch. In Europa verpönt, wie Rauchen im Restaurant. Überflüssig ist es hier wie dort.

MOTOR-TALK-Redakteur Philipp Monse fuhr den neuen BMW X6 M auf dem Circuit of The Americas in Texas MOTOR-TALK-Redakteur Philipp Monse fuhr den neuen BMW X6 M auf dem Circuit of The Americas in Texas Quelle: Uwe Fischer

BMW X6 M: Das Leistungsgewicht

Auf den texanischen Vorstadtstraßen, auf dem Freeway, im Stadtverkehr fährt der X6 M so souverän wie ein Standard-X6 oder ein anderes Oberklasse-SUV. Fahrer und Beifahrer sitzen bequem und haben viel Platz.

Der Fahrkomfort ist hoch, die Geräusche im Innenraum auch beim groben amerikanischem Asphalt gering. Mal eben den zweitgrößten amerikanischen Bundesstaat zu durchqueren wäre gefühlt kein Problem.

Doch es ist nicht der Luxus oder die Verschwendung, die dieses SUV besonders machen. Und es sind auch nur bedingt die 575 PS und die 750 Newtonmeter Drehmoment, mit denen der V8 seinen Durst rechtfertigt. Natürlich ist der Anzug enorm. Er drückt den Fahrer in den Sitz und den BMW X6 M aus dem Stand in 4,2 Sekunden auf 100 km/h.

Wird die Leistungsschraube nur fest genug angezogen, dann kommt eben auch ein 2,34-Tonnen-Auto zu einem besseren Leistungsgewicht (4,07 Kg pro PS) als ein nur 1.020 Kilogramm schwerer Alfa Romeo 4C (4,25 Kg pro PS). Aber da ist noch mehr. Und das klingt zunächst fast unglaublich.

BMW X6 M BMW X6 M Quelle: BMW Group

Ein SUV für die Nordschleife

In der Pressemappe zum X6 M erklärt BMW, es sei das Entwicklungsziel gewesen „problemlos im Renntempo die anspruchsvollste Rennstrecke der Welt zu meistern“. Im vergangenen Jahr gab man bekannt, dass der X6 M die Nordschleife so schnell umrundet wie der Vorgänger des aktuellen M3. Ein genaue Zeit verriet BMW nie.

Das klingt nach Marketing, nach Imageaufbau, vielleicht sogar nach Phrasendrescherei. Doch sobald man den X6 M auf der Rennstrecke bewegt, merkt man: Das ist es nicht.

Ortswechsel: Statt über texanische Landstraßen, rollt der X6 M jetzt über den Circuit of the Americas. Fahrwerk, Lenkung, Motor und Getriebe arbeiten im Sport-plus-Modus. Und schon als der X6 M das erste Mal den Berg am Ende von Start/Ziel hinaufstürmt und in die Haarnadel einlenkt, ist klar, dass BMW nicht übertreibt.

Der Motor reagiert sensibel auf den Gasfuß, die Lenkung ist wunderbar direkt und schwergängig. Das alles fühlt sich tatsächlich nach einem Sportwagen an, nicht nach einem 1,69 Meter hohen SUV. In der Kurve scheint das Fahrwerk Gewicht und hohen Schwerpunkt perfekt kaschieren zu können. Einzig bei spätem hartem Anbremsen macht sich das hohe Gewicht doch bemerkbar.

Die neue Compound Bremse hält höchsten Belastungen Stand und bietet an der Vorderachse 50 Prozent mehr Belagsfläche als beim Vorgänger Die neue Compound Bremse hält höchsten Belastungen Stand und bietet an der Vorderachse 50 Prozent mehr Belagsfläche als beim Vorgänger Quelle: BMW Group

Eine Bremse für 2,34 Tonnen

Damit man dem X6 seine Pfunde so wenig wie möglich anmerkt, musste die M GmbH viel investieren. Der 4,4-Liter-V8-Biturbo wurde komplett überarbeitet. Selbst sein Block wurde neu konstruiert. Im Gegensatz zum Vorgänger reduziert eine variable Ventilsteuerung den Verbrauch um 20 Prozent.

Die Leistung steigt um 25 PS, das Drehmoment um 70 Newtonmeter. An der Vorderachse wurde der negative Sturz leicht erhöht. Der Hinterachsträger wurde komplett erneuert.

Zehn Kühler in vier Kreisläufen halten Motor und Achtgang-Automatik, aber auch den Fahrer (Klimaanlage) beim längeren Streckeneinsatz auf der richtigen Temperatur. Die neue Compound-Bremse bietet an der Vorderachse Sechskolben-Festsättel und 50 Prozent mehr Belagsfläche als beim Vorgänger. M-Chef Franciscus Van Meel sagt, bevor auf der Nordschleife die Bremse schlapp macht, geht dem X6 M der Sprit aus.

MOTOR-TALK-Redakteur Philipp Monse im BMW X6 M auf dem Circuit of the Americas in Texas MOTOR-TALK-Redakteur Philipp Monse im BMW X6 M auf dem Circuit of the Americas in Texas

Keine Angst vor Allrad

Nach zwei, drei Runden hat man den X6 komplett im Griff und die 2,34 Tonnen Fahrzeuggewicht längst vergessen. Dass man in einem M-Modell sitzt, vergisst man allerdings auch mit Allradantrieb nicht.

Geht es mit teil-deaktiviertem ESP am Scheitelpunkt zu früh aufs Gas, spürt man wie die Reifen beginnen zu arbeiten. Ein weiterer kurzer Gasstoß lässt das Heck ausbrechen und zwingt den X6 quer um die Kurve. Allradsystem und ESP wissen, was der Fahrer will und lassen ihn gewähren. Zumindest für kurze Zeit.

Den X6 im Drift zu halten, gelingt nicht so lange wie bei einem M-Modell mit Hinterrad-Antrieb. Nach einem Augenblick reagiert das Allradsystem und schickt Antriebsmoment von den schlupfenden Hinterrädern an die Vorderachse (bis zu 100 Prozent, im Normalfall 100 Prozent Hinterachse). Bis hierhin driftet der X6 M so leichtgängig und kontrollierbar wie jeder andere BMW mit Hinterradantrieb. Dann zieht er sich wieder auf die Ideallinie. Das macht zwar etwas weniger Spaß, dürfte aber schnellere Rundenzeiten bringen.

BMW X6 M - Innenraum BMW X6 M - Innenraum Quelle: BMW Group

Genialer Unsinn

Seien wir ehrlich: Die Skepsis sportlicher Fahrer gegenüber dem BMW X6 M dürfte beinahe so groß sein wie die der Ökofraktion. Und selbstverständlich bleibt es unsinnig ein 2,34-Tonnen-SUV zum Sportler machen zu wollen. Das Problem ist nur: Es funktioniert. Und dafür verdient die M GmbH keinen Umweltorden, aber deren Entwickler viel Respekt.

Auf den Markt kommt der BMW X6 M am 11. April 2015. Er kostet mindestens 117.700 Euro. Der in Fahrleistungen und Verbrauch identische BMW X5 M startet bei 114.300 Euro.

Technische Daten – BMW X6 M

  • Motor: 4,4-Liter-V8-Biturbo
  • Getriebe: Achtgang-Wandler-Automatik
  • Leistung: 575 PS, 423 kW
  • Drehmoment: 750 Nm
  • 0 -100 km/h: 4,2 s
  • Vmax: 250 km/h (optional 280)
  • Gewicht: 2.340 kg
  • Länge x Breite x Höhe in m: 4,91 x 1,99 x 1,69
  • Verbrauch: 11,1 l pro 100 km
  • CO2: 258 g/km
  • Preis: 117.700 Euro

Avatar von granada2.6
Mercedes
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