Einmal im Leben Königsklasse, das wär’s: Ex-Rallye-Pilotin Rosemary Smith träumte lange von ihrer Chance im Formel-1-Auto. Jetzt durfte sie – im Alter von 79 Jahren.
Le Castellet – Rosemary Smith wirkt, als hätte sie stets ein paar Karamellbonbons in der Tasche. Die 79-jährige Irin spricht mit dieser Stimme und Wortwahl, die nur Großmütter beherrschen. Formel-1-Pilot Jolyon Palmer nennt sie „the most delightful person“ (etwa: die reizendste Person). Wer sie neckt, ist ein „cheeky bugger“ (frecher Lümmel). Doch die würdevolle, höfliche Dame hatte einst einen rasanten Job. Sie war Rallye-Fahrerin zu einer Zeit, in der Frauen im Motorsport allenfalls geduldet wurden. 1966 fuhr sie die Rallye Monte Carlo in der Damenklasse. Später gewann sie in Schottland, Irland, Kanada und Griechenland. Und vor wenigen Monaten wurde sie die älteste Person, die je ein Formel-1-Auto mit 800 PS fuhr. Rekord: Rosemary Smith im Renault R.S. 17Abgesehen von ihrer Wortwahl möchte man Smith ihr Alter kaum glauben. Sie twittert, ist auf Facebook aktiv, arbeitet als Markenbotschafterin für Renault und betreibt eine Fahrschule. Und sie findet: Der Spaß hört nicht auf, wenn man alt wird. Man wird alt, wenn man aufhört, Spaß zu haben. Über sich selbst sagt sie: „Meine Leidenschaft ist schnell fahren. Sehr schnell fahren.“ Deshalb habe sie auch nicht groß darüber nachgedacht, als Renault ihr eine Testfahrt in einem Formel-1-Auto angeboten wurde. Sie habe einfach ja gesagt. Dass es überhaupt einmal dazu kommt, hätte sie nie erwartet. Aber der französische Hersteller schätzt natürlich die Macht der Bilder, gerade in sportlich schwerer Zeit. Auf dem Circuit Paul Ricard in Südfrankreich kommen dann doch Zweifel. Ob sie es schaffe, wisse sie nicht. Aber sie werde es versuchen, sagt Smith. Am überladenen Lenkrad des Formel-1-Renault R.S. 17 verwechselt sie im Briefing die Kupplungstaste mit der Bremse – lacht ihren Fauxpas aber souverän weg. Palmer macht ihr Mut. Smith steigt mit festem Blick ein. Renault UK hat die Geschichte in einem rührenden Video zusammengefasst und veröffentlicht: Zum 40. Formel-1-Jubiläum der Marke bricht Smith im aktuellen Wettbewerbsauto den Altersrekord.
Eine beeindruckende Leistung. Um sie einzuordnen, muss man Formel-1-Autos verstehen. Denn in der Königsklasse funktionieren Fahrzeuge anders als auf der Straße. Einfach langsam fahren geht nicht – kalte Bremsen und Reifen machen die Renner unbeherrschbar. Das erfuhr Ex-Top-Gear-Moderator Richard Hammond vor einigen Jahren - und stellte sich deutlich ungeschickter an als die nette,ältere Dame mit der rasanten Vergangenheit. |