Internetbewertungen sind ein alter, aber guter Hut. Auch beim Autokauf: Ein Autohaus aus Hamm hat als erster Händler auf mobile.de mehr als 1.000 Bewertungen erhalten.
Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Hamm – Vor der Gaststätte „Seilfahrt“ stapelt sich das Laub. Die Rollläden an den Fenstern klappern im Wind. Noch nichts los, zu früh für das erste Bierchen. Nur ein paar Meter weiter auf der Hammer Straße herrscht schon rege Betriebsamkeit, wie jeden Tag zwischen 7 und 20 Uhr. An der Ecke zum Parkplatz winkt Potti, das lebensgroße Maskottchen des Autohändlers Potthoff. Ein großer Händler: 2.765 Autos stehen auf dem Potthoff-Hof in Hamm Bockum-Hövel. Die meisten sind Leasingrückläufer oder Werksdienstwagen von VW, rund 300 sind fabrikfrisch und warten auf ihre Abholer. Vergangenes Jahr verkaufte der Händler insgesamt 14.723 Fahrzeuge. Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de Damit ist Potthoff Deutschlands größtes Einstand-Autohaus. Das bedeutet, dass der Händler nur einen Standort betreibt, abgesehen von einer kleinen Dependance in Hoyerswerda. Bei mobile.de konnte Potthoff als erster Händler seit der Einführung des Bewertungssystems im Februar 2016 die 1.000-Marke bei Kundenrückmeldungen knacken. MOTOR-TALK gehört seit September 2015 zu mobile.de. Von 100 auf 14.000 Autos jährlichWie geht das? Zum einen liegt es am Einzugsgebiet. Hamm klingt nach Kleinstadt, hat aber tatsächlich 180.000 Einwohner. Außerdem grenzt die kreisfreie Stadt ans Münsterland, Westfalen und ans Ruhrgebiet. Im Einzugsgebiet von 50 Kilometern wohnen also viele potenzielle Kunden. Hamm liegt logistisch günstig. Zum anderen liegt es am starken Wachstum der vergangenen 24 Jahre und am Onlinehandel. 1993 beschäftigte das Autohaus nur acht Mitarbeiter, die im Jahr 100 Autos verkauften. „Dann hatte der damalige Geschäftsführer eine Idee. Er wollte wachsen, ohne andere Betriebe zu kaufen, und zwar an einem Standort mit Mitarbeitern aus der Region“, sagt Geschäftsführer Christoph Maaßen. Gelegen kam, dass die Zeche Radbod in Hamm gerade schloss und die Stadt darauf ein Gewerbegebiet ansiedelte. Potthoff griff zu und erweiterte den Betrieb. Heute kümmern sich 325 Mitarbeiter um Autos und Kunden, davon rund 100 im Verkauf und Vertrieb. Das Autohaus Potthoff schaut auf eine lange Geschichte zurück. Schlossermeister Wilhelm Potthoff gründete 1911 eine Ofenrohrfabrik in Hamm, seine Frau führte nach seinem Tod den Betrieb als Geschäft für Haushaltswaren und Zweiräder weiter. Zeitweise war Potthoff der zweitgrößte Horex-Händler Deutschlands. Anfang der 1950er-Jahre kam der Vertrieb von Goggomobil hinzu. Offiziell wurde das Autohaus Willhelm Potthoff am 1. Januar 1956 gegründet, 1957 folgte der Händlervertrag mit Volkswagen, 1972 kamen Audi und VW Nutzfahrzeuge hinzu, 2014 schließlich Skoda. 1978 zog das Autohaus innerhalb von Hamm um, weil mehr Platz gebraucht wurde. Kein Wachstum ohne InternetQuelle: Fabian Hoberg für mobile.deIn Großstädten wäre permanenter Zuwachs kaum möglich gewesen, so viele brachliegende Grundstücke an einem Stück sind in Berlin oder Hamburg selten. Viele ähnlich große Händler betreiben deshalb mehrere Standorte, Potthoff nicht. Warum? „Eine personelle Kompetenz ist an einem Standort besser zu beherrschen als an vielen kleinen Standorten. Vielleicht ist das unser Erfolgsrezept“, sagt Maaßen. Ohne den Onlineverkauf im Internet hätten sie das Wachstum nicht geschafft, ist sich Maaßen sicher. Als er 2002 zum ersten Mal zu einer Schulung übers WWW eingeladen wurde, fragte er sich noch, was er da soll. „Zum Glück habe ich mich damals eines Besseren belehren lassen“, sagt Maaßen. Kurze Zeit später war er einer der ersten Händler, der seine Autos im Netz anbot. Seit 17 Jahren bietet Potthoff seine Fahrzeuge jetzt in den Online-Fahrzeugbörsen an, aktuell sind es rund 2.400 Autos der Marken VW Pkw, VW Nutzfahrzeuge, Audi und seit 2014 Skoda. Die Kunden kommen dadurch auch von weiter her: zum Teil aus dem bayerischen Garmisch-Partenkirchen oder dem europäischen Ausland. Bewertungen sind wichtigDer komplette Verkaufsprozess ist auf diesen Handel optimiert. Sobald die Daten eines Fahrzeugs vorliegen, wird ein Inserat gebucht. Nach der Anlieferung waschen die Mitarbeiter das Auto und bereiten es auf. Danach fährt es durch ein eigenes Fotostudio mit einer durchgehenden Deckenleuchte. So wird jeder Winkel des Autos optimal ausgeleuchtet. Ein Fotograf fertigt von jedem Auto mindestens 15 Fotos nach einem Leitfaden an, insgesamt fotografiert er bis zu 40 Autos pro Tag. Die Fotos werden bearbeitet und landen nachts auf dem Server. Von dort fließen sie in das jeweils passende Inserat. „Die Präsentation ist uns wichtig, das lassen wir professionell machen. Denn nur wenn das Auto ordentlich präsentiert wird, bekommt der Interessent eine genaue Vorstellung vom Auto“, sagt Maaßen. Quelle: Fabian Hoberg für mobile.de So viel zum Wachstum. Wie aber sammelte der Händler so viele Bewertungen? Dem Geschäftsführer sind sie wichtig. „Ich bin der Meinung, dass es eine gute Wertstellung für das Unternehmen ist und auch eine Kaufentscheidung für den Kunden. Denn: Wenn ich weiß, dass der Händler, das Geschäft oder der Verkauf schon viele gute Bewertungen erhalten haben, dann vertraue ich ihm eher als einem, der wenige oder schlechte Bewertungen hat“, sagt Christoph Maaßen. Das koste allerdings Zeit. Nach jedem Kauf erhält der Kunde einen Feedback-Bewertungsbogen per E-Mail oder Post. Die ausgefüllten Bogen landen auf dem Tisch des Geschäftsführers. Der liest sie. „Wir reflektieren die Antworten, bedanken uns bei den positiven Bewertungen und fragen bei negativen Bewertungen sowie Antworten nach, woran es gelegen hat. Nur so können wir uns verbessern“, sagt Maaßen. Problematisch wird es nur bei Pseudonymen im Netz, da sei der Absender manchmal nicht mehr ermittelbar. „Unsere Verkäufer und Kundenberater sprechen aber auch jeden Kunden direkt an und bitten sie, uns zu bewerten“, sagt Maaßen. Worauf man bei Onlinebewertungen achten mussWas ist von Onlinebewertungen beim Autokauf zu halten? Verbraucher-Organisationen wie der ADAC oder die Stiftung Warentest haben noch keine Autoportale und deren Bewertungssysteme getestet. Die Stiftung Wartentest rät aber allgemein bei Onlinebewertungen dazu, sich die auf mehreren Portalen zu informieren, auf die Aktualität und die Anzahl der Bewertungen zu achten. „Der Verbraucher sollte sich immer in der Breite und aus möglichst vielen Quellen informieren. Man muss insgesamt – also bei allen Portalen, bei denen Bewertung von Produkten eine Rolle spielen aufpassen, dass man nicht auf Fake-Bewertungen trifft“, sagt ein ADAC-Sprecher. Fake-Kommentare zu enttarnen, sei nicht so einfach. Ist aber die Sprache auffällig langatmig und klingt werblich, sollte man vorsichtig sein. „Es ist auch verdächtig, wenn die Mehrheit der Bewertungen innerhalb sehr kurzer Zeit abgegeben wurden, speziell wenn es kurz davor eine sehr schlechte Bewertung gab“, sagt ein ADAC-Sprecher. Möglicher Verdacht: Der Händler ist hier selbst aktiv geworden. Das Problem ist, dass Benutzer in der Regel nicht erkennen können, ob wirklich eine Geschäftsbeziehung zwischen Verkäufer und Bewerter zustande kam. „Gebrauchtwagen verkaufen wir überwiegend im Netz, Neuwagen an Kunden aus der Region“, sagt Maaßen. Über Jahre sei bei vielen ein Vertrauensverhältnis gewachsen, da kämen Kunden schon seit Generationen zum „Potti“. Gemessen am Jahresumsatz machen Gebrauchtwagen gut 60 Prozent aus, Neuwagen 30 Prozent. Der Rest sei After-Sales-Geschäft. Das meistverkaufte Modell, wie könnte es anders sein, ist der VW Golf. Ab sofort verschicken wir unsere besten News einmal am Tag über Whatsapp und Insta. Klingt gut? Dann lies hier, wie Du Dich anmelden kannst. Es dauert nur 2 Minuten. |