VON NICOLA WITTENBECHER Beim Thema Lifestyle-Autos mit Retro-Chic spielen Mini, Fiat 500 und Beetle ein hübsches Terzett. Während man in Wolfsburg mit einem einzigen Modell die Nostalgieliebhaber bedient, bauen Mini und Fiat eine ganze Familie um die Erben der Kult-Klassiker herum. Nach dem Cabrio Fiat 500C und der Abarth-Sportversion beglückt der italienische Autobauer nun mit dem Minivan 500L die Herzen der Liebhaber knuffiger Autos. Besonderheit: Der Fiat 500L ist das erste Auto, das sogar Kaffee kocht! Erster Eindruck: Ach wie süß! Irgendwie sieht der große 500er aus wie ein Countryman – und irgendwie sieht er doch, nennen wir es beim Namen, knuddeliger aus. Trotz seiner stattlichen Größe erinnert seine kleine Schnauze an ein schüchternes Mäuschen. Das will nicht so recht passen zum wuchtigen Hinterteil. Ja, „Large“ (dafür steht das L) ist er geworden, der neue fünftürige Bruder des Fiat 500 - und dennoch unverkennbar zur Familie gehörend. Selbst wenn er nicht auf der Panda-Plattform gefertigt wird, sondern auf der des Punto - die Italiener haben es hinbekommen, ihm die 500er Gene zu verpassen. Zwar ausschließlich von vorne, aber ins Gesicht guckt man ja bekanntlich zuerst. Zweiter Eindruck: Oh wie groß! Geht man um den 4,14 Meter langen 500er herum, ist Schluss mit niedlich. Nüchtern und in Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Er ist 60 Zentimeter länger, 15 Zentimeter breiter und 17 Zentimeter höher als die kleine Knutschkugel Cinquecento. Zum Vergleich: Mit diesen Abmessungen überragt der 500L den Fiat Punto um 7 Zentimeter und den Mini Countryman immer noch um 5. Wie bei der bayerischen Konkurrenz kann der 500L nach Lust und Laune individualisiert werden. 333 Farbkombinationen, elf Außenfarben, drei Dachfarben und mehr als 140 Accessoires stehen zur Wahl. (Fast) Platz für eine italienische Großfamilie – oder wie wir Italiener sagen: Per tutti i Bambini! Ja, er bietet Platz! Offiziell als Fünfsitzer angepriesen, genügt der Freiraum vier Erwachsenen für Kopf und Beine. Die Rückbank ist um 15 Zentimeter verschiebbar (optional bestellbar). Zwei knapp zwei Meter große Söhne können zum Basketball gefahren werden, ohne die Beine hinter die Ohren sortieren zu müssen. Der fünfte Insasse möge aber bitte ein echtes Bambino sein, piccolo also, sonst wird’s eng. Sind alle Sitze belegt, bietet er 400 Liter Volumen für das Gepäck. Die Möglichkeit, im Kofferraum zwei Ladeebenen einzuziehen, macht das Verstauen der Einkäufe einfach. Selbst der Transport von Möbeln ist machbar. Zwar muss die Familie dann zu Hause bleiben, aber in dem Fall passt bei umgeklappten Sitzen alles bis 2,40 m Länge ins Auto, sogar ein Kühlschrank. Maximal kann der Kofferraum auf 1.310 Liter Volumen erweitert werden. Die Rückbank kann im Verhältnis 60:40 geteilt umgeklappt werden. Dabei bleiben die Sitze vornüber gerollt schräg hinter den Vordersitzen hängen. Stellt man die Zweckmäßigkeit dieser platzraubenden Lösung in Frage, argumentiert Fiat, dass diese Umklappvariante in Hinblick auf den 2013 erscheinenden Siebensitzer nötig war. Aha! Sehr offen und hell wirkt der Innenraum durch die großen Fensterflächen, gute Rundumsicht inbegriffen. Wem das noch nicht reicht, kann das optionale, mehr als 1,5 m² große Glasdach dazu ordern. Das größte in diesem Fahrzeugsegment übrigens. Due caffè macinato, per favore! Sprechen wir über Kaffee. Im 500L wird der Zwischenstopp für einen schnellen Kaffee unterwegs überflüssig. Als erstes Auto ist er mit voll funktionsfähiger kleiner Kaffeemaschine bestellbar, die in den Cupholder gesteckt wird. Eine Kooperation mit Lavazza macht es möglich. Auch andere Fiat-Modelle können diese speziell für den italienischen Autobauer designte Kaffeemaschine integrieren. Besonderheit beim 500L bleibt, dass die Stromversorgung bereits im Auto integriert ist. Wir wollen fahren, fahren, fahren! Bei der Fahrt mit dem 0,9-Liter-Turbo sind wir überrascht, dass wir den weiterentwickelten (preisgekrönten!) TwinAir Zweizylindermotor als ziemlich holprig wahrnehmen. Der Vergleich mit einer leise vor sich hin ratternden Nähmaschine wird gerne bemüht – weil er trifft. Man hört es kaum, aber fühlt es. Insgesamt hängt er gut am Gas, ermöglicht kleine Sprints und bremst direkt. Das hat nichts vom Go-Kart-Feeling eines Minis, aber man swingt fröhlich durch den Stadtverkehr und hat gute Laune. Was soll er kosten - und wann kommt er? Die Preise für Deutschland will Fiat für den 500L noch nicht verraten. In Italien weiß man mehr. Dort kann sich der geneigte Käufer mindestens 15.500 Euro beiseitelegen, in Deutschland wird man wohl 500 Euro mehr ausgeben müssen. Im Vergleich zum Mini Countryman immer noch sehr günstig. Der kostet mindestens 4.000 Euro mehr. Ab dem 20. Oktober steht der Fiat 500L bei den Händlern. Neben zwei Benzinern mit 95, bzw. 105 PS wird ein Turbodiesel mit 85 PS in der Startaufstellung sein. Ein 1,6-Liter-Diesel ist geplant, Hybrid- oder Elektroversionen hingegen nicht. Erdgas- und LPG-Modelle sind für 2013 angedacht, ebenso eine Version mit dritter Sitzreihe sowie ein Crossover Modell. Würde sich da nicht die Bezeichnung 500XL anbieten? Wir wissen es nicht. Wir munkeln nur. Der einfache Diesel: Modell: Fiat 500L 1.3 Multijet Motor: 1,3-Liter-Vierzylinder Getriebe: Fünfgang, manuell Leistung: 85 PS Verbrauch: 4,2 Liter/100 km (kombiniert) CO2: 110 g/km 0 – 100 km/h: 14,9 Sekunden Höchstgeschwindigkeit: 165 km/h Länge x Breite x Höhe: 4,14 m x 1,78 m x 1,66 m Kofferraum: 400 Liter Preis: noch nicht für Deutschland erhältlich Marktstart: 20. Oktober 2012 Der sparsame Starke: Modell: Fiat 500L 0.9 TwinAir Motor: 0,9-Liter-Zweizylinder Turbo TwinAir Getriebe: Sechsgang, manuell Leistung: 105 PS Verbrauch: 4,8 Liter/100 km CO2: 112 g/km 0 – 100 km/h: 12,3 Sekunden Höchstgeschwindigkeit: 180km/h Länge x Breite x Höhe: 4,14 m x 1,78 m x 1,66 m Kofferraum: 400 Liter Preis: noch nicht für Deutschland erhältlich Marktstart: 20. Oktober 2012
Quelle: MOTOR-TALK |
verfasst am 05.07.2012
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