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Neue Mercedes E-Klasse 2016: Erste Einblicke - Dieser Mercedes schützt sogar die Ohren

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Die nächste E-Klasse kommt erst im Frühjahr 2016 auf den Markt. Schon jetzt gewährt Mercedes ein paar Einblicke und zeigt uns Dinge, die wir bisher nicht vermisst haben.

Stuttgart – Plötzlich verstummt die E-Gitarre, der Double-Bass verschluckt sich. Stattdessen kommt ein lautes Rauschen aus den Lautsprechern. Der Fahrer erschrickt. Gut so. Er soll sich erschrecken – und bremsen. Das Rauschen soll das Ohr unterdessen auf den bevorstehenden Aufprall vorbereiten. Denn der Muskel Stapedius zieht sich bei lauten Geräuschen reflexartig zusammen. Das verändert kurzzeitig die Ankopplung des Trommelfells an das Innenohr, und es wird besser gegen hohe Schalldrücke geschützt. Wer einmal explodierende Airbags gehört hat, wird das neue „Pre-Safe Sound“ von Mercedes zu schätzen wissen.

Der schwäbische Hersteller scheint viel Wert auf Elektronik zu legen, auf Mechanik weniger. Über Motoren und Antriebe der neuen E-Klasse verrieten die Entwickler vorerst kein Wort. Dafür umso mehr über weitere Assistenzsysteme. Neben dem Ohrschutz tüfteln die Ingenieure an aufblasbaren Vordersitzen. Droht eine seitliche Kollision, pumpt sich die äußere Wange ruckartig auf und kneift dem Passagier heftig in die Seite. Dadurch rückt er automatisch in die Mitte und vergrößert den Abstand zur Tür und damit zur Kollision. „Pre-Safe Impulse Seite“ heißt das im Mercedes-Jargon.

Künftige Sicherheitssysteme können nachgerüstet werden

Für Fondpassagiere adaptiert Mercedes den aus der S-Klasse bekannten Airbag-Gurt „Beltbag“. Der ist weicher und breiter als ein Seriengurt – und bläst sich bei einem Unfall zu einer dicken Wurst auf. Für mehr Komfort und Bewegungsfreiheit sorgt ein Rückzugsautomat, bei Mercedes Gurttragekomfort-Kassette genannt.

Damit künftig neue Sicherheitssysteme integriert werden können, änderte Mercedes die Elektrik- und Elektronik-Fahrzeugarchitektur. Dr. Michael Hafner, Leiter Fahrerassistenzsysteme bei Mercedes, spricht von einem offenen, zentralen Nervensystem, das die Komponenten steuert. So ließen sich neue Sicherheits-Features später einfach in den Verbund integrieren. Das Ziel: möglichst bald ein vollautonom fahrendes Auto anbieten zu können. Dafür hat die E-Klasse Ultraschallsensoren, Kameras, Multi-Mode-Sensoren, Leitwinkelsensoren und eine Stereokamera an Bord.

Mittels einer stärkeren Anbindung ans Internet werden weitere Dienste möglich. Eine Kamera erkennt schon beim aktuellen Modell Verkehrszeichen. Künftig kommen die Infos auch von aktuellen Karten des Navigationssystems. Das kann noch mehr: In Verbindung mit „Comand Online“ schützt der „Geschwindigkeitslimit-Pilot“ vor Knöllchen. Er erkennt das erlaubte Tempo und regelt selbständig die Geschwindigkeit runter. Blitzerfotos adé.

Auch die Gemeinschaft wird einbezogen: Künftig warnen sich E-Klasse-Fahrer untereinander vor Gefahrenstellen. Mercedes integriert die Car-to-X-Kommunikation in das optionale „Comand Online"-Navisystem. Dabei erkennt das Fahrzeug über Sensoren kritische Situationen wie Pannen, Unfälle, Starkregen, Nebel und Schleuderunfälle. Die Daten schickt das System an einen Backend-Server von Mercedes, der diese aufbereitet und an Fahrzeuge in der Nähe der Koordinaten sendet.

Die Daten werden anonymisiert und verschlüsselt. Meldungen wie „Achtung! Unfall voraus!“ erscheinen dann im Monitor. „Das sogenannte KOM-Modul lässt sich in alle anderen Baureihen integrieren“, sagt Christoph von Hugo, Entwickler bei Mercedes. Grundsätzlich stehe die Technik auch allen anderen Herstellern zur Verfügung. Mercedes hofft sogar, dass sich andere Marken an der Idee beteiligen, sodass künftig ein großer intelligenter Schwarm von Autos entsteht.

Das kann die E-Klasse ab 2016

Bis es soweit ist, soll die E-Klasse mit weiteren Assistenten ihre Insassen schützen. Der aktive Bremsassistent reagiert bei Fußgängern, vor Stau-Enden und an Kreuzungen. Der Ausweich-Lenk-Assistent hilft beim plötzlichen Ausweichen, berechnet die Lenkung und unterstützt das Manöver mit zusätzlicher Kraft.

Mehr Fahrkomfort bietet die neueste Version des aktiven Tempomats „Distronic Plus“. Die funktioniert in der E-Klasse bis 200 km/h und unterstützt die Lenkarbeit. Die weiterentwickelte Stereo-Multi-Purpose-Kamera und neue Radarsensoren geben bis 130 km/h Infos an den sogenannten „Lenk-Piloten“. Durch die besseren Daten arbeitet das System nun auch ohne sichtbare Fahrbahnmarkierungen, also bei schlechten Straßen, Nebel oder Schnee.

Fürs Zu- und Aufsperren benötigt der Fahrer künftig keinen Schlüssel mehr. Smartphones mit „Near Field Communication(NFC)“-Technik werden einfach an den Türgriff gehalten und der Benz entriegelt sich. Liegt das Handy in der Ladeschale, wird das Auto per Start-Knopf gestartet.

Auch im Parkhaus wird die E-Klasse mehr können als andere Modelle des Hauses. Bei engen Parklücken zücken E-Klasse-Fahrer künftig nur ihr Smartphone. Beim autonomen „Remote Park Pilot“ misst der Benz automatisch Parklücken – längs und quer. Der Fahrer kann mit Hilfe einer speziellen App und einer Kreisbewegung auf dem Monitor den Wagen einparken lassen. Beschleunigen und Bremsen geschieht automatisch, der Smartphone-Besitzer muss nur im Bluetooth-Bereich von drei Metern beim Auto stehen. Denn trotz der neuen Helferlein: Verantwortlich für das Auto bleibt weiterhin der Fahrer.

So sieht die neue Mercedes E-Klasse ungetarnt aus, und das wird sie kosten.

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