Köln – Dieses Auto darf nicht in die Waschstraße. Ein Aufkleber auf der Heckscheibe sagt das. Der Grund sieht aus wie ein gewaltiger Flügel. Ähnlich denen, die in verblassten Tuning-Katalogen aus den 80er-Jahren angepriesen werden. Ein Flügel, der Autos leicht lächerlich aussehen lässt – aber zu diesem Nippon-Renner passt.
Nissan 370Z Nismo: Bessere Technik unter breiterem Blech
Die Designer des Nissan 370Z Nismo haben sich von der japanischen Tuning-Szene und Filmen der „Fast and Furious“-Reihe inspirieren lassen. Gemeinsam mit dem Spoiler zählen Frontschürze, Die Instrumente des Nissan 370Z Nismo Quelle: Nissan
Seitenschweller, Diffusor und Radlaufverbreiterungen zu den Auffälligkeiten des Nismo-Modells. Nismo, das steht für Nissan Motorsport und bedeutet, die Autos fahren wirklich schneller ums Eck. Aber nicht zwingend schneller geradeaus.
Das Nismo-Paket wirkt von vorne schick, von der Seite sportlich und von hinten prollig – auch wegen der beiden Auspuff-Endrohre mit je zwölf Zentimetern Durchmesser. Der große Heckspoiler versperrt den Blick auf den Hintermann fast vollständig. Geschenkt, der 370Z galt noch nie als Auto mit guter Rundumsicht.
Doch das Nismo-Paket soll den japanischen Flitzer ja rasanter machen. Und sonst nichts. Ergo galt die Arbeit der Motorsportler der Fahrdynamik des Autos. Dazu bauten die Technik härtere Dämpfer und zusätzliche Karosserieversteifungen ein. Mit Sportauspuff und neuer Motorabstimmung auf Kraftstoff mit 98 Oktan steigt die Leistung des Triebwerks. Der Sechszylinder leistet jetzt 344 PS und 371 Newtonmeter – 16 PS und 5 Newtonmeter mehr als der Serienblock. Nicht viel im Turbo-Zeitalter, aber ok für einen Saugmotor.
Etwas schneller und viel klangvoller
Die zusätzliche Leistung fällt beim Fahren kaum ins Gewicht. Der Nismo sprintet in 5,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und spart somit eine Zehntelsekunde ein. Im unteren Drehzahlbereich zieht der 3,7-Liter-Motor marginal besser, erst mit der Drehzahl kommt die Leistung.
Den Sprint von 0 auf 100 km/h erledigt der Nismo in 5,2 Sekunden Quelle: Nissan
Das geschieht jenseits der 4.000 Umdrehungen. Und es hört und fühlt sich so schön an, dass man selbst bei 7.500 Touren noch weiter drehen möchte. Doch der rote Bereich und ein Shiftlight mahnen zum Gangwechsel. Kurz darauf wird der Zeiger jedoch wieder in diesen Bereich gelockt, Motorsound und Gasannahme funktionieren einfach zu sehr wie ein Opiat. Das kann kein Turbolader-Aggregat. Und erst recht kein Sound-Aktuator.
Ruppig und dick, aber angenehm straff
Leider hemmt die ruppige Kupplung die Freude am Beschleunigen. Selbst mit viel Gefühl kommt nur selten ein sanfter Kraftschluss zustande. Beim Runterschalten kaschiert die Elektronik die gefühllose Kupplung - sie passt die Drehzahl an den niedrigen Gang an. Das klingt sportlich und verhindert spontane Lastwechsel des Motors.
Selbst in der Nismo-Variante trägt der 370Z zu viel Speck an den Hüften. 1.610 Kilogramm sind zu viel für ein zweisitziges Sportcoupé. Immerhin verteilt sich die Masse des 370Z Nismo fast perfekt: Auf der Vorderachse lasten 53, auf der Hinterachse 47 Prozent des Gesamtgewichts.
Der Nissan lenkt direkt, bleibt lange neutral und liegt unglaublich steif auf der Straße. Nur gezielt provoziert kommt das Heck rum. Sonst bleibt der Japaner mit elektronischen Bremsen und Sperrdifferenzial sicher in der Spur. Den angegebenen Durchschnitts-Verbrauch von 10,6 Litern pro 100 Kilometer erreicht das Coupé nicht einmal im Ruhe-Modus. Bei normaler Fahrweise fließen 12 bis 13 Liter pro 100 Kilometer in die Brennräume.
Nissan 370Z Nismo: 12.000 Euro Aufpreis
Bitte nur Handwäsche: Der Spoiler ist zu groß für viele Waschanlagen
Erst kürzlich senkte Nissan den Einstiegspreis des 328 PS starken Basis-370Z auf 32.900 Euro. Damit verkaufen die Japaner den günstigsten Sportler in dieser Leistungsklasse.
Im Vergleich dazu wirkt das Nismo-Paket teuer: Das 370Z-Topmodell kostet 12.000 Euro Aufpreis. Neben Leistungssteigerung und Bodykit liefert Nissan Tempomat, Nismo-Sportsitze, Alcantara-Lenkrad, Navi mit Bose-Soundsystem und 19-Zoll-Räder. Weitere Extras gibt es nicht.
Noch teurer aber auch viel schneller wird es nächstes Jahr. Dann feiert Nismo sein 50-jähriges Bestehen. Die Japaner bringen zu diesem Anlass eine Nismo-Version des Traditions-Sportlers GT-R auf den Markt. Genaue Daten und Preise sind noch geheim.
Bedingt waschanlagentauglich
Am Ende des Tages relativiert ein Pressesprecher übrigens den Warnhinweis auf der Heckscheibe: Zwar könnten manche Waschbürsten sich im Flügel verfangen und Auto oder Waschanlage beschädigen. Doch: „Wir sind mit dem Nismo aber schon durch Waschanlagen gefahren. Es ist alles gut gegangen.“ Am besten sollte man vor der Wäsche den Waschanlagen-Betreiber nach seiner Einschätzung befragen.
Technische Daten Nissan 370Z Nismo
- Motor: 3,7-Liter-Sechszylinder
- Leistung: 344 PS
- Drehmoment: 371 Nm
- 0 - 100 km/h: 5,1 s
- Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (begrenzt)
- Verbrauch: 10,6 l/100 km
- CO2: 248 g/km
- Gewicht: 1.610 kg
- Länge x Breite x Höhe in m: 4,41 x 1,87 x 1,31
- Preis: 44.900 Euro
- Marktstart: ab sofort bestellbar
Quelle: MOTOR-TALK