Audi verpflanzt die Technik des RS6 in den A7: Mit 560 PS fährt das viertürige Coupé 305 km/h schnell, gibt sich äußerlich aber vergleichsweise schlank. Ein Fahrbericht.
Neckarsulm – Eigentlich habe ich mir vom Audi RS7 mehr erhofft. Ausgerechnet der schönste Ingolstädter verzichtet auf die typischen RS-Merkmale: Ihm fehlen die dicken Backen. Nur Schürzen und Schweller erzählen von Leistung im Überfluss, geschwärzte Scheinwerfer blicken böser als die des Serien-Pendants. Doch die wunderbar unvernünftige RS-Verbreiterung haben die Ingenieure gestrichen, den Fahreigenschaften zuliebe. Radhäuser im RS6-Format würden an der Waschanlage anecken, Felgen mit niedrigerer Einpresstiefe die Fahrdynamik verschlechtern, erklärt mir ein Techniker. Denn der A7 ist schon im Serientrimm fast so breit wie der RS6. Audi RS7: RS6-Technik im A7Quelle: Audi Geschenkt – unter dem schlanken Blech steckt schließlich das, was ihn zum RS7 adelt. Die Technik entstammt vollständig dem RS6: Bremsen, Antriebsstrang, Achtgang-Automatik und der 4,0-Liter-V8 mit zwei innenliegenden Twinscroll-Turboladern kommen vom großen Bruder. Deshalb fährt der RS7 genauso schnell. 560 PS und 700 Newtonmeter beschleunigen die Limousine mit Coupé-Linien in 3,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Die Höchstgeschwindigkeit hängt von Geldbeutel und Mut des Fahrers ab. Serienmäßig bremst die Elektronik bei 250 km/h, gegen Aufpreis erst bei 280 oder 305 Stundenkilometern. Das Hochgeschwindigkeitspaket kostet 11.400 Euro und enthält Keramikbremsen, Dynamiklenkung, Sperrdifferenzial und ein modifiziertes Fahrwerk. Neue Karosserie für bekanntes FahrverhaltenQuelle: Mathias Lillge Was sich auf dem Papier so sehr gleicht, unterscheidet sich auch nicht auf dem Asphalt. Der RS7 beschleunigt enorm, lenkt direkt, federt straff und bremst stark – genau wie sein Vorbild. Die marginal schlechtere Gewichtsverteilung von 56 zu 44 Prozent fällt beim Fahren nicht auf, die variable Verteilung der Kraft und der permanente Allradantrieb verhindern Unter- und Übersteuern. Für 950 Euro Aufpreis gleicht das dynamische Sportfahrwerk Wankbewegungen in schnellen Kurven aus. Das fühlt sich bei zügigen Landstraßen-Fahrten sehr sportlich an, verschmälert aber in Extremsituationen den Grenzbereich. Audi RS7: Theoretisch sparsamZugegeben: Solche Situationen lassen sich abseits von Rennstrecken kaum provozieren. Trotz zwei Tonnen Leergewicht zirkelt der RS7 sauber um jede Kurve. Leistung und Fahrwerksabstimmung machen Quelle: Audi ihn leichtfüßig und gutmütig. Nur das Gaspedal reagiert sensibel. Neigt sich der rechte Fuß ein paar Millimeter zu weit nach vorne, stürmt der RS7 nach einem Gedenk-Moment rasant dem Horizont entgegen. Oft viel vehementer, als es eigentlich geplant war. Mit viel Gefühl im Fuß und der Vernunft im Kopf bewegt sich der RS7 gediegen und sanft, nie langsam und stets untermalt von feinem Grollen des Achtzylinders. Die entspannte Fahrt senkt den Verbrauch auf 13 Liter, im Spaßmodus verdoppelt sich der Wert. Im NEFZ-Traumland soll der RS7 nur 9,8 Liter trinken – eine unmögliche Aufgabe, wenn man sich nur im Geringsten für Autos und Motoren begeistert. Markteinführung: 4. Quartal 2013Der Audi RS7 startet zum Jahresende – ein halbes Jahr nach dem RS6 Avant. Der Verzicht auf Kofferraum und Platz im Fond ist erstaunlich teuer: 5.100 Euro Aufpreis kostet der elegantere Oberklassen-RS, insgesamt 113.000 Euro. Dafür sind einige Extras ein paar 100 Euro günstiger. Audi RS7 Sportback: Technische Daten
Quelle: MOTOR-TALK |