Den Nordschleifen-Rekord ist der Honda Civic Type R los. Aber es gibt noch andere Rennstrecken. Auf dem Hungaroring fuhren wir den 310-PS-Civic und seine Vorgänger.
Budapest - 310 PS sind viel. Erst recht, wenn sie nur an der Vorderachse zerren. Dass man damit die schnellste Runde eines frontgetriebenen Modells auf der Nordschleife hinlegen kann, hat der Honda Civic Type R als Prototyp eindrucksvoll bewiesen. Sieben Minuten, 50 Sekunden und 63 Hundertstel zeigte die Stoppuhr, als der kompakte Renner aus Japan die Ziellinie überquerte. Inzwischen wurde die Bestzeit zwar von VW schon wieder unterboten, doch Honda geht trotzdem weiter auf Rekordjagd auf anderen europäischen Rennstrecken. Silverstone, Spa-Francorchamps, Monza, Estoril und Budapest standen auf der Liste. In Monza (Italien) wurde mit 2:35 Minuten die Bestzeit der Alfa Romeo Giulietta unterboten. Die jüngste Erfolgsmeldung kommt aus Ungarn, wo Norbert Michelisz bei seinem Heimspiel den 4,38 Kilometer langen Hungaroring in 2:10,85 Minuten umrundete und damit den Ford Focus RS vom Thron gestoßen hat. Selbstversuch im Type RQuelle: HondaMichelisz war mit einem Serien-Type-R (ab 35.350 Euro) unterwegs. Der wird von einem zwei Liter großen Vierzylinder-Turbo angetrieben, Sprintzeit: 5,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 270 km/h. Die Herausforderung an die Honda-Ingenieure: Mittels Mechanik und regelnder Elektronik zu verhindern, dass Motor und Sechsgang-Getriebe die Vorderachse überfordern. Klar, die Räder durchdrehen zu lassen ist ein Kinderspiel. Aber wer etwas Geschick in den Füßen hat, schafft einen schnellen Start ohne allzu viel Reifenabrieb. Selbstversuch auf dem ungarischen Formel-1-Kurs - ohne Rekord-Ambitionen. Der Instruktor gibt die Anweisungen: Vollgas, hochschalten, runterschalten, bremsen, fester bremsen, stärker einlenken. Im Stakkato kommen die Befehle, gefühlt wird die Teerpiste immer schmaler. Dass hier ein Turbo im Spiel ist, merkt man kaum: Der Motor hängt ausgesprochen direkt am Gas. Zum Sauger fehlt ihm nur der Sound. Für Stabilität sorgt neben dem Fahrwerk auch ein übergroßer Spoiler Marke Frittentheke. Trotz des Zusatz-Abtriebs reicht ein kleiner Fahrfehler, und schon schiebt der Honda über die Vorderräder. Bremsen, der Instruktor wischt sich den Schweiß von der Stirn. Wir schauen gespannt auf die Uhr: knapp über zweieinhalb Minuten. Gar nicht mal so schlecht. Dazu hätte es nicht unbedingt den neuesten Type R gebraucht. Das wird deutlich, als wir die gleiche Runde mit zwei Vorgängern fahren. Der jüngere wurde zwischen 2007 und 2010 gebaut und leistete "nur“ 201 PS - allerdings ohne Turbolader. Das reicht aus, um auf der Rennstrecke genauso viel Spaß zu haben - und in manchen Kurven über das Ziel hinauszuschießen. Spürbar werden allerdings die Fortschritte, die beide Generationen bei Fahrwerk und Lenkung trennen. Der aktuelle Type R fühlt sich um ein Vielfaches direkter und präziser an. Auch der älteste Civic macht viel SpaßDas dritte Versuchsmodell aus dem Bauzeitraum 2001 bis 2005 leistet ebenfalls 200 PS. Deutliche Defizite offenbart es jedoch beim Verzögern. Der Bremspunkt muss deutlich nach vorn verlagert werden. Das Getriebe quittiert zu ruppige Gangwechsel außerdem mit einem unschönen Knirschen, das sogar den Motor übertönt. Nein, damit würde Michaelisz seine Rekordzeit vermutlich nicht wiederholen können. Spaß macht der zwölf Jahre alte Civic aber genauso. Und mit deutlich unter 10.000 Euro ist dieser Type R ein erschwingliches Tracktool. Das Angebot bei mobile.de ist allerdings begrenzt: Eine Suche ergibt derzeit nur 32 Angebote, die meisten mit hohen Laufleistungen. |