Der Carsharing-Markt ist in den Städten umkämpft. Die BMW-Tochter Drive Now hat trotzdem eine Preiserhöhung durch die Hintertür angekündigt, wirksam ab 12. September.
Berlin – Wer schaut sich Emails mit neuen „Allgemeinen Geschäftsbedingungen“ (AGB) schon bis ins letzte Detail an? Nutzer des BMW-Carsharings „Drive Now“ hätten das kürzlich vielleicht tun sollen. Per Mail vom 29.08.2016 kündigte der Carsharing-Anbieter an, künftig bei jeder Fahrt ein 1-Euro-Schutzpaket verpflichtend für alle Fahrten zu machen. Bisher konnte es hinzugebucht werden. Das entspricht einem kräftigen Dreh an der Preisschraube: Jede Fahrt wird damit pauschal einen Euro teurer als bisher – egal wie lange man unterwegs ist. Eine übliche viertelstündige Fahrt wird damit knapp 20 Prozent teurer. Die Änderung im Überblick:
Nach und nach merken die Nutzer, was die AGB-Änderung mit sich bringt. Auf der Facebook-Seite von Drive Now häufen sich die Beschwerden. Noch bis zum 11. September gilt das alte Tarifmodell, dann kassiert Drive Now die neue Pflichtpauschale. Drive Now: Zahl der Bagatellschäden stark gestiegenZwar meldet Drive Now seit Ende 2014 Gewinne. Gleichzeitig steigen jedoch die Kosten. Damit begründet das Joint Venture von BMW und Sixt den unpopulären Schritt: Auf Nachfrage von MOTOR-TALK nennt eine DriveNow-Sprecherin „überdurchschnittlich gestiegene Bagatellschäden“ als Hauptgrund für die Einführung der Pflichtversicherung und sieht "zweckgebundene Preiserhöhung" als "nötigen Ausgleich". Wie viele Kleinstschäden an den Carsharing-Autos entstehen, konnte die Sprecherin nicht sagen. Die Mehreinnahmen lassen sich dagegen beziffern: Deutschlandweit absolvieren Drive-Now-Autos etwa 500.000 Fahrten im Monat. Aufs Jahr gerechnet ergeben sich damit Mehreinnahmen von rund sechs Millionen Euro. Nachteil für Firmenkunden und VielnutzerIn der Vergangenheit veranlasste Drive Now bei kleinen Schäden meist keine Schadensmeldung. Denn dem einzelnen Nutzer ist der Schaden kaum nachzuweisen, wenn er ihn nicht selbst meldet. Mehr Sicherheit bringt die neue Pflichtversicherung für Gelegenheitsnutzer. Vielnutzer profitieren dagegen kaum von der Versicherung, selbst wenn Drive Now Schäden künftig konsequenter melden sollte. Externe Versicherer bieten günstigere Möglichkeiten, den Selbstbehalt zu versichern. Wer solch eine Versicherung abgeschlossen hat, zahlt nun doppelt. Auf Firmenkunden kommt ein erhöhter Aufwand zu. Statt einmal monatlich Minutenpakete abzurechnen, erhalten sie nun für jede Fahrt eine separate Rechnung über einen Euro - wenn nicht die jährliche Pauschale in Höhe von 99 Euro gewählt wurde. Für die meisten Unternehmensbuchhaltungen keine attraktive Perspektive. |