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Fahrbericht Ducati Multistrada - Ducati hängt seine neue Multistrada am Himmel auf

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„Skyhook“ heißt die größte Neuerung bei der neuen Ducati Multistrada. Mit dem semi-aktiven Fahrwerk schwebt die 1200 S über den Dingen.

Von Ralf Bielefeldt

Eine Duc muss eigentlich rot sein Eine Duc muss eigentlich rot sein Bilbao ist eine verdammt schöne Stadt. Von der Autobahnbrücke geht es direkt in die blitzblanke City. Am Stadteingang funkelt das futuristische Guggenheim-Museum in der Sonne. Und hinterm „Gran Hotel Domine“ fauchen die Testastretta-Motoren. Zumindest heute.

Wenn 30 Ducati Multistrada mehr oder weniger zeitgleich auf den Startknopf drücken, hält es keinen Anwohner im Bett. Mit Handys und Digitalkameras hängen sie an den Fenstern, einige klatschen, fast alle grinsen. Männer in bunten Lederklamotten, mit Helmen auf dem Kopf, lassen die Motoren dröhnen, toll. Eine Ducati klingt geil, ab 15 Ducatis vibrieren die Scheiben, bei 30 ist man froh, wenn sie endlich losfahren.

Zweite Generation des Zweizylinders

Der Autor auf Ducati Multistrada Der Autor auf Ducati Multistrada Losfahren – das geht bei der neuen Ducati Multistrada jetzt so einfach wie bei einem Automatik-Roller. Mit dem überarbeiteten Testastretta-11°-DS-Motor läuft „die Multi“ harmonisch und rund wie eine BMW. Mit 40 km/h im dritten oder vierten Gang durch die Gassen cruisen – kein Problem. Das andere Extrem – Vollgas und ab durch die Mitte – funktioniert Ducati-typisch immer noch in atemberaubender Manier. Sehr lässig, dieser Motor.

Der überarbeitete 1.200-ccm-Zweizylinder setzt jetzt auf Dual-Spark-Technik (zwei Zündkerzen pro Zylinder). Das Gemisch wird in einem breiteren Strahl gezielt auf die heiße Rückseite des Einlassventils eingespritzt, das ermöglicht eine gleichmäßigere, effizientere Verbrennung und reduziert die Vibrationen. Mit dem höheren Drehmoment (125 statt 119 Newtonmeter) geht es jetzt noch ein bisschen früher – und vehementer – zur Sache.

Exakte Beschleunigungs- und Vmax-Angaben sind bekanntlich immer so eine Sache bei Motorrädern, beides hängt letztlich vom Gewicht des Fahrers ab. „Knapp drei Sekunden auf 100“ kann man sicher gelten lassen, rund 250 km/h Spitze (ohne Koffer und Beifahrer) auch. Ausprobieren konnten wir es nicht: Auf Spaniens Autobahnen gilt Tempo 120, und in den baskischen Bergen sind Highspeed-Fahrten noch weniger angesagt.

Multistrada: Guckt böse Multistrada: Guckt böse

Fahrwerk im Maserati-Stil

Dafür kann dort die neue Ducati Skyhook Suspension (DSS) ihre Stärken ausspielen. Das semi-aktive Fahrwerk (bekannt vom Maserati Quattroporte) passt die Dämpfer mittels unterschiedlicher Sensoren in Millisekunden an den Fahrbahnzustand an.

Das soll für ein Fahrgefühl sorgen, als gäbe es einen Haken am Himmel (engl.: „a hook in the sky“), an dem das Bike aufgehängt wurde. Der Fahrer sitzt „entkoppelt“ auf seiner breiten Sitzbank, während unter ihm die Räder und Stoßdämpfer munter arbeiten. Und in der Tat: Das funktioniert relativ gut.

Auf topfebenen Autobahnen und Landstraßen springt einen der Unterschied zum Vorgängermodell (mehr als 25.000 Mal verkauft) jetzt nicht unbedingt an. Auf den buckeligen Serpentinen im Hinterland von Bilbao (Nordspanien) konnte das Zauberfahrwerk dafür voll überzeugen. Gleiches gilt für die Bosch-Brembo-Bremsanlage und das serienmäßige Fahrelektronik-Paket. ABS und DTC (Ducati Traction Control, achtstufig) gibt es serienmäßig. Beides stammt samt Felgendesign vom Superbike 1199 Panigale.

Wahlweise volle 150 oder nur 100 PS

Wie gehabt bietet die Ducati Multistrada vier Fahrmodi und zwei Leistungsstufen: Touring und Sport entfesseln die volle Italo-Power – 150 PS. Urban und Enduro drosseln das Temperament auf 100 PS. Auch die hundert „Cavalli“ sind Immer noch mehr als genug. Das meistverkaufte Modell dieser Klasse, die BMW R 1200 GS, hat bislang nur zehn PS mehr.

Über die Landstraße Über die Landstraße Mit der Präsentation der neuen GS-Generation auf der Intermot in Köln (3.-7. Oktober 2012) mag sich das ändern. Dort debütiert neben der Ducati auch die neue KTM 1190 Adventurer (ab Februar 2013) – wie die Multistrada mit 150 PS und 125 Nm.

Die Latte liegt also hoch. Wie das Preisniveau. Einziger Trost: Alles bleibt beim Alten. Die herkömmlich gefederte Multistrada 1200 kostet weiterhin 15.490 Euro. Die 1200 S Touring (DSS, Seitenkoffer) gibt es ab 18.490 Euro, das sportliche Topmodell 1200 S Pikes Peak (2,5 kg leichter durch Carbon-Teile) ab 20.990 Euro.

Neu im Programm ist die Multistrada 1200 S Granturismo (ab 19.990 Euro). Wie alle S-Modelle bietet sie u.a. beheizbare Griffe und elektronische Sachs-Federlemente. Obendrauf kommen Komfort-Zutaten wie mehr Stauraum (Seitenkoffer plus Topcase), größerer Windschutz und höherer Lenker.

Ducati Multistrada Tagfahrlicht Ducati Multistrada Tagfahrlicht

LED-Scheinwerfer wie bei Premium-Autos

Der absolute Hammer ist das serienmäßige, taghelle LED-Abblendlicht, das in der Ducati 1199 Panigale Weltpremiere feierte. Bei der Multistrada arbeitet jetzt nur noch das Fernlicht mit herkömmlicher (Halogen-)Technik. Tagfahrlicht, Blinker und Rücklicht sind ebenfalls LED-bestückt.

Zutaten wie in der automobilen Oberklasse, schlüsselloses Starten inklusive – so dürfte das Italo-Kultbike Neu-Eigner Volkswagen Spaß machen. Ducati gehört innerhalb der Audi-Gruppe zu Lamborghini und soll dort den Flottenverbrauch drücken. Ein Anfang ist gemacht: Der Verbrauch der Multistrada bei konstant 90 km/h wurde um zehn Prozent gesenkt. Viel mehr als 200 Kilometer schafft man dennoch nicht mit einer Tankfüllung (20 Liter). Der Verkauf startet im Dezember 2012.

 

 

Quelle: MOTOR-TALK

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