Ja, auch Inkas und Lamas gibt es in Peru. Mit der Land Rover Experience Tour waren wir aber wegen Hochland und Dschungel da. Stattdessen sahen wir Wüste und Pazifik.
Quelle: Land Rover/Craig Pusey Pisco, Peru – Am Nachmittag endet die Fahrt nach fast acht Stunden. Wir sind nicht die ersten, deren Pläne sich abrupt ändern. Ein Reisebus steht auf dem Schotterweg, zwei klapprige Familienkarren und ein Motorradfahrer warten bereits. Der Weg ist blockiert. Erdrutsch, vor etwa zwei Stunden. Das kommt häufiger vor im Dschungel. Seltener um diese Jahreszeit. Eigentlich regnet es um diese Jahreszeit auch seltener. Dem peruanischen Regenwald ist Statistik egal. Er blockiert den einzigen Pfad durch den Dschungel, der zu unserem Etappenziel in Satipo führt. Land Rover Experience Tour 2017: Zwei Wochen PeruQuelle: Land Rover/Craig Pusey Aber ums Abenteuer geht es ja schließlich bei der Land Rover Experience Tour. Wo bliebe das, wenn alles immer glatt liefe? Alle zwei Jahre veranstalten die Briten diese Safari durch entlegene Winkel der Erde. Vor zwei Jahren war Australien das Ziel, davor die Seidenstraße. Dieses Jahr geht es im kürzlich vorgestellten Land Rover Discovery durch Peru. Sechs junge Leute, die sich unter 35.000 Bewerbern durchgesetzt hatten, durften mitfahren. Ab dem Frühjahr bietet die Land Rover Experience eine ähnliche, 11-tägige Reise für Touristen an. Zum Preis von 4.900 Euro pro Person im Doppelzimmer. Für Land Rover ist das wichtige Arbeit am Image. Die Marke funktioniert nicht zuletzt, weil sie für Gelände und Abenteuer steht. Selbst ein Luxus-SUV wie der Range Rover kann mehr im Gelände als fast alle seine Fahrer. Und mehr als er je können muss. Land Rover lebt von der Möglichkeit, jederzeit die ganz große Abenteuerfahrt zu ermöglichen. Peru bietet dafür alles: Küste, Wüste, Hochland, Dschungel. Man braucht kaum mehr als eine Tagesreise, um von der „Costa“ mit ihren riesigen Sanddünen durch die bis zu 6.700 Meter hohen Anden in den Dschungel zu kommen. Der Dschungel will uns nicht durchlassenQuelle: Land Rover/Craig Pusey Hier geht es jedenfalls nicht weiter. Die Wege sind aufgeweicht, der Rio Eno, den wir hätten überqueren müssen, führt zu viel Wasser und würde den Konvoi forttragen. Wir drehen um und fahren zurück zum Ausgangspunkt. Als wir in die Discovery steigen, ist es schon dunkel. Rund acht Stunden Hinweg umsonst, genauso lange geht es nun zurück. Über schmale Schotterwege durch den Urwald, über ausgeschlagene Pisten durchs Hochland und über Landstraßen mit waschtonnengroßen Schlaglöchern. Nochmal rauf auf 4.500 Meter, und wieder runter bis auf etwas über 3.000. Dort warten ein Abendessen und Hotelbetten. Zumindest für einige. Die anderen zelten auf der Wiese. Die Land Rover rollen mit Leichtigkeit über Schotter, scharfkantige Schlaglöcher im Asphalt sind gefährlicher. Vorsichtig poltern wir auf den All-Terrain-Reifen hindurch. Der kräftige V6-Benziner mit 340 PS und 450 Newtonmeter Drehmoment rauscht im Hintergrund, als es die Serpentinen hinabgeht. Der Kollege, mit dem ich mir den Discovery teile, schläft auf dem Beifahrersitz. Die Fahrt ist fast meditativ. Am nächsten Morgen ist klar: Dschungel fällt aus. Stattdessen geht es Richtung Küste in die Wüste. Da regnet es garantiert nicht. Die nördlichen Ausläufer der Atacama reichen mit endlosen Geröllflächen und riesigen Sanddünen bis an den Strandn. Im Osten schirmen die Anden die Region vom Regen ab. Der kalte Humboldtstrom verhindert Regen aus westlicher Richtung. Sanddünnen statt DschungelpfadeQuelle: Land Rover/Craig Pusey Die Verbindungsetappe führt wieder über die Anden, fast 4.800 Meter hoch. Innerhalb von Stunden geht es wieder bergab, immer dem Fluss nach, der einen tiefen, schmalen Canyon ins Gestein gegraben hat. Die Temperatur steigt mit jedem Meter. Vormittags auf 4.800 Metern waren es noch um die acht Grad, auf 800 Metern sind mehr als 30. Am nächsten Tag wird es noch heißer. Endlose Ebenen, Sand, Geröll. Die Gefahr, sich festzufahren, steigt - bei der Hitze ist der Sand trocken. Wir lassen Luft aus den Reifen. Vorne reichen 18 psi, hinten 20. Der Land Rover Discovery ist kein Wüstenspezialist. Er wiegt schon ohne Gepäck mehr als 2,2 Tonnen. Unsere Discos sind vollgeladen mit Equipment. Auf dem Dachgepäckträger ist ein Ersatzrad festgezurrt, daneben zwei volle 20-Liter-Kanister Treibstoff. Wir drehen das Allradsystem auf "Sand". Das soll der Elektronik helfen, Mittendifferenzial und Hinterachsdifferenzial optimal zu steuern. Das ESP machen wir mit einem langen Knopfdruck unschädlich. Im Sand ist fast immer Schlupf an allen Reifen. Das ESP würde die Autos gnadenlos einbremsen – und damit einbuddeln. Das Fahrwerk gehört in die höchste Stellung. Unsere Discos stehen auf Luft, das ermöglicht bis zu 283 Millimeter Bodenfreiheit. Los geht’s. Quelle: Land Rover/Craig Pusey Nach ein paar Hundert Metern steckt der erste Land Rover im Sand fest. Der Kompressor-V6 hat eigentlich genug Kraft, um ihn durch den Sand zu schieben. Aber er braucht Geschwindigkeit. Nur mit Gas „schwimmen“ die grobstolligen Conti-Reifen auf dem feinen Pulver. Der Scout kann die Wüste lesen, schieben müssen wirUm den Weg müssen wir uns nicht kümmern, ein Scout fährt voraus, um die Wüste zu "lesen". Sie verändert sich täglich. Wo vor einer Woche noch alles flach war, kann jetzt eine Düne stehen. Harter Untergrund wird über Nacht zur Sandfalle. Das erste Opfer ist wieder frei, der Konvoi rollt weiter. Bis ein Journalistenkollege zu früh abbiegt. Statt dem Scout zu folgen, wählt er eine engere Linie - und hängt über dem Dünenkamm. Wir steigen aus, schieben an. Auf drei: eins, zwei – der Kollege gibt Vollgas, wir werden sandgestrahlt. Sonnencreme auftragen wird zum Peeling. Und wir wissen schon: Am Etappenziel gibt es keine Dusche. Mit den Kilometern gewöhnen sich die Fahrer an den Sand. Und der Untergrund wird härter. Durch einen Canyon geht es hoch auf eine Ebene. Kurz darauf sehen wir einen Wal, skelettiert und versteinert. Seine Barten sind noch gut zu erkennen. Vor Millionen von Jahren war hier ein Meer. Manche Geröllfelder bestehen aus fein gemahlenen Muschelschalen. Quelle: Land Rover/Craig Pusey Die größte Düne kommt zum SchlussWir nähern uns der Küste, es wird wieder sandig. Sehr sandig. Kurz vor dem Ziel wird es kritisch: Wir müssen eine steile Düne runter. Das erfordert kein Können, nur Mut. Langsam geht es an die Kante, der Disco kippt in den Abgrund. Auf gefühlten 100 Prozent Gefälle geht es in die Tiefe. Der Disco beschleunigt – auf wenig mehr als Schrittgeschwindigkeit. Ohne Bergabfahrhilfe. Der Sand ist so weich, dass er das Auto bremst. Unten angekommen heißt es: Vollgas! Nicht zu früh, sonst reißt es dem Land Rover den Heckstoßfänger ab. Nicht zu spät, sonst fahren wir uns fest. Zwei Autos mussten schon ausgegraben werden. Ich bin der letzte, der unten ankommt. Ich will nicht noch mehr Leute zum Graben zwingen. Die Sonne geht bald unter. Unser Camp für die Nacht wartet schon. Beim Zelte aufbauen gibt es das erste Bier. Der Abend endet am Lagerfeuer und etwas später im Zelt mit Blick auf den Pazifik. Quelle: Land Rover/Craig Pusey Abenteuer Lima, StadtverkehrWüste und Küste begleiten uns noch den halben nächsten Tag, bevor uns die Zivilisation wiederhat. In Gestalt eines Luxushotels an der Bahia de los Paracas. Rund um die Bucht südlich des Ortes Pisco entsteht ein vermeintliches Touristenparadies. Flamingos und Pelikane wohnen hier, drumherum gibt es nur öde Geröllwüste. Der nahe Flughafen Pisco ist schon auf den erhofften Ansturm eingestellt. Nur Flüge heben hier selten ab. Die Abfertigungsschalter sind bis auf zwei noch in Plastikfolie gehüllt. Der Großteil der Reisegesellschaft fliegt von hier nach Cusco, um von dort nach Machu Picchu zu fahren. Der Flug am Nachmittag wird wegen starken Gewitters in Cusco gecancelt. Der nächste Versuch soll um 4:15 Uhr am nächsten Morgen starten. Doch der Charter hat keinen Strom. Der Flughafen ist eben noch nicht so ganz fertig. Mit vier Stunden Verspätung schaffen es die Tourteilnehmer bis Cusco und letzlich hinauf nach Machu Picchu. Abenteuer eben. Für mich endet die Tour schon vorher. Im Toyota-Corolla-Taxi geht es nach Lima zum Flughafen. Durch die weniger schöne Seite von Peru. Öde Landschaft und eine von Baubaracken gesäumte Schnellstraße. Kurz vor Lima beginnen Stau und Chaos. Fast wie zuhause. |