• Online: 1.619

Mitsubishi L200: Test, Technik, Preise, Motoren - Echter Stahl für Forst und Feld

verfasst am

Mit Lifestyle haben Pick-ups wie der neue Mitsubishi L200 nichts am Hut. Das macht den Charme dieses ehrlichen, robusten Arbeiters aus. Erste Fahrt im Jahrgang 2015.

Die Stärken des Mitsubishi L200: Viel Platz, ein leistungsfähiger Allradantrieb, ein  vergleichsweise günstiger Preis Die Stärken des Mitsubishi L200: Viel Platz, ein leistungsfähiger Allradantrieb, ein vergleichsweise günstiger Preis Quelle: Mitsubishi

Weimar – Gut drei Tonnen Zuglast, knapp eine Tonne Zuladung, fit für jedes Gelände: Unter Lifestyle-Verdacht steht Mitsubishis knochentrocken L200 genannter Pick-up nicht. Der Klein-Lkw hat viel mit einer Hilti und nichts mit einem iPhone gemeinsam.

„Hier sind schon Tiguans den Berg rückwärts runtergerutscht“, erzählt der ADAC-Fahrtrainer, während wir im Fahrsicherheitszentrum Nohra einen Bach hinauffahren. Deren Besitzer glaubten, ihr Auto hätte einen Allradantrieb – „haben wohl beim Händler nicht nachgefragt.“

Den Mitsubishi L200 gibt es nicht ohne Allrad. Das unterscheidet ihn von Konkurrenzmodellen wie Ford Ranger oder VW Amarok, und erst recht von SUV wie dem Tiguan. Die fünfte Generation schickt Mitsubishi ab August 2015 zu den Händlern. Viele Neuerungen lesen sich, als hätten wir es mit einem normalen Auto zu tun: Der L200 wird sparsamer, leichter, innen feiner, bekommt mehr Assistenzsysteme.

Mitsubishi L200 "Club Cab": Die Ladefläche ist 1,85 Meter lang Mitsubishi L200 "Club Cab": Die Ladefläche ist 1,85 Meter lang Quelle: Mitsubishi Die Basis bleiben trotzdem Leiterrahmen, Starrachse, Blattfedern und mehr als fünf Meter Außenlänge sowie ein Allradantrieb mit Sperrdifferenzial und Geländeuntersetzung. Ist der stärkere Motor an Bord, startet der L200 standardmäßig im Allradmodus mit abschaltbarem Vorderachsantrieb. Das Drehmoment wird im Verhältnis 40 Prozent zu 60 Prozent verteilt. Beim einfacheren System wird regulär die Hinterachse angetrieben, bis 100 km/h kann die Vorderachse zugeschaltet werden.

Hübsch im Cockpit, Steuerkette unter der Haube

Trotz der rustikalen Grundlage, etwas Komfort gehört heute dazu. Das Cockpit des neuen L200 erinnert stark an das eines Pkw, mit Klavierlack, Infotainment-Touchscreen und überraschend kleinem Lenkrad. Wo man sich befindet, daran lassen in Lederoptik genarbte Plastikblenden aber keinen Zweifel. Natürlich nicht in einem Porsche, trotz des Startknopfs links vom Lenkrad. Und auch nicht in einem Rolls-Royce, auch wenn die hinteren Türen der Version mit eineinhalb Kabinen („Club Cab“) gegenläufig öffnen.

Nein, trotz aller Verfeinerung bleibt der L200 ein Werkzeug aus Stahl für Männer in Wald, Schlamm und Feld. Der neu entwickelte 2,4-Liter-Diesel (154 oder 181 PS) läuft rau, das darf er in diesem Auto. Anders als bisher setzt Mitsubishi auf eine Steuerkette – hoffentlich so wartungsfrei, wie es die Japaner versprechen.

Auch automobile Schwerarbeiter müssen den Verbrauch senken. Serienmäßig stattet Mitsubishi den L200 deshalb mit Start-Stopp-Technik aus. Die reagiert zwar so langsam, dass man auch am Zündschlüssel drehen könnte. Aber sie macht den L200 zum sparsamsten Pick-up auf dem deutschen Markt.

Der kann auch Autobahn

Wer den Umgang mit Fünfmeter-Pick-ups nicht gewohnt ist, muss beim Rangieren aufpassen. Mit mancher Mittelklasselimousine ist Parken trotzdem komplizierter, denn der L200 besitzt vier klar erkennbare Ecken und einen Wendekreis von 11,80 Metern. Eine Rückfahrkamera ist also nicht zwingend nötig. Aber sie ist, und das ist schön, im neuen Modell ebenso lieferbar wie ein Spurhalteassistent, eine Gespannstabilisierung (per ESP), Berganfahrhilfe und Bi-Xenon-Scheinwerfer.

Auf der Autobahn hält der L200 eine Überraschung bereit: Er kommt dort besser zurecht als jeder Überholspur-Star auf einer nassen Bergwiese. Der Mitsubishi bleibt bei schneller Fahrt stets leicht kontrollierbar, und auch bei Tempo 160 muss man das Radio nicht lauter drehen.

Gebaut wurde der L200 für Wald und Feld. An seine Grenzen führen ihn Thüringer Feldwege selbstverständlich nicht. Auch für den Offroad-Parcours bräuchte er keine Untersetzung, sagt der Fahrtrainer. Hat er aber, für den Fall der Fälle.

Touchscreen und Klavierlack: So viel Pkw darf heutzutage sein im Nutzfahrzeug Touchscreen und Klavierlack: So viel Pkw darf heutzutage sein im Nutzfahrzeug Quelle: Mitsubishi

Basis mit allem Wichtigen

Die Zielgruppe für Pick-ups ist klein, aber klar umrissen: Hauptsächlich Gartenbaubetriebe, Landwirte oder Handwerker kauften 2014 rund 15.000 Exemplare. Am häufigsten einen Ford Ranger oder VW Amarok. Beide kosten, erst recht ausstattungsbereinigt, einige Tausender mehr als der Mitsubishi.

Beim Japaner überzeugt die voll funktionsfähige Basisversion: Immer an Bord sind Allrad, eine in Höhe und Tiefe verstellbare Lenksäule, eine Klimaanlage und – mit Doppelkabine – sieben Airbags und Tempomat. Auch mit Radio (1.000 Euro im Paket) bleibt ein beachtlicher Preisabstand zur nächstbesseren Ausstattung. Das liegt allerdings auch daran, dass der Basismotor an die Basisausstattung gekoppelt ist. In der „Plus“-Ausstattung kauft man automatisch den stärkeren Antrieb samt besserem Allradantrieb mit.

Mitsubishi L200: Technische Daten

Der Einfachste

  • Aufbau: „Club“-Kabine
  • Motor: 2,4-l-Vierzylinder-Turbodiesel
  • Getriebe: Sechsgang-Schaltgetriebe
  • Leistung: 154 PS (113 kW)
  • Drehmoment: 380 Nm zw. 1.500-2.500 U/min
  • Antrieb: Allradantrieb
  • 0-100 km/h: 12,2 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 169 km/h
  • Verbrauch: 6,4 l/100 km
  • CO2: 169 g/km
  • Länge: 5,195 m
  • Breite: 1,785 m
  • Höhe: 1,7875 m
  • Radstand: 3,0 m
  • Leergewicht: 1.895 kg
  • Zuladung: 955 kg
  • Anhängelast: 3.000 kg
  • Ladefläche: 1,85 x 1,47 m
  • Basispreis: 26.290 Euro
  • Marktstart: August 2015

Der starke Viertürer

  • Aufbau: Doppelkabine
  • Motor: 2,4-l-Vierzylinder-Turbodiesel
  • Getriebe: Fünfgang-Automatik
  • Leistung: 181 PS (133 kW)
  • Drehmoment: 430 Nm b. 2.500 U/min
  • Antrieb: Allradantrieb, Hinterachsdifferenzial
  • 0-100 km/h: 11,8 s
  • Höchstgeschwindigkeit: 177 km/h
  • Verbrauch: 7,2 l/100 km
  • CO2: 189 g/km
  • Länge: 5,285 m
  • Breite: 1,815 m
  • Höhe: 1,780 m
  • Radstand: 3,0 m
  • Leergewicht: 1.950 kg
  • Zuladung: 960 kg
  • Anhängelast: 3.100 kg
  • Ladefläche: 1,52 x 1,47 m
  • Basispreis:35.590 Euro (incl. Ausst. „Plus“)
  • Marktstart: August 2015

Avatar von bjoernmg
Renault
43
Hat Dir der Artikel gefallen? 5 von 5 fanden den Artikel lesenswert.
Diesen Artikel teilen:
43 Kommentare: