Keilform, Zwölfzylinder und trotzdem keine Chance. Die Konkurrenz war stärker als der 8er BMW, die Kunden wenig interessiert. 25 Jahre nach seiner Premiere ist er Kult.
Ludwigshafen - Die Ansage war deutlich: „Wenn Sportdress, dann Haute Couture.“ Mit solchen Botschaften probte BMW 1989 den Spagat zwischen Leistung und Luxus. Denn nachdem der alte 6er noch in der Mittelschicht verhaftet war, strebten die Bayern beim Nachfolger nach Höherem. Über 2000 Ingenieure arbeiteten seit 1984 an der Lösung. Fünf Jahre später, am 7. Januar 1989, gab das Hochleistungscoupé für die High Society dann seinen Einstand: der 8er. Nach der Premiere ging es bergab„Doch so ganz glücklich war die Geschichte des Autos trotzdem nicht“, schränkt Ralf Pusch aus Ludwigshafen ein. Selbst der damalige Designchef Claus Luthe habe nicht so recht Lust auf das Auto gehabt, weil es für ihn weder in die Zeit noch ins Modellprogramm passen wollte, meint der Vorstand der „ClubE31 Worldwide Owners Group“. Groß aber engFür einen echten Gran Turismo war der 8er vor allem im Fond für große Reisen viel zu eng. Und mit seinen rund 1,8 Tonnen blieb er auch für die Kurvenhatz ein bisschen zu behäbig. Dass der 8er bei der Markteinführung stolze 135.000 D-Mark kostete und über die gesamte Laufzeit stets der teuerste BMW in der Gesamtpreisliste blieb, machte es nicht besser. Als das Coupé nach zehn Jahren, im Mai 1999 eingestellt wird, standen nur etwas mehr als 30.000 Exemplare im Produktionsblatt. Da verwundert es kaum, dass sich BMW mit der Arbeit am Nachfolger reichlich Zeit ließ und erst 2003 zum 6er zurückkehrte. Spätzünder mit KultfaktorDoch der 8er ist ein Spätzünder: „Seit ein paar Jahren nimmt die Classic-Sparte in München den Wagen so richtig ernst, hat ihn lieb gewonnen und kümmert sich um seine Zukunft“, sagt E31-Experte Luthe. Die Versorgung mit elektronischen Ersatzteilen sei für die nächsten 15 Jahre zugesichert. „Das gibt es so bei keinem anderen BMW-Youngtimer.“ Dabei ist der 8er fast zu Schnäppchenpreisen zu ergattern - noch. Denn obwohl sein Wert die Talsohle langsam durchschritten habe, könne man ein ordentliches, voll fahrfähiges Exemplar des 850i für rund 15.000 Euro bekommen. 12 Zylinder wollen gefüttert werdenWer diesen Betrag ausgibt, bekommt einen BMW, wie es ihn nie wieder geben wird. Der V12-Motor der frühen Coupés holt aus seinen fünf Litern Hubraum 300 PS und 450 Newtonmetern Drehmoment. Das reicht für einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 6,8 Sekunden und mühelos für ein Spitzentempo von 250 km/h. Es sorgt aber auch für einen Verbrauch, der mit 13,1 Litern heute jenseits des guten Geschmacks liegt. Zwar liebäugelte BMW später sogar mit einem M8 und versuchte, den Absatz mit einem 380 PS starken 850 CSi zu beflügeln. Aber zugleich legten die Bayern auch von unten nach und brachten 1993 den 840i: „Luxus light“ war die Devise für das V8-Modell, das mit vier Litern Hubraum und 286 PS auskommen musste. Immerhin kostete es dafür nur noch 66.560 Euro – etwa 10.000 Euro weniger als der Zwölfzylinder. |
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