Ludwigshafen - Die Ansage war deutlich: „Wenn Sportdress, dann Haute Couture.“ Mit solchen Botschaften probte BMW 1989 den Spagat zwischen Leistung und Luxus. Denn nachdem der alte 6er noch in der Mittelschicht verhaftet war, strebten die Bayern beim Nachfolger nach Höherem. Über 2000 Ingenieure arbeiteten seit 1984 an der Lösung. Fünf Jahre später, am 7. Januar 1989, gab das Hochleistungscoupé für die High Society dann seinen Einstand: der 8er.
Vor 25 Jahren auf der IAA: Premiere des BMW 850i. Daneben Vorstandsvorsitzender Eberhard von Kuenheim (l) und der Leiter der Konzernkommunikation Richard Gaul. Quelle: BMW Group Archiv
Das Modell mit dem internen Code E31 wurde bei seiner Premiere begeistert gefeiert. So coole Kanten hatte man bei einem BMW bis dato nicht gesehen. Der stolze Nieren-Grill schrumpfte zu einer spitzen Sportwagen-Nase, und die traditionellen Doppelscheinwerfer wichen spektakulären Schlafaugen. Außerdem überraschte der 8er mit technischen Leckerbissen wie der mitlenkenden Hinterachse und noch lange nicht selbstverständlichen Extras wie einer Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, einem automatisch abblendenden Innenspiegel oder einer Traktionskontrolle.
Nach der Premiere ging es bergab
„Doch so ganz glücklich war die Geschichte des Autos trotzdem nicht“, schränkt Ralf Pusch aus Ludwigshafen ein. Selbst der damalige Designchef Claus Luthe habe nicht so recht Lust auf das Auto gehabt, weil es für ihn weder in die Zeit noch ins Modellprogramm passen wollte, meint der Vorstand der „ClubE31 Worldwide Owners Group“.
Auch über einen M8 wurde nachgedacht. Im Bild der Prototyp mit einem 6-Liter-V12, wie er später im McLaren F1 zum Einsatz kam Quelle: BMW Group Archiv
Berichten der Fachpresse zufolge kam der 8er auch bei den Kunden nie so richtig an: Den 6er-Fahrern war er zu futuristisch, im Wettbewerb mit dem Coupé der S-Klasse fehlte ihm der Glanz. Und trotz seines soliden 12-Zylinders nahmen ihn Fahrer eines Porsche 928 oder anderer etablierter Sportwagen nie so richtig ernst.
Groß aber eng
Für einen echten Gran Turismo war der 8er vor allem im Fond für große Reisen viel zu eng. Und mit seinen rund 1,8 Tonnen blieb er auch für die Kurvenhatz ein bisschen zu behäbig. Dass der 8er bei der Markteinführung stolze 135.000 D-Mark kostete und über die gesamte Laufzeit stets der teuerste BMW in der Gesamtpreisliste blieb, machte es nicht besser.
Als das Coupé nach zehn Jahren, im Mai 1999 eingestellt wird, standen nur etwas mehr als 30.000 Exemplare im Produktionsblatt. Da verwundert es kaum, dass sich BMW mit der Arbeit am Nachfolger reichlich Zeit ließ und erst 2003 zum 6er zurückkehrte.
Ein 850i von 1990. Die Leistungsspanne reichte beim 8er von 286 bis 380 PS Quelle: BMW Group Archiv
Spätzünder mit Kultfaktor
Doch der 8er ist ein Spätzünder: „Seit ein paar Jahren nimmt die Classic-Sparte in München den Wagen so richtig ernst, hat ihn lieb gewonnen und kümmert sich um seine Zukunft“, sagt E31-Experte Luthe. Die Versorgung mit elektronischen Ersatzteilen sei für die nächsten 15 Jahre zugesichert. „Das gibt es so bei keinem anderen BMW-Youngtimer.“
Dabei ist der 8er fast zu Schnäppchenpreisen zu ergattern - noch. Denn obwohl sein Wert die Talsohle langsam durchschritten habe, könne man ein ordentliches, voll fahrfähiges Exemplar des 850i für rund 15.000 Euro bekommen.
12 Zylinder wollen gefüttert werden
Wer diesen Betrag ausgibt, bekommt einen BMW, wie es ihn nie wieder geben wird. Der V12-Motor der frühen Coupés holt aus seinen fünf Litern Hubraum 300 PS und 450 Newtonmetern Drehmoment. Das reicht für einen Sprint von 0 auf 100 km/h in 6,8 Sekunden und mühelos für ein Spitzentempo von 250 km/h. Es sorgt aber auch für einen Verbrauch, der mit 13,1 Litern heute jenseits des guten Geschmacks liegt. Die Grafik zeigt deutlich: hinten wurde es eng im großen 8er Quelle: BMW Group Archiv
Zwar liebäugelte BMW später sogar mit einem M8 und versuchte, den Absatz mit einem 380 PS starken 850 CSi zu beflügeln. Aber zugleich legten die Bayern auch von unten nach und brachten 1993 den 840i: „Luxus light“ war die Devise für das V8-Modell, das mit vier Litern Hubraum und 286 PS auskommen musste. Immerhin kostete es dafür nur noch 66.560 Euro – etwa 10.000 Euro weniger als der Zwölfzylinder.