Renault hat den Clio überarbeitet, aber das sieht man kaum. Neu im Angebot ist ein stärkerer Diesel. Taugt der Kleine damit für größere Aufgaben? Erste Fahrt.
Bordeaux – Dass da bloß nichts schief geht. Der Clio ist für Renault ein Segen. Seit 1990 wurde er in vier Generationen rund 13 Millionen Mal verkauft. In Europa ist er der Bestseller in der Kleinwagen-Klasse. Und die aktuelle Generation legte zuletzt sogar noch zu. Im Jahr 2015 wurden weltweit 410.000 Fahrzeuge verkauft – der höchste Wert seit Markteinführung 2012. Verständlich, dass die Franzosen beim jetzigen Facelift ganz vorsichtig sind. Sie haben den Clio äußerlich nur ein bisschen verändert. Die Frontschürze wurde etwas modernisiert, das Heck auch. Aber das erkennen nur Experten. Neu sind das Voll-LED-Licht (690 Euro) und die C-förmige Lichtgrafik, die schon vom Espace bekannt ist. Im Motorraum hat sich mehr getan: Neu ist ein stärkerer Diesel mit 110 PS, bislang war bei 90 PS Schluss. Laut Clio-Projektleiter Fabien Ovriel wollten die Kunden das so: „Unsere Kunden haben einen stärkeren Diesel gefordert“, sagt er. Abgasskandal hin oder her. Die Motorisierung wird in Deutschland sicher keine Verkaufsrekorde brechen, die Benziner mit 73 PS bis 118 PS sind hierzulande beliebter. Die RS-Modelle mit 200 und 220 PS hingegen reine Exoten. Renault Clio 110 dCi: Kräftiger Motor für SchaltfauleTrotzdem passt der „große“ Diesel (den 1,5-l-Motor gibt es auch mit 75 und 90 PS) gut zu dem 1.204 Kilogramm schweren Franzosen. Er zieht stramm an und ist unter Last erstaunlich leise. Schalten muss man ihn allerdings immer per Hand, ein Doppelkupplungsgetriebe bietet Renault für die Motorisierung nicht an. Das lässt sich verschmerzen. Dank des maximalen Drehmoments von 260 Newtonmetern, das ab 1.750 Umdrehungen pro Minute anliegt, muss man nicht allzu oft zum Schalthebel greifen. Präziser und knackiger könnte die Sechsgang-Box trotzdem sein. Und das grundsätzlich komfortable Fahrwerk wirkt bei kurzen Schlägen unharmonisch und lässt sie die Insassen deutlich spüren. Die Fahrleistungen gehen in Ordnung. In 11,2 Sekunden erreicht der Clio 100 km/h, bei 194 km/h ist Schluss. Der Normverbrauch von 3,5 Litern bleibt optimistisch. Immerhin ist er kaum durstiger als die schwächeren Versionen des 1,5-Liter-dCi. Für längere Strecken ist der stärkste Diesel insofern eine gute Wahl. Gut: Die Sitze bekommen eine bessere Polsterung. Sie bieten mehr Komfort und spürbar mehr Seitenhalt als bisher. Das Kofferraumvolumen bleibt unverändert und ist mit 300 bis 1.146 Litern ordentlich. In einen fünftürigen Ford Fiesta passen 295 bis 979 Liter, der Opel Corsa kann 285 bis 1.120 Liter einladen. Gut: Beim Umlegen der Rückenlehnen entsteht im Clio eine ebene Ladefläche. Weniger gut: Die Ladekante liegt ziemlich hoch. Auf den hinteren Sitzen wird es für groß gewachsene Passagier etwas eng. Automatisch Einparken im Renault ClioZugelegt hat der Clio bei den Assistenzsystemen. Jetzt gibt es einen echten Park-Helfer, der das Steuer beim Einparken übernimmt und sich dabei auf Daten stützt, die von den Parksensoren vorn und hinten sowie der Rückfahrkamera kommen. Auch die Einbindung des Smartphones in das Infotainmentsystem ist verbessert. Wer will, kann sich mit der Bose-Stereo-Anlage von sieben Lautsprechern beschallen lassen. So lässt sich der kleine Clio mit dem Facelift und dem kräftigen Diesel also fit für größere Aufgaben machen. Allerdings steigt damit der Preis. Es gibt den Clio dCi 110 nämlich nur in der Topausstattung. Für weniger als 19.790 Euro bekommt man ihn also nicht. Immerhin, die Konkurrenz von Ford Fiesta oder Opel Corsa ist im obersten Ausstattungsniveau ähnlich teuer. Ihre stärksten Diesel leisten aber nur 95 PS. Technische Daten: Renault Clio dCi 110
Quelle: press-inform |