Land Rover baut an. Mit dem Velar bringen die Briten das vierte Mitglied der Range-Rover-Familie, knapp unter dem Sport und weit über dem Evoque. In Genf ist Premiere.
Schwalbach – Früher hatten britische Geländewagen noch sprechende Namen. Defender, Discovery oder Freelander. Da steckte Abenteuer drin und Entdeckergeist. Wie im Markennamen an sich: Land Rover. Und was steckt im Namen „Velar“? Nichts Konkretes, könnte man sagen. Oder: etwas Geheimnisvolles. So nannten die Briten einst die Prototypen des Ur-Range-Rover, mit denen sie 1969 ihre Erprobungsfahrten absolvierten. Und so heißt das jüngste Modell der Range-Rover-Familie. Range Rover Velar: Mehr Jaguar als Land RoverEin weiteres SUV? Kein Problem. Der von Jaguar Land Rover entwickelte Aluminium-Baukasten gibt das her. Zumal der Konzernbruder F-Pace schon auf einer passenden Variante der Plattform steht. Mit einer Länge von 4,80 Meter ist der Velar fünf Zentimeter länger als der Jaguar F-Pace und fünf Zentimeter kürzer als der Range Rover Sport. Vom kleinen Evoque trennt ihn fast ein halber Meter. Radstand (2,874 m) und Bodenfreiheit (213 mm) entsprechen dem Jaguar F-Pace. Er ist also ein ordentlicher Brocken, der Velar. Das Kofferraumvolumen beträgt 673 bis 1.731 Liter bei umgelegter Rückbank. Je nach Motorisierung kann er 2,4 oder 2,5 Tonnen an den Haken nehmen. Der leichteste Velar wiegt rund 1,8 Tonnen. Drei Diesel und zwei Benziner stehen zur Wahl. Die beiden 2,0-Liter-Selbstzünder mit 180 und 240 PS entstammen der aktuellen Ingenium-Motorengeneration, sie kommen auf 430 und 500 Newtonmeter Drehmoment. Kräftigster Diesel wird der D300 mit 300 PS und 700 Nm aus einem 3,0-Liter-V6. Benziner mit bis zu 380 PS für den VelarBei den Benzinern geht es mit dem P250 los. Der 2,0-Liter-Benziner gehört ebenfalls zur neuen Familie und kommt genauso im F-Pace zum Einsatz. Er mobilisiert 250 PS und 365 Nm. Die Fahrleistungen bewegen sich auf ähnlichem Niveau, der Jaguar wiegt rund 40 Kilo weniger (1.760 kg). Stärkster Motor wird der P380 mit 380 PS und 450 Nm aus einem 3,0-Liter-V6 mit Kompressoraufladung. Im Laufe des Jahres folgt noch der P300 mit 300 PS und 400 Nm. Alle Motoren werden an die Achtgang-Automatik von ZF gekoppelt. Der Velar kann auch grobes Gelände, verspricht Land Rover. Der Antrieb erfolgt serienmäßig über alle vier Räder. Ein einstufiges Verteilergetriebe mit Lamellenkupplung variiert das Moment je nach Untergrund und Fahrzustand. Es kann bis zu 100 Prozent an die Hinterachse schicken. Der Wechsel zwischen 100 Prozent hinten und einem komplett gesperrten Antrieb soll in 165 Millisekunden erledigt sein. Optional baut Land Rover bei den V6-Velars ein Sperrdifferenzial an die Hinterachse. Mindestens fünf Fahrprogramme stehen zur Auswahl. Eco, Normal, Gras/Schotter/Schnee, Schlamm und Sand. In der Ausstattung R-Dynamic ergänzt der Dynamic-Modus das Terrain-Response-System. Gegen Aufpreis stattet Land Rover den Velar mit der neuesten Automatik-Ausbaustufe des Systems aus. Es wählt je nach Untergrund selbständig den passenden Fahrmodus. Die Bodenfreiheit liegt je nach Fahrwerk bei 213 Millimetern (Stahlfedern) oder bei bis zu 251 mm mit Luftfederung. Die maximal Wattiefe fällt mit 600 bis 650 mm artgerecht aus. An den Sport mit bis zu 850 mm oder Discovery und Range mit bis zu 900 mm reicht er aber nicht heran. Der Rampenwinkel liegt bei 23,5 Grad, die Böschungswinkel bei knapp 29 Grad vorne und bei 29,5 Grad hinten. Kaum Knöpfe und zwei Bildschirme zum AnfassenEinen großen Satz macht Land Rover beim Infotainment. Zum ersten Mal kommt ein System mit zwei jeweils 10,2 Zoll großen Touchscreens zum Einsatz. Der obere sitzt im Armaturenbrett, der untere direkt darunter in der Mittelkonsole. Oben werden Navi, Telefon und Medien gesteuert, unten zum Beispiel die Klimaanlage und die Fahrmodi des Terrain-Response-Systems. Dieses Display lässt sich um bis zu 30 Grad zum Fahrer neigen. Nur wenige Tasten bleiben noch übrig. Zwei Drehregler, die sich nach Wunsch belegen lassen und ein Lautsärkeregler sind die einzigen Hardwareknöpfe. Alles andere wird durch Schaltflächen oder den Touchscreen abgedeckt. Am Lenkrad bringt Land Rover ebenfalls zwei programmierbare Schaltflächen an. Optional bietet Land Rover den Velar mit komplett digitalem Instrumententräger (12,3 Zoll), Head-up-Display und Matrix-Laser-LED-Scheinwerfern an. Die Sitzbezüge bestehen auf Wunsch aus recycleten Velourfasern, die mal Plastikflaschen waren. Leder gehört schon ab der zweiten Ausstattungslinie S zur Serie. Der Velar wird auf dem Genfer Salon erstmals vor Publikum gezeigt. Im Sommer ist Marktstart, die günstigste Version kostet 56.400 Euro. Womit der Velar auch preislich deutlich näher am Sport (ab 62.000 Euro) als am Evoque landet (ab 34.900 Euro). Hier weiterlesen: Der Velar-Bruder Jaguar F-Pace im Fahrbericht |