Nur auf wenige deutsche Sportler trifft das legendäre Bonmot von Jörg Dahlmann zu: „Da geht er. Ein großer Spieler. Ein Mann wie Steffi Graf“.
Am Sonntag ging einer zum zweiten Mal. Kein Fußballer, aber größer als der von Dahlmann gerühmte Lothar Matthäus. Sein erstes letztes Formel-1-Rennen beendete Schumacher am 22. Oktober 2006 in São Paulo mit dem vierten Platz, nach 10 Jahren und fünf WM-Titeln bei Ferrari.
Staffelstab-Übergabe, die Erste: Schumacher und sein Nachfolger bei Ferrari, Felipe Massa (2006). Quelle: Ferrari
Schumacher ging als erfolgreichster Formel–Fahrer aller Zeiten. Keine Paparazzi-Fotos, keine Monitor-Berichte über Steuerflucht, schon gar keine Debatten über seinen Fahrstil kratzten je an seinem Denkmal.
Alles schien perfekt, hätte, wäre es dabei geblieben. Der Junge aus Kerpen, dem auf Asphalt alles gelang, dem wollte es nicht gelingen aufzuhören. Erst fuhr er leidenschaftlich und erfolglos Motorradrennen. 2009 zuckte dann schon wieder sein Formel-1-Fuß, aber der Rücken zwickte. 2010 kehrte Schumacher dann doch zurück – als Mercedes-Fahrer, mit über 40 Jahren.
Mittelmaß, das nicht zählt
Allen großen Tönen und noch größeren Erwartungen zum Trotz. Schumi war nicht mehr schnell genug, das Auto nicht gut genug. Und die Konkurrenten immer besser.
Staffelstab-Übergabe: Schumacher gratuliert Sebastian Vettel zum dritten WM-Titel in Folge. Quelle: Daimler
Drei Saisons mit mehr Schatten als Licht endeten gestern mit einem „leisen Servus“. Als Nachfolger fährt künftig Lewis Hamilton im Schumi-Mercedes. Als Fahrer kann der junge Hamilton den alternden Schumacher im Silberpfeil sicher ersetzen, vermutlich mehr als das.
Michael Schumacher als Michael Schumacher kann Hamilton nie ersetzen. Kein Formel-1-Pilot hat jemals mehr erreicht, keiner hat Deutschland an Sonntagen gebannt auf im Kreis fahrende Autos starren lassen. Wer Formel-1 sagt, der denkt Schumi, sieht Schumi, und dann erst all die anderen schnellen, jungen Männer.
Man kann über die zweite, zweifelhafte Karriere des Michael Schumacher spotten und schimpfen. Ignorieren kann man Schumacher nicht. Einen Fahrer mit sieben WM-Titeln, der in insgesamt 307 Grand Prix einen vermutlich lange Zeit gültigen Kilometerrekord aufgestellt hat.
Genau daran werde ich mich erinnern. Nicht an Strafen und Vorfälle, nicht an Fahrfehler und Unfälle, nicht an neunte, 12. oder 13. Plätze. Interessiert mich nicht. Was zählt ist, dass einer der größten deutschen Sportler aller Zeiten, einer der größten Rennfahrer aller Zeiten, seine Karriere beendet hat. Da geht einer, der sich unseren Respekt mehr als verdient hat – auch, wenn er zum zweiten Mal geht.
Bleibt eines zu hoffen. Bitte Schumi, dreh keine Doku-Soaps über Dich selbst, kommentier nicht jeden Quatsch, mach nicht für alles Werbung und bleib bitte bei Corinna. Die meisten deutschen Sportidole zog es in die Ferne oder in den Kitsch. Da wollen wir Dich bitte nicht sehen, Michael.
Quelle: MOTOR-TALK