Bei diesem Mercedes schnalzen Sammler mit der Zunge: Der fast perfekte 500 K Spezial Roadster kostet mehrere Millionen Euro. Doch der Verkäufer verzichtet auf sein Geld.
Stuttgart – Ein kleiner Blechschaden veranlasste den Berliner Anwalt Dr. Alfons Sack, seinen Mercedes 500 K "Spezial Roadster" wegzustellen. Es war nicht viel passiert, das Blech war etwas eingedrückt und der Tankdeckel soll nicht mehr auffindbar gewesen sein. Doch der Zweite Weltkrieg hatte gerade begonnen und Sack wollte seinen automobilen Schatz absichern. Er verwahrte sein graues Cabriolet mit den schönen Chromleisten und dem „Wasserfall-Grill“ auf seinem Grundstück in Landsberg. Quelle: Bonhams Sack kehrte jedoch nie wieder zu seinem Auto zurück: Er verstarb ein Jahr vor Kriegsende in Brandenburg. Er wurde berühmt, weil er 1933 die vermeintlichen Brandstifter des Reichtags vor Gericht verteidigte. Später leistete er Schlägern der NSDAP rechtlichen Beistand. Er selbst soll unpolitisch gewesen sein, heißt es. 70 Jahre nach seinem Tod schreibt Alfons Sack erneut eine Schlagzeile: sein Mercedes 500 K von 1934 unterstützt ab sofort die Krebs- und Alzheimerforschung. Ungewöhnliches Puzzle: Vom Tankdeckel zum AutoDer Reihe nach: Der schwedische Oldtimer-Experte Birger J. Nilssen fand Anfang der 1970er-Jahre ein ungewöhnlich schönes Stück Altmetall. Er ordnete den Tankdeckel einem Vorkriegs-Mercedes zu wollte fortan mit seinem Partner Alf Johannsson schöne Oldtimer finden. Quelle: Bonhams Auf dem Weg nach Tschechien reisten sie auch durch Posen. Dort, unweit von Sacks Landhaus, bot ihnen eine Familie einen sorgfältig zerlegten Mercedes an. Dieser habe nur auf die Restauration gewartet, berichten die beiden später. Er sei sogar fast komplett gewesen – nur der Tankdeckel habe gefehlt. Mercedes 500 K mit 540 K MotorNach einer 20-jährigen Restauration erstrahlte der Mercedes von Neuem. Der Mercedes-Experte Jan Mellin, bekannt für sein enormes Wissen über Vorkriegsmodelle aus Stuttgart, half mit seiner Expertise. Er fand heraus, dass es sich bei dem Auto mit der Chassis-Nummer „105136“ um den sechsten produzierten Mercedes 500 K handelt. 1934 verkauft an Alfons Sack. Der Neupreis lag bei rund 15.000 Reichsmark. Quelle: Bonhams Ursprünglich war der Spezial Roadster in „Speedgrau“ lackiert. Einige Jahre nach dem Kauf schickte Sack sein Auto zurück ins Mercedes-Werk Sindelfingen und ließ den Motor und die Haube des stärkeren 540 K nachrüsten. Der leistete 180 PS aus 5,4 Litern Hubraum, 20 PS mehr als der 5,0-Liter-Basismotor. Mittlerweile trägt der Mercedes einen roten Lack. 3,1 Millionen Euro gegen Krebs und AlzheimerTester schwärmten seinerzeit vom Kompressor-Mercedes: „Auf normalen Straßen erschrecken die Passanten, wenn man diesen Wagen mit aufheulendem Motor bewegt, daher ist es ratsam, sich eher einen gesitteten Fahrstil anzugewöhnen, obwohl dieses Automobil auch um Kurven fahren kann – und zwar sehr schnell". Damals wie heute ist er ausgesprochen selten – nur 354 Exemplare wurden insgesamt gebaut. Bonhams schätzte den Verkaufspreis des restaurierten Sack-Mercedes auf 3,6 bis 5,8 Millionen Euro. Bei einem Gebot von 3.105.000 Euro fiel am 12. Juli 2014 der Hammer. Nach 40 Jahren wechselt der restaurierte 500 K erstmals wieder den Besitzer. Der Erlös geht jedoch nicht an den bisherigen Eigentümer, sondern wird an den Krebsfond Schweden und die Schwedische Alzheimer Stiftung gespendet. Wer der spendable Anonymus ist und warum er sich diese Organisationen ausgesucht hat, ist nicht bekannt.
Quelle: MOTOR-TALK |